Fotos der ehemaligen Hofstelle Milhahn in Groß Wokern und eines typischen Hallenhauses dieser Zeit    Groß Wokern zur Zeit Adam Friedrich Milhahns

Im Dezember 1757 dringen preußische Truppen von Stettin aus nach Mecklenburg ein, das sich im Siebenjährigen Krieg, der seit August des Vorjahres tobt, eindeutig auf die Seite Österreichs gestellt hatte. Die Preußen wollen den Schweden das Land als Operationsbasis streitig zu machen. Dabei werden vor allem Städte im Osten des Landes, z.B. Malchin, Neukalen und Dargun besetzt. Direkte Kriegshandlungen finden auf dem Territorium Mecklenburgs jedoch auch in den Folgejahren kaum statt. Ab und an kommt es zu kleineren Kämpfen und Scharmützeln. Schwerer wiegen andere dem Land auferlegte Lasten. Mecklenburg muss während des Krieges etwa 15 Millionen Taler Kontribution zahlen. Preußische Truppen werben brutal Soldaten und verschleppen sie nach Preußen. Auf Befehl Friedrichs des Großen werden Getreide, Vieh und Bargeld aus dem Land gepresst.

Bis zum Juni 1758 dauert die Besetzung, vor allem des östlichen Mecklenburg, durch preußische Truppen an. Die Hauptlast der Kontributionen für die Unterhaltung und Verpflegung der Besetzer sollen vor allem die herzoglichen Domänen tragen, um sie für die Entscheidung des Herzogs in Regensburg gegen den Preußenkönig zu bestrafen. Aber auch Bauern müssen Bargeld und Getreide liefern; Wagen, Pferde und manchmal auch Knechte bereitstellen. Als die preußischen Truppen im Juni Richtung Russland abrücken, nutzt die schwedische Armee Mecklenburg sofort als Durchmarschgebiet, um weiter nach Süden vorzudringen. Auch die Schweden versuchen, die in Städten und Dörfern noch vorhandenen Geldmittel für sich zu erpressen. Aber schon im Dezember erscheinen wieder preußische Truppen in Mecklenburg und drängen die schwedischen aus dem Land. Wieder werden die Städte des Ostens besetzt.

1761 beginnen für Mecklenburg die schlimmsten Jahre des Siebenjährigen Krieges. Der preußische Oberst Belling nimmt sein Hauptquartier hauptsächlich in Prebberede und Diekhof nördlich von Groß Wokern. Mit ihm sind zwei Batallione zu etwa tausend Mann und zehn Esquadrons Husaren mit tausenddreihundert Mann in der Gegend. Vor allem die Husaren lagern in der Umgebung von Laage. Das widerspiegelt auch das Klabersche Kirchenbuch. Am 10. Juli 1761 heiratet der Husar Friederich Foegenstaedt mit Consens des Oberst von Belling Sophie Margarete Moritz in Groß Wokern. Am 12. März 1762 heiratet Anna Sophia Warkentin den ungarischen Husaren Michael Todt und am 1. April des gleichen Jahres gehen Louise Giese aus Klaber und der österreichische Husar Michael Koherr die Ehe ein. Dass die Lage in den Dörfern prekär ist, zeigt auch die besonders hohe Kindersterblichkeit. Nacheinander sterben beispielsweise fünf Kinder der drei Söhne Johann Milhahns Arent, David und Jochim Friedrich. Allein David verliert drei Kinder in kurzer Folge.

Im Juli 1762 macht der Klein Wokersche Pächter Frisch an das Güstrower Amt eine Anzeige, dass Bauer Kiens durch seine schlechte Wirtschaft dergestalt zurückgekommen, daß er sich zur Zeit, da die preußischen Truppen noch im Land gestanden genötigt gesehen, besagten Bauern von der Stelle zu werfen. Frisch schildert, dass sich Hans Kiens - Bewirtschafter der Stelle sieben - beim letzten preußischen Einmarsch gegen seine Nachbarn verhalten habe. So zahlt er keinen Heller Kontribution, während alle anderen Bauern vierzig, fünfzig oder sogar sechzig Taler hinterlegen. Während der Einquartierung verkauft Kiens ein Pferd, einen Ochsen, vier Füllen und Weizen im Wert von fast zweihundert Talern. Von diesem Geld kauft er Branntwein für die preußischen Truppen. Außerdem werden durch ihn zwei Ochsen, ein Stier, zwei Börnkälber und ein Kalb geschlachtet, so dass die zwölf Wochen lang im Dorf liegenden Truppen versorgt werden können. Auf die Frage, warum kein anderer Bauer sich so verhalten hätte wie er, gibt Kiens zu seiner Rechtfertigung an, dass fast alle Dorfbewohner geflüchtet waren und nur die alten Leute zurückgelassen hätten, um auf ihre Stellen zu sehen. Kiens jedoch sei als einziger Bauer im Dorf zurückgeblieben, da er niemand gehabt hätte, der auf seinen Hof aufpassen könnte. Das Amt entscheidet, dass Hans Kiens seinen Hof verliert und zusätzlich mit fünfzehn Peitschenhieben bestraft wird. Bei der Übergabe des restlichen Hofinventariums an seinen Nachfolger den Knecht Johann Röggelin ist Jacob Milhahn neben dem Dorfschulzen Zeuge. Mit der Familie Kiens ziehen nur die beiden jüngsten Kinder ab, alle weiteren im Alter von neun bis zweiundzwanzig Jahren bleiben als Arbeitskräfte in der Stelle.  /6/

An Ostern des Jahres 1766 stirbt der Pächter von Klein Wokern Joachim Frisch. Er hatte den Hof etwas mehr als zwanzig Jahre in Pacht gehabt. Kurz nach Ostern wird Frisch in Groß Wokern begraben. Den Hof Klein Wokern übernimmt nun wohl sein ältester Sohn. In diesem Jahr grassiert im Amt Güstrow wie fast überall in Mecklenburg die Hornviehseuche. Viele Bauern und Gutsbesitzer verlieren einen Großteil ihres Rindviehbestandes. Ein mecklenburgischer Adliger klagt gegenüber dem englischen Reisenden Thomas Nugent, daß die ansteckende Seuche schreckliche Verwüstungen unter seinem Hornvieh angerichtet, daß die Witterung so trocken und ausdürrend wäre, daß er sein Saatkorn nicht in die Erde kriegen könnte.. Der Herzog erläßt einen Befehl, dass die Bauern ihr krepiertes Vieh abgedeckt in der Erde vergraben sollen, um eine weitere Ausbreitung der Seuche zu verhindern. Vielerorts war das Fleisch an andere Tiere weiterverfüttert worden, Häute wurden in der Luft getrocknet und an die Gerber in den Städten verkauft.  /23/

1770 und im folgenden Jahr fallen die Ernten in Mecklenburg ausgesprochen schlecht aus. Mitte März schneit es acht Tage hintereinander, so dass Tiere und Menschen umkommen und der Schnee so hoch liegt, dass man über Zäune hinweg gehen kann. Vierzehn Tage lang zeigt sich kein Reisender auf den Landstraßen. Durch die ungewöhnliche Kälte leidet die Roggensaat. Eine Grundliste, die in den beiden Jahren durch die Beamten in Güstrow erstellt wird, stellt den Hufenstand in den domanialen Dörfern des Amtes fest. In Groß Wokern gibt es elf Bauern. Schulze des Dorfes ist Daniel Seemann, die Bauernstellen sind besetzt durch Ahrend Bartels, Hinrich Warkentin, Johann Roggelin, Johann Pagel, Johann Warkentin, Hans Burmeister, Jacob Milhahn, Christian Knegendorf, Johann Behrent und Claus Warkentin. Auf jedem Hof wohnen im Durchschnitt etwa zehn Personen. Auch der gewesene Hauswirt Hans Kiens wohnt noch im Dorf. Im Jahr darauf verstirbt Johann Daniel Lüht, der fünfzig Jahre lang das Küsteramt im Dorf innehatte. Nachfolger wird sein Sohn Leonhard Levin Lüht.

Im Februar 1773 werden die Feldmarken von Groß und Klein Wokern durch Ingenier Mühlenmeyer neu vermessen. Er fertigt ein Feldregister an, dass für Groß Wokern eine Feldmarkgröße von 445.355 Quadratruten - fast tausend Hektar - aufzeichnet. Wahrscheinlich wird die Wokersche Feldflur mit dieser Vermessung nicht mehr wie bisher üblich in drei sondern in vier große Schläge eingeteilt. Die Angaben zur Aussaat in einem Milhahnschen Inventarium aus dem gleichen Jahr lassen diesen Schluss zu. Jacob Milhahn hat zu diesem Zeitpunkt die gleiche Menge der Sommergetreidearten Gerste und Hafer ausgesät - ein Schlag wird mit Wintergetreide, zwei mit Sommergetreide bestellt, während einer nach wie vor brach liegen bleibt. Mit Sicherheit werden im Zeitpachtvertrag von 1786 vier Schläge zum Getreideanbau für alle Bauern des Dorfes festgeschrieben. In den Außenschlägen liegen die großen Weideflächen, Nacht- und Sammelkoppeln. Mit dieser Vermessung werden sicher auch die ersten fünf Büdnerstellen eingeplant. Drei befinden sich am Dorfausgang nach Groß Roge, zwei am Weg nach Klein Wokern auf dem heutigen Honigberg. Der erste Zeitpachtvertrag für Wokern nennt Büdner im Dorf. Ab diesem Jahr werden im Kirchenbuch auch Berufsbezeichnungen eingetragen, am Beginn des neuen Jahrhunderts nennt es zum ersten Mal die Büdner Stüve, Mau, Milhahn, Pagel und Jacobs bei der Taufe ihrer Kinder. Das Sterberegister zeigt aber wenig später, dass es schon davor eine Büdnergeneration ab etwa Mitte der 70er Jahre gegeben haben muss. Zwei Jahre nach der Vermessung werden Schulze und Hauswirte aus Groß Wokern im Amt Güstrow vorstellig. Aufgrund der neuen Vermessung ist ihnen von ihrer Weide neun Last Acker zugunsten des Forstes weggenommen worden. Sie fordern nun die versprochene Vergütung für die abgenommene Fläche ein.

Ab Sommer 1777 wird durch den jungen Küster Leonhard Levin Lüth der Schulbesuch in Groß Wokern zur Pflicht gemacht. Er beruft sich auf die zuvor für das Domanium erlassene Schulordnung, die fortan Schulbesuch, Unterrichtsstoff und Besoldung der Lehrer regeln soll. Nun wird festgelegt, dass auch von Ostern bis Michaelis Schule gehalten werden muss, die vier Wochen in der Erndte ausgenommen, als in welchen die Schule in Ansehung der den Eltern zu Hause oder im Felde unentberlichen Kinder zur Noth ganz eingstellet werden kann. Während dieser sogenannten Sommerschule sollen die Kinder, aber auch die über vierzehnjährigen und die Dienstboten, die im Jahr zuvor noch in der Winterschule waren, an zwei Tagen in der Woche in die Schule kommen. Für die Kinder beginnt die Sommerschule morgens bald nach sechs Uhr und wird um ein Uhr nachmittags wieder geschlossen. Um zehn Uhr dürfen sie zum Morgen Brodt für eine Stunde nach Hause gehen. Für die Erwachsenen soll der Unterricht etwa drei bis vier Stunden dauern, entweder von sechs bis zehn Uhr oder von elf bis ein Uhr, wie jede Dorfschaft oder für jeden Hausmann ins besondere am bequemsten finden. Der Schulmeister erhält seine Besoldung aus der Schulamtskasse, gestaffelt je nach Schülerzahl von fünfundzwanzig bis fünfundvierzig Reichstaler. Schon im Beichtkinderverzeichnis von 1704 war in Groß Wokern eine Küsterschule neben der Kirche genannt worden, die allerdings nur über den Winter von Michaelis bis Ostern Schule hielt. Jetzt wird ein Schulkaten errichtet, der im Zeitpachtvertrag des Dorfes von 1786 Erwähnung findet.  /6/

Im November 1778 werden Beschwerden der Roger und Wokerschen Bauern über den Schmied Schmitt vor das Amt in Güstrow getragen. Erst zwei Jahre zuvor waren die Bauern aus Groß Roge der Wokerschen Schmiede zugelegt worden. Sie hatten bisher in Teterow schmieden lassen. Jetzt zahlen sie dem Schmied Schmitt ebenso wie die Wokerschen Bauern jährlich einen Scheffel Roggen, einen Scheffel Gerste und drei Taler vierundzwanzig Schilling bares Geld. Die Teterower Schmiede war wesentlich teurer gewesen. Einer der Hauptzeugen in der Auseinandersetzung ist Hauswirt David Milhahn, der folgenden Vorfall schildert: Er hatte vom Schmied eine Rechnung über seine Schmiedekosten gefordert, weil er lesen und solche selbst nachsehen könnte. Der Schmied wäre darüber ungehalten gewesen und hätte erwidert, dass er schließlich Pächter sei und eines solchen Naseweises nicht bedürfe. Nur weil Milhahn weiter darauf bestand, hätte der Schmied ihm schließlich eine Rechnung vorgelegt. Dem Amt präsentiert er nun zwei Hufeisen und einen Kopfnagel für die er je zwölf und einen Schilling hatte bezahlen sollen. Er überließe es nun dem Amt, ob diese Arbeit den angesetzten Werth hätte. Als er dem Schmied Missfallen über seine geleistete Arbeit äußerte, hätte dieser ihm zur Antwort gegeben, er könne künftig schmieden lassen, wo er wolle. Diese Vergünstigung hatte David Milhahn dankend angenommen, ihm die Rechnung voll bezahlt und sich fortan an den Klaberschen Schmied gewandt. Das Amt lässt die beiden beanstandeten Stücke wiegen und schätzt die Arbeit des Schmieds als ungenügend ein - sie dürfen von ihm nicht in Rechnung gestellt werden. Die Schulzen beider Dörfer beklagen außerdem im Namen der ganzen Dorfschaft, dass die vom Schmied gemachten Hakeisen äußerst schlecht seien. Schmitt ist jedoch der Meinung, daß seine Arbeit das angesetzte Geld wert sei und die Bauern nur grundlos nach einer Klageursache suchten. Schließlich könnten die Bauern nicht taxieren, das müsse schon ihm - dem Schmied überlassen bleiben, auch könnten die Hakeisen nicht immer gleich gut sein. Er beschwert sich seinerseits darüber, dass die Bauern Burmeister und Roglin aus Roge ihren Schmiedelohn bisher nicht bezahlt haben.

1780 verliert der Hauswirt Ahrend Pagel auf Hufe neun sein Gehöft an Friedrich Matz, der ein angenommenes Kind des Pächters Frisch ist, und offensichtlich von ihm bevorzugt in die Stelle gesetzt wird. Begründet wird diese Entscheidung mit der Einschätzung wegen seiner eigenen und seines untüchtigen Eheweibs schlechten Wirtschaft. Pagels Ehefrau ist Maria Elisabeth Milhahn, die jüngste Tochter des ehemaligen Hauswirtes Jacob Milhahn. Ihre älteste Schwester Elisabeth Dorothea ist zu diesem Zeitpunkt die Ehefrau des Dorfschulzen Johann Seemann. Auch Bruder David, inzwischen Hauswirt, war in erster Ehe mit einer Tochter der Hauswirtsfamilie Pagels verheiratet. Ahrend Pagel beschwert sich über diese Vorgehensweise, schließlich habe er, der die Stelle jetzt zehn Jahre bewirtschaftet, im Jahr zuvor das Viehsterben auf dem Hof gehabt und trotzdem wären genug Tiere vorhanden. Er sei ohne Schulden, habe Obstbäume gepflanzt, einen neuen Backofen, Schwibbogen und Stubenofen mit insgesamt über tausend Ziegelsteinen gemauert. Die Beschwerden bringen jedoch nichts ein, da Matz dagegenhält, dass er den Hof mit Sommersaat, drei Pferden und einem Ochsen aufbessern musste und wohl auch, weil er den Schutz des Pächters Frisch genießt. Auch drei Jahre später, als die Brüder Ahrend und Johann Pagel hören, dass Matz in finanziellen Schwierigkeiten sei, wird ihr Angebot, das Gehöft zu übernehmen, abgelehnt. Die Stelle neun bleibt bis 1840 in der Hand der Familie Matz, dann wird sie von der Witwe des letzten Hauswirtes an Bauer Müller verkauft.

1785 tritt Pächter Frisch nach zwanzig Jahren den Hof Klein Wokern an seinen Nachpächter ab. Es ist Franz Reinhold Breem, der 1789 im Kirchenbuch als Pächter genannt wird, als seine Tochter den damaligen Tieplitzer Pächter Johann Friedrich Nahmacher heiratet. Streit mit dem Amt Güstrow entbrennt um die Pacht der Mühle, die Frischs Vater vierzig Jahre zuvor auf eigene Kosten hatte bauen lassen. Sie soll jetzt an den Müller Krüger verpachtet werden. Das Amt entscheidet, dass Frisch die Windmühle mit der Wohnung und der Einsaat an Johannis 1786 in untadelhaftem Stand abliefern muss. Als Begründung zieht es heran, dass Frisch zu damaliger Zeit die Kosten für die Mühle ohne Anspruch auf jemalige Erstattung getragen hatte. Außerdem erhielt er die Genehmigung zur Abgrabung eines Moores und blieb auf der ehemals wüsten Hufe, auf der die Mühle gebaut worden war, acht Jahre lang pachtfrei.

Im Herbst des gleichen Jahres wird Groß Wokerns Feldmark durch den Landmesser Michaelsen neu reguliert und im Hinblick auf die Einführung der Zeitpacht in zwölf Hufenstellen eingeteilt, die jedoch noch im Gemengelage liegen. Eine dreizehnte Hufe wird durch den Bauern der Pfarre Roeggelin bewirtschaftet. Eine Quelle beschreibt die einzelnen Grenzgräben der Dorffeldmark genauer. Die durch die Wokerschen Bauern zu pflegenden Gräben sind fast dreitausend Ruten - etwa dreizehn Kilometer - lang und sechs, teilweise acht Fuß breit. Ein Graben führt bis in den Nienhäger Grenzgraben, ein zweiter liegt im Außenacker und geht durch die Binthau, das Behrbehren-Moor und das Barck-Soll ebenfalls in den Nienhäger Scheidegraben. Die Grenze mit der Teterower Feldmark beschreibt ein Graben von der Köthelsche Grenze - dem Köthelschen Bach - durch die Wiese und Nachtkoppel in der Nähe des Roger Wegs. Die nördliche Grenze bis an den Klein Wokerschen Scheidegraben führt durch die Sammelwiese, durch das Grote Rugen Soll und durch ein Moor.

Ab Johannis 1786 erhalten die elf Wokerschen Bauern Seemann, Arndt Bartels, Adam Warckentin, Joachim Knegendorff, Friedrich Matz, Johann Warckentin, Hans Burmeister, David Milhahn, Johann Knegendorff, Johann Behrend und Claus Warckentin Zeitpachtverträge für ihre im Vorjahr neu regulierten Hufen. In den Zeitpachtvertrag miteingebunden werden auch der Pfarrbauer Roeggelin und der Müller Krüger. Insgesamt sind also dreizehn Hufen besetzt.

Müller Hinrich Krüger erhält neben der zu bewirtschaftenden Hufe einen gesonderten Zeitpachtvertrag für die Windmühle. Als Zwangsmahlgäste werden ihm der Hof Mamerow mit Unterpächter und Einliegern, der Hof Wokern, das Dorf Mamerow mit vier Hauswirten, zehn Einliegern, den Hirten und dem Schulmeister, das Dorf Nienhagen mit sieben Hauswirten, einem Schulmeister, siebzehn Einliegern und Hirten, das Dorf Wokern mit dreizehn Hauswirten, fünfzehn Einliegern, einem Schmied und Hirten und das Dorf Rachow zugewiesen. Als Mahllohn darf der Müller die Metze bei Weizen und Roggen pro Scheffel zu einem zwölften Teil und bei Malz, Grütze und Schrotkorn zu einem sechzehnten Teil einbehalten. Ein Jahr später stirbt sein alter Vater - der ehemalige Wokersche Müller Clemens Heinrich Krüger an der Schwindsucht.

Die Dorffeldmark ist in vier Binnen- und sieben Außenschläge eingeteilt, die 374.329 Quadratruten - etwa achthundert Hektar - umfassen. Jeder Hauswirt sät zwei Drömt zwei Scheffel Roggen, ein Drömt zwei Scheffel Weizen, zwei Drömt Gerste, drei Drömt Hafer und ein Drömt vier Scheffel Erbsen ein. Das sind für jeden insgesamt einhundertsechzehn Scheffel Korn. Im September des Jahres sind Roggen, Weizen und Erbsen bereits eingescheunt, das Sommerkorn Gerste und Hafer aber liegt noch teils in Hocken teils in Schwaden auf dem Feld. Jede Stelle hat einen Wert von fünfhundert bis sechshundert Talern, das entspricht nach heutigen Maßstäben etwa fünfundvierzigtausend Mark. Ein Pferd kostet dreißig bis 35 Taler, ein Ochse fünfundzwanzig Taler, eine Kuh fünfzehn Taler, Stärken und Kälber etwa zehn Taler, Schweine vier Taler. Schafe, Gänse und Hühner sind mit fünfzig bzw. zehn Pfennigen nur wenig wertvoll.

Der Zeitpachtvertrag beschreibt auch die bisher üblichen Dienste und Zahlungen der Bauern. An Geld mussten sie Steuern, Nebensteuern, Pachtgeld, Monatsgeld, Brandgeld und Pachtkorngeld bezahlen - insgesamt elf Taler drei Schilling, also in etwa den Gesamtwert einer Starke. Die Dienste bestanden größtenteils in Naturaldiensten. So werden beispielsweise acht Wochen lang in der Heu- und Kornernte täglich ein Knecht, eine Dirn und ein Gespann Pferde zum Einfahren auf den Hof Klein Wokern geschickt. Jeweils sieben Wochen im Frühjahr und Herbst zur Saatzeit haben die Bauern wöchentlich fünf Spann- und zwei Handtage zu leisten. Lediglich im Winter ist die Belastung nicht so hoch. Nun, mit Einführung der Zeitpacht, werden die beiden Dörfer Groß Wokern und Groß Roge vom Hofdienst befreit.

Dorffeldmarken von Groß und Klein-Wokern nach Schmettau um 1780
1788 erscheint die vom preußischen Generals Schmettau herausgegebene Generalkarte von Mecklenburg in 16 Sektionen. Sie ist die älteste überlieferte Kartenansicht, die es zur Wokerschen Feldmark gibt. Der Karte liegen zum großen Teil ältere Vermessungen der beiden großen Direktorialvermessungen von Anfang und Mitte des Jahrhunderts zugrunde. Groß Wokern ist sehr gut als Angerdorf zu erkennen. Wie der Zeitpachtvertrag von 1786 festlegt, liegen die Hauptweideflächen des Dorfes im Außenacker vor dem Teterower Hohen Holz und vorm Roger Brink. Die Mühle befindet sich noch am Landweg nach Nienhagen. Der Ausschnitt zeigt die Dorffeldmarken von Klein und Groß Wokern  /4/

Im November des Jahres führt das Weberamt Teterow Beschwerde gegen die Weber in den domanialen Dörfern Nienhagen, Wokern, Mamerow, Roge, Dalkendorf und Rachow. Sie beklagen, dass die zum Teil Arbeit, die ihnen nicht gebührt, verfertigen, auch Gesellen und Jungen halten. Der Landesherr soll den Webern die gesetzeswidrige Ordnung bei harter Strafe untersagen. Die Älterleute des Amtes und sämtliche Webermeister der Stadt dringen darauf, dass die herzogliche Verordnung, nach der pro Dorf nur ein Leinweber auf nicht mehr als drei Webstühlen arbeiten darf, eingehalten wird. Zu diesem Zeitpunkt ist auch der dreiunddreißigjährige Daniel Jochim Christopher Milhahn Weber in Groß Wokern, inwieweit auch er von dieser Beschwerde betroffen ist, lässt sich nicht rekonstruieren.  /7/

Im Juni 1789 ertrinkt die vier Jahre alte Tochter des Arbeitsmannes Dethloff Jacobs in einem Wasser hinter seinem Hause. Drei Jahre später grassieren in Groß Wokern im Frühjahr die Blattern, an denen nacheinander neun Kinder sterben.

In der Nacht vom 11. auf den 12. Januar 1792 brennt die Windmühle am Nienhäger Weg in Groß Wokern bis auf den Grund ab. Gegen Morgen zwischen vier und fünf Uhr bemerkt Hauswirt Behrend, der auf Hufe drei der Mühle am nächsten wohnt, das Feuer. In aller Eile macht er sich mit seinen Leuten auf den Weg, doch das Gebäude steht bereits in hellen Flammen und ist nicht mehr zu retten. Einen Tag später werden der Müller Krüger, sein Geselle Friedrich Calbow und einige Zeugen auf dem Amt in Güstrow befragt. An besagtem Abend war Calbow alleine auf der Mühle gewesen und bereits um sechs Uhr nach Hause gegangen, da kein Wind zum Mahlen wehte. So bleiben drei Drömt und zwanzig Scheffel Korn ungemahlen in der Mühle stehen. Der Verdacht, dass der Brand durch ein nicht ordentlich gelöschtes Feuer im Kamin der Mühle ausgebrochen sein könnte, wird schnell ausgeräumt. Alle Zeugen bestätigen, dass zuerst die Ruten der Mühle brannten. Der Tagelöhner Pattermann war nachmittags gegen fünf Uhr auf dem Heimweg nach Nienhagen an der Mühle eingekehrt, um geschrotetes Malz abzuholen. Dabei hatte er bemerkt, dass Mühlengeselle Calbow ihm kein Feuer mehr für seine Pfeife anbieten konnte, die Flammen im Kamin also bereits gelöscht waren. Der Knecht Kloenhammer war als letzter gegen Morgen drei Stunden vor Tagesanbruch an der Mühle vorbeigekommen. Er hatte bei Ahrend Warkentin auf Hof eins das Vieh gefüttert und war nun auf dem Heimweg nach Nienhagen zu seiner im Kindbett liegenden Ehefrau. Feuer an der Mühle, die nur wenig später schon in Flammen stand, hatte er jedoch nicht bemerkt. Die gesamte Dorfschaft ist der Meinung, dass das Feuer von bösen Leuten angezündet worden sei, da es zuerst außerhalb begonnen hätte zu brennen. Nur zehn Tage später stirbt Müller Hinrich Friedrich Jacob Krüger im Alter von nur sechsunddreißig Jahren an einer hitzigen Krankheit, die er sich wohl beim Löschen des Feuers zugezogen hatte. Im Februar wird seine Witwe Catharina Sophia Stüve auf das Amt nach Güstrow bestellt. Gemeinsam mit den Beamten und dem Dorfschulzen halten es alle geraten, die Mühle gänzlich zu legen. Catharina Sophia Stüve kündigt an, dass sie Johann Jochim Hohmuth heiraten möchte und bittet darum, die zur Mühle gehörige Pachthufe acht behalten zu dürfen. Bereits im Juli heiratet sie den Mühlenburschen Hohmuth. Die bisherigen Mahlgäste, die noch dem Mühlenzwang unterliegen, werden vorerst von ihm entbunden.

Ab 1. März 1793 wird dem neuen Pächter der Hufe acht Jochim Homuth auf dreizehn Jahre für jährlich vier Reichstaler Pacht die Genehmigung erteilt, Bier und Branntwein zu verkaufen, Gäste zu haben, durchreisende Leute aufzunehmen und zu beherbergen. Der Schulze Seemann behält weiterhin das Recht, die bei ihm einkehrenden Amtsbedienten mit Branntwein und sonstigen Erfrischungen, ein solches bisher geschehen ist, bedienen zu können. Hohmuth, dessen Haus auf der einen Seite an der Landstraße liegt, hatte im Jahr zuvor ein entsprechendes Gesuch an das Amt Güstrow gerichtet, da das Recht, einen Krug zu betreiben bisher beim Müller lag, die Mühle aber nun abgebrannt war. Der verstorbene Müller Krüger hatte allerdings eingeschätzt dass Krugwirtschaft an diesem Orte, wohin keine Landstraße gehet, sehr gering sei, und er lange Zeit mit einem Anker Branntwein ausreichen könne. Homuth möchte es trotzdem versuchen. Sein Gehöft liegt am Dorfausgang in Richtung Groß Roge, nicht weit von der Landstraße zwischen Güstrow und Teterow entfernt. Es ist die Hufe, die traditionell mit den Rechten, Mühle und Krug zu betreiben, verbunden ist. Doch schon im Mai 1804 verstirbt der Hauswirt und Krüger Hohmoth - erst dreiundvierzig Jahre alt. Er hatte in den vorangegangenen vier Jahren in kurzer Folge Ehefrau und alle seine vier Kinder verloren. Nun ist die erst zehn Jahre zuvor durch Hohmuth neu besetzte Hufe acht, und mit ihr das Recht Mühle und Krug zu betreiben, wieder freigeworden.  /6/

Ab 1795 muss jeder Bauer in Groß Wokern jährlich zwei Reichstaler in die Amtskasse zahlen, damit er von der Ausfütterung eines herzoglichen Sauhundes befreit werden kann. Drei Jahre zuvor hatte eine herzogliche Verordnung es zur Bedingung gemacht, dass jeder Pächter, Müller oder Hauswirt im Domanium einen derartigen Sauhund in Fütterung nehmen muss. Der Klein Wokersche Pächter Breem erklärt sich mündlich zur Naturalausfütterung eines Hundes bereit, während die Dorfschaft Wokern sich für die Geldzahlung entscheidet.

Im September des Jahres 1796 stirbt der Pächter des Hofes in Klein Wokern Franz Reinhold Breem im Alter von sechsundsechzig Jahren am Stoppelfieber. Er hatte den Hof nur elf Jahre bewirtschaftet. Sein Grabstein steht noch heute an der Priesterpforte der Wokerschen Kirche mit der Inschrift Hier ruhet in Gott F. R. Breem neben dem Grabstein des Küsters Friese. Zwei Jahre nach dem Tod des Vaters heiratet Franz Reinhold Breems Tochter Elisabeth Carl Nahmacher. Er ist zu diesem Zeitpunkt Pächter des im preußischen Pommern gelegenen Gutes Trittelwitz. Kurz nach der Hochzeit verstirbt der Pächter von Braunsberg Joachim Ernst Blauert, Vater der Breemschen Witwe Anna und Großvater der jungen Braut plötzlich bei seinem Besuch in Klein Wokern am Schlage. Nachfolger auf dem Klein Wokerschen Hof wird nun nach der Hochzeit Breems Schwiegersohn Johann Friedrich Nahmacher, der aber auch schon mit vierundvierzig Jahren im Sommer 1805 am Faulfieber verstirbt. Auch sein Grabstein ist erhalten - er steht neben den beiden oben Erwähnten an der Wokerschen Kirche. Nach seinem frühen Tod übernimmt den Hof dann zunächst Thomas Christoph Friedrich Breem, Sohn des verstorbenen Pächters Breem. Zwischen 1807 und 1810 wird er dort als Wirtschaftsinspektor genannt, bevor er im gleichen Jahr als Pächter nach Tannenhof wechselt. Spätestens mit seiner Volljährigkeit erhält schließlich Johann Friedrich Nahmachers Sohn Carl den Hof in Klein Wokern zur Pacht.

Im März 1799 übergeben die Älterleute des Weberamtes Teterow David Haase und Jacob Mumm dem Wokerschen Schulzen Seemann einen herzoglichen Vergleich darüber, dass nur ein Leinweber im Dorf geduldet werden darf. Im Januar des Vorjahres wohnten aber drei Weber in Wokern, ein vierter wollte sich dort sesshaft machen. Der Schulze wird aufgefordert, den überflüssigen Webern zu Ostern die Wohnung zu kündigen und sie anzuweisen, das Dorf zu räumen. An Ort und Stelle darf nur ein Weber mit eigener Wohnung oder einer, der am längsten im Dorf arbeitet, bleiben. Weber Daniel Jochim Christopher Milhahn betrifft diese Weisung nicht mehr - er ist bereits im Juli 1797 im Alter von nur zweiundvierzig Jahren an einem Beinschaden verstorben. Seine Witwe Maria Elisabeth Schmitt hatte jedoch ein halbes Jahr später den Weber Johann Georg Rohn in zweiter Ehe geheiratet. Vielleicht ist er der vierte Weber, der sich neu ansiedeln will.

Im Mai 1803 macht die Dorfschaft Groß Wokern dem Amt in Güstrow einen Vorschlag zur Neubesetzung der Stelle des ehemaligen Pfarrbauern Johann Pagel Roggelin. Roggelin ist seit mehreren Jahren schon sehr schwach hinsichtlich seiner Vermögensumstände und Wirtschaft. Er ist außerdem in Pachtrückstand geraten, aber da die Wokerschen Bauern ihm nicht ungünstig gesonnen sind und Nachsicht üben, sei die Stelle bisher nicht neu besetzt worden. Eine weitere Ursache für den schlechten Zustand des Gehöftes sei die Unwirtlichkeit und vieljährige Kränklichkeit der Ehefrau des Bauern Roggelin. Ab Johannis wird die Stelle zwei nun mit dem in Wokern wohnenden Katenmann Johann Ernst Howe besetzt, der schon im Juli freiwillig die älteste Roggelinsche Tochter Catharina Sophia Elisabeth heiratet.

Der Altenteiler Roggelin wird fortan im Haus des noch jungen unverheirateten Büdners und Webers Johann Heinrich Milhahn untergebracht, woraufhin sich dieser beim Amt beschwert. Die Unterbringung Roggelins fällt ihm zu beschwerlich, er fühlt sich in seinem Besitz gestört. Lieber würde er den Bruder Roggelins, der jetzt im Howeschen Altenteilerkaten wohnt, aufnehmen. Beide Roggelins sind aber nicht zu diesem Tausch bereit. Katenmann Roggelin möchte seinen Garten auf dem Howeschen Gehöft nicht verlieren, dem Altenteilermann Roggelin ist der Hofkaten für seine kinderreiche Familie zu eng. Als Lösung bietet das Amt an, dass der ehemalige Hauswirt Roggelin ab Herbst in die Grievesche Wohnung des Altenteilerkatens Howe zieht. Doch schon am 1. Dezember wird der etwa fünfzigjährige Johann Pagel Roggelin tot auf dem Radensche Felde gefunden. Sieben Tage später muss die Todesursache in Raden gerichtlich festgestellt werden. Die Untersuchung ergibt, dass Roggelin eines natürlichen Todes an einem incarnierten Bruch verstorben ist. Anschließend wird der Tote dem Schulzen Seemann und zwei weiteren Bauern zur Beerdigung übergeben. Bereits ein halbes Jahr später stirbt auch Roggelins vierzigjährige Ehefrau.  /6/

Am 6. August 1806 verkauft der Erbmüller Jochim Christian Heyden die von ihm im vergangenen Jahr gebaute Windmühle für dreitausend Reichstaler an Daniel Dahse. Der bisherige Pachtinhaber Lichtwark bleibt auch weiterhin Pächter der Erbmühle. Heyden behält wohl als Hauswirt die Hufe acht in Nutzung, während Dahse nun die Mühle besitzt, die er an Müller Lichtwark unterverpachtet. Dreizehn Jahre nach dem Brand der Mühle am Nienhäger Weg war nun also eine neue, in Erb- und nicht mehr in Zeitpacht vergebene Mühle, auf der ehemals Hauswirt Hohmuth gehörenden Hufe acht, gebaut worden. Die Mühle steht etwas außerhalb des Dorfes am Weg nach Groß Roge. Ihre Fundamente sind noch heute als Hügel erkennbar. Nur sechs Jahre später stirbt jedoch Müller und Krüger Heyden im Alter von nur dreiunddreißig Jahre an Gicht, nachdem er erst ein Jahr zuvor die Pacht des Kruges übernommen hatte.

Am 3. November 1806 ziehen kaiserlich französische Truppen auf ihrem Durchmarsch durch Groß und Klein Wokern. Im Laufe des Tages kommen nach und nach mehr als vierhundert Franzosen durch die Dörfer, die verpflegt werden wollen oder bei den Bewohnern plündern. Sie verbrauchen insgesamt anderthalb Anker Wein, einen Anker Branntwein, Brot von sechzehn Scheffeln Roggen, zehn Pfund Butter, einen holländischen Käse, neun Pfund Speck und fünfzig Eier. Gegen Abend quartieren sich ein Unteroffizier mit vierzehn Mann im Klein Wokerschen Hof für eine Nacht ein. Drei Wochen später essen dort noch einmal zwei Offiziere zu Mittag, die sich anschließend nach Niendorf fahren lassen. Zwei Tage nach dem Einmarsch der Franzosen verstirbt der einundsiebzig Jahre alte Küster Leonhard Levin Lühtke. Sein Nachfolger im Amt wird der neunundzwanzigjährige Gustav Friese. Er verstirbt im März 1833, sein Grabstein ist noch heute an der kleinen Priesterpforte der Wokerschen Kirche sichtbar.

Im Frühjahr 1807 werden vom Amt Güstrow die Schäden und Kosten der Hauswirte in Groß Wokern aufgenommen, die sie durch den Durchmarsch der französischen Truppen erlitten hatten. Die gesamte Dorfschaft musste nach schriftlicher Aufforderung sechs Wagen mit Brot nach Plau schicken, sechs Wagen mit Satteln und Halskoppeln in Teterow und Neukalen bereitstellen, desweiteren Gerste, Heu und Stroh liefern. In Groß Wokern waren vierundvierzig Soldaten mit ihren Pferden für einen Tag lang einquartiert worden. Jeder einzelne Hauswirt gibt die ihm durch französische Soldaten gestohlenen oder beschädigten Sachen an. Dem Hauswirt Milhahn werden sechzehn Reichstaler, drei Paar neue wollene Strümpfe, ein Paar neue Handschuhe und seinem Knecht vierzig Reichstaler gestohlen. Die Liste der Schäden nennt bei ihm außerdem zwei neue Laden, die entzwei geschlagen worden sind. Im Dorf leben zu diesem Zeitpunkt dreizehn Hauswirte - die Bauern Seemann, Bartels, Adam Warkentin, Knegendorf, Matz, Heinrich Warkentin, Jürß, Milhahn, Krüger, Behrend, Howe, Ahrend Warkentin und Heiden. Erbmüller ist Meister Dahse, Pachtmüller der Müller Lichtwark. Als Schmied wird Meister Schmidt genannt. Am fündigsten werden die Franzosen offensichtlich beim Erbmüller Dahse, dem unter anderem fünfzundvierzig Reichstaler bares Geld, zahlreiche seidene, wollene und baumwollene Strümpfe, eine seidene Weste, neue Hemden, vierzehn Ellen feine Leinwand, ein Überrock, ein Umschlagtuch, eine Flinte und ein Hirschfänger entwendet werden. Den Gesamtschaden für Groß Wokern beziffert das Amt mit fast tausend Talern, wobei der größte Schaden während der eintägigen Einquartierung französischer Soldaten entsteht. In den meisten Fällen wird Geld entwendet, begehrt sind aber offenbar auch warme Sachen, Speckseiten und Pferde.  /6/

Für den Hof in Klein Wokern stellt die Nahmachersche Pächterwitwe Elisa geborene Breem die Schäden auf. Sie musste auf schriftliche Anforderung nach Güstrow einen Ochsen mit Treiber und Futter, ein braunes Pferd, fast fünfzig Scheffel Hafer und jeweils hundertfünzig Bund Heu und Stroh liefern. Außerdem wurde außerordentliche Contribution erhoben. Während des Durchmarsches der französischen Truppen wurden ihr und ihrer Mutter Madame Blauert fast fünfhundert Taler bares Geld entwendet. Die französischen Soldaten erpressen alles, was halbwegs wertvoll erscheint, so zum Beispiel goldene Ringe, silberne Bestecke, Uhren, Tabakpfeifen, seidene Tücher, Mouselin-Tücher, Hemden, Laken und Matratzen. Dem Schreiber Stammer und dem Schäfer Galbeck werden vor allem bares Geld entwendet. Der Gesamtschaden des Hofes liegt ähnlich wie der im Dorf Groß Wokern bei fast tausend Talern.  /6/

Während der Befreiungskriege gegen die französische Besatzung 1813 wird Groß Wokern von durchziehenden Truppen berührt. Auch der Pastor der Kirche Klaber Johann Anton August Bölcken nimmt als Feldprediger an den Befreiungskiegen teil. Ein halbes Dutzend Franzosen, die im Dorfkrug übernachten, werden duch die Dorfbevölkerung heimlich beiseite geschafft. Diese Tat wird erst nach dem Krieg bekannt, als sich Bauern und Tagelöhner um den Nachlass der Franzosen streiten. Vielleicht gehen auf dieses Ereignis die Mordkrug-Überliegerungen zurück, die Richard Wossidlo hundert Jahre später von Häusler Jenning aus Langhagen berichtet werden. Er erzählt: In Waukern hett de Kröger Arwt ümmer de Lüd, dee bi em ankihrt sünd, oeverhulpen. Früher güngen jo de Swindrivers un Kohdrivers rum. He hett en Viehhändler doot slagen und in Keller ingrawt. Dor sollen se väl Knaken utgrawt hebben. Jetzt bezieht sich der Mord zwar auf Viehtreiber bzw. Viehhändler, doch ist Arft als Nachfolger des früh verstorbenen Jochim Christian Heyden zur Zeit der Befreiungskriege tatsächlich Müller und Krüger im Dorf und ein Zusammenhang ist wahrscheinlich.  /21/

Im September des gleichen Jahres brennt das Gehöft fünf des Bauern Heinrich Brüsehaver fast vollständig nieder. Am Ende des Monats nehmen Beamte aus Güstrow das noch vorhandene Inventarium auf. Die Gebäude sind sämmtlich abgebrannt, es existieren nur noch ein Soth mit Zubehör, der Backofen und die Befriedung mit Hakelwerk und Zäunen. Von dem ebenfalls abgebrannten Tor stehen nur noch zwei Pföste. Der Garten mit Obstbäumen und Weiden ist unversehrt geblieben. Auch der Viehbestand konnte zum Teil gerettet werden - es verbrannten aber vier Ochsen, ein zweijähriges Hengstfohlen und alle Hühner. Auch beim Ackergerät hatte man wohl versucht, das wertvollste zu retten. Zwei Wagen, zwei Haken, drei Hakeisen, drei Eggen und einiges Kleingerät überstanden das Feuer. Vom Hausgerät ist fast alles verbrannt. Es gibt nur noch einen vom Feuer verdorbenen Kessel, eine eiserne Pfanne und einen Brettstuhl.

Die Bewohner des Gehöftes waren seit dreizehn Jahren wie vom Pech verfolgt. 1790 hatte der junge Jochim Christoph Burmeister den Hof von seinem aufs Altenteil gesetzten Vater Hans Christoph Burmeister übernommen. Aber schon elf Jahre später muss der Sohn des Schulzen Seemann dem Amt melden, dass der Hauswirt mit erst neununddreißig Jahren am Schlagfluss verstorben ist und eine erst im Herbst geheiratete zweite Frau Maria Nehls mit vier kleinen Kindern aus erster Ehe hinterlässt. So geht der Bruder Ahrent Jacob Hinrich Burmeister auf dem Hof der jungen Witwe zur Hand. Etwa zehn Wochen später entscheidet das Amt über die Gehöftsnachfolge. Der Normalfall wäre, dass der Bruder den Hof des verstorbenen Hauswirts übernimmt und dessen Witwe heiratet. Maria Nehls aber erklärt auf dem Amt daß sie ihres Mannes Bruder nicht liebe und alß auch nicht heiraten könne. Er sei aber auch selbst Schuld daran, daß die Wahl nicht auf ihn gefallen, weil er schon eine andere Braut gehalten und von dieser zu lassen nicht das Ansinnen geäußert. Da der Schulze meint, dass der Wirt Burmeister das Gehöft schon ziemlich verfallen lassen hatte und auch der Bruder mangels Fähigkeiten und Vermögen nicht imstande ist, den Hof zu erhalten oder gar zu verbessern, entscheidet das Amt für einen anderen Hauswirt. Die junge Witwe Nehls wird als sehr tüchtig eingeschätzt und möchte den Bruder der verstorbenen ersten Ehefrau Burmeisters Levin Jürß aus Nienhagen heiraten. Er ist der leibliche Onkel der vier kleinen Kinder aus erster Ehe. Bisher hatte er vom Müllerhandwerk gelebt. Jürß wird nun auf zweiundzwanzig Jahre als Interimswirt eingesetzt, danach soll der jetzt zweijährige Sohn des verstorbenen Hauswirtes Johann Ahrend Jochim Burmeister Gehöftsnachfolger werden. Aber schon im November 1807 verstirbt auch Levin Jürß mit erst fünfundzwanzig Jahren am Seitenstechen - wohl einer Brustfellentzündung - ohne leibliche Kinder zu hinterlassen. Maria Nehls heiratet kurz darauf ein drittes Mal - dieses Mal den Knecht Hinrich Brüsehaver aus Mamerow, der wiederum den Hof als Interimswirt übernimmt. Nur fünf Jahre später brennt dann das Gehöft vollständig ab. Heinrich Brüsehaver und Maria Nehls leben später als Tagelöhner im Dorf. Dem eigentlichen Erben Johann Ahrend Jochim Burmeister bietet man eine Büdnerstelle an.   /6/

Im Juni 1814 wendet sich die Witwe des Hauswirtes Jacob Knegendorf Elisabeth Matz an das Amt Güstrow, um zu erreichen, dass ihr der Altenteilerkaten des Gehöftes sieben ihres Sohnes Johann Joachim Knegendorf auf Lebenszeit zugesprochen wird. Sie hatte ihn nach dem Tod ihres Mannes vor dreizehn Jahren ausbauen lassen und bewohnt ihn seitdem zusammen mit Tochter und Schwiegersohn. Die Witwe befürchtet, von ihrem Sohn verstoßen zu werden, da dieser plant, die Hufe weiterzuverpachten und sich im Katen zur Ruhe zu setzen. Schon jetzt sei sie seinen Mißhandlungen ausgesetzt. Wenn ihn später, bei Aufgabe der Stelle, erst die Nahrungssorgen drückten, würde sie ihm vollends zur Last werden. Zwei Jahre darauf wird der Zustand des Gehöftes als sehr schlecht beschrieben, es gibt kaum Vieh, der erst fünfunddreißigjährige Johann Joachim Knegendorf ist trunkfällig, will sich aber bessern. Trotz zweier Ehen mit Christine Marie Bartels und Sophie Warkentin hat er nur einen einjährigen Sohn - alle übrigen Kinder sind verstorben. Als Knegendorf seinen Hof acht Jahre später durch Abmeierung verliert, wird er als an Leib und Seele unfähig zur Fortführung der Wirtschaft beschrieben - sein Zustand und der seines Hofes haben sich also nicht gebessert. Seine hier Beschwerde führende Mutter stirbt im Februar 1820 mit fast achtzig Jahren an Schwäche - dass ihr Sohn den Hof verliert, erlebt sie nicht mehr.  /6/

Der Magistrat der Stadt Teterow lässt 1816 die Wege von Klein Köthel nach Groß Roge und von Groß Wokern nach Teterow, die beide durch das Teterower Hohe Holz führen, legen. Dreißig Jahre lang prozessiert nun das Amt Güstrow um die Wiederherstellung der öffentlichen Verbindungen durch die Stadt. Erst 1857 können sich beide zu einem Vergleich durchringen. Teterow bietet an, den Weg von Wokern nach Teterow wiederherzustellen, allerdings nicht auf der alten Route, da diese bereits verfallen ist. Der neue Weg soll nun über die Hufe elf, einen Fuß- und Forststeig entlang, auf dem Hohe-Holz-Weg am Jägergehöft vorbeigeführt werden. Der damalige Wokersche Schulze Warkentin wird im Verlauf der Streitigkeiten nach dem alten Verlauf beider Wege gefragt, da sie in der Landschaft nicht mehr zu erkennen sind. Er berät sich mit den alten Leuten im Dorf und beschreibt den Weg wie folgt. Er führte durch die jetztige Hufe sieben genau auf die Stelle zu, an der jetzt der Karstiensche Erbpachthof liegt. Anschließend zog er sich nach rechts zwischen zwei kleinen Bergen hindurch, die jetzt auf der Hufe elf liegen, um dann auf das Teterowsche Hohe Holz genau an der Stelle zu treffen, wo es in scharfem Winkel die Hufe berührt. Hier befindet sich noch immer ein Fußsteig, der an der Stadtziegelei vorbei nach Teterow führt. Heute ist dieser ursprüngliche Weg nicht mehr erkennbar und ganz von der Krakow - Teterower Chaussee verdrängt oder überackert. Auf der Wokerschen Feldmark ist nur noch ein kleiner Rest vom Erbpachthof bis an den Rand des Hohen Holzes ist vorhanden. Warkentin beschreibt auch den ehemaligen Weg von Groß Roge nach Klein Köthel. Er verläuft auf der Grenze von Klein Roge und Teterow, biegt von der Güstrow - Teterower Landstraße rechts ab und führt direkt ins Hohe Holz hinein, wo er die Stadtziegelei streift, den Weg von Wokern nach Teterow kreuzt und weiter nach Klein Köthel führt. Dieser Weg wird nicht wiederhergestellt. Der Wokersche Schulze bemerkt in seinem Brief, dass die Wiedereinrichtung des Weges nach Teterow zu begrüßen wäre, da die beiden jetzt benutzten Wege länger und im Winter fast unpassierbar seien. Um den neuen Weg von Wokern nach Teterow rankt sich auch eine der zahlreichen Spuk-Überlieferungen, die Richard Wossidlo Anfang des 20. Jahrhunderts von den alten Einwohnern des Dorfes sammelt. Wenn man na'n Hogen Holt rinkümmt in'n nigen Weg, dor steiht 'ne grote Eik - links von hier ut. Dor hett Jäger Möller 'ne Dam seihn - achter de Eik is se verschwunnen. He hett driest toschritt, hett seihn wullt, wo se afblew - oewer se is weg wäst.  /21/

1817 wird das Gehöft dreizehn an den jungen Gehöftserben Diederich Warkentin übergeben. Bei der Übergabe ist neben dem Dorfschulzen auch der Bauer Hinrich Milhahn anwesend. Diederich Warkentin war seit elf Jahren mit Hinrichs Schwester Sophia verheiratet, die jedoch kurz vor der Hofübergabe im Juli erst vierungddreißigjährig im Kindbett verstirbt. Bereits zwei Jahre zuvor war Diederichs Vater Adam Warkentin gestorben, aber um sein Erbe gibt es Streit zwischen Diederich und seinen beiden jüngeren Schwestern Sophie - Ehefrau des trunkfälligen Hauswirtes Johann Joachim Knegendorf und Catharina - Frau des Tagelöhners Koch. Darum hatte sich auch die Übergabe des Hofes immer wieder hinausgezögert. Die Streitpunkte werden nun beim Wechsel des Hauswirtes noch einmal zur Sprache gebracht. Die beiden Schwestern werfen ihrem Bruder die Unterschlagung der hinterlassenen Barschaft ihres Vaters vor. Diederich aber, der beim Tod seines Vaters im Mai vor zwei Jahren alleine im Haus war, behauptet, dass der Vater nur sechsunddreißig Taler hinterlassen hatte und das nicht ohne Grund auf dem Gehöft noch eine Schuld von zweihundert Reichstalern liege. Seine Schwestern beharren aber darauf, dass der Vater ihnen kurz vor seinem Tode angeblich eine große Geldsumme versprochen hätte. Diederich meint, dass bereits der viel größere Nachlass der Mutter ohne ihn verteilt worden war, und der Vater zu Lebzeiten zu ihm gesagt hätte, er solle sich ruhig verhalten, da das väterliche Erbe ganz allein ihm zukommen würde. Darum hatte er auch seine Schwestern nicht ins Haus gelassen, als er die Lade des Vaters öffnete, um das Totenhemd herauszunehmen. In dieser Lade fand er angeblich neben diversem Leinenzeug nur einen Leinenbeutel mit den besagten sechsunddreißig Talern. Kurz darauf holte Diederich sich den Dorfschulzen ins Haus, um einen Zeugen für das Erbe seines Vaters angeben zu können.

Etwa zur gleichen Zeit befindet sich der Landreiter Bischoff auf Visiatation bei den Webern der domanialen Dörfer in der Umgebung. In Wokern arbeiten verbotenerweise die beiden Weber Johann Jochim Burmeister und Schröder auf insgesamt drei Stühlen. Bei Weber Thürkow in Mamerow und Weber Schlorf in Dalkendorf wird auf den Stühlen verbotenes Tischzeug aus Garnwolle entdeckt.

In der Volkszählung von 1819, die Groß Wokern am 30. Juli erreicht, werden im Dorf 328 Einwohner gezählt. Groß Wokern ist damit das größte Dorf in der Gegend. Vergleichbar sind nur Mamerow, Rothspalk, Vietgest, Nienhagen, Klaber und Groß Roge. Alle anderen Dörfer übersteigen nicht die Zahl von zweihundert Einwohnern. In Groß Wokern gibt es zwölf Hauswirtsstellen, die durch die Bauern Ernst Seemann, Heinrich Bartels, Diederich Warkentin, Johann Joachim Knegendorf, Johann Arndt Matz, Heinrich Warkentin, Johann Heinrich Milhahn, Witwe Krüger, Arndt Christian Behrend, Ernst Hobe und Johann Arndt Warkentin besetzt sind. Schulze des Dorfes ist Ernst Seemann. Genannt wird auch der Erbmüller Friedrich Arft, der seine Mühle an Carl Müller und Daniel Dahse verpachtet hat. Auch Arft ist im Besitz einer Hauswirtsstelle. Das fehlende dreizehnte Gehöft ist das abgebrannte Brüsehaversche. Schäfer ist Joachim Seemann, Gänsehirte Heinrich Schröder und die Schmiede hat Johann Joachim Schmidt in Erbpacht. Im Besitz eines Büdnerkatens sind Weber Johann Milhahn, Dethloff Christoph Jacobs und Johann Pagels. Aber auch Schneider Christian Giese und die beiden Tagelöhner-Brüder Joachim und Heinrich Mau besitzen einen Katen - alle fünf Familien werden in späteren Quellen als die alten Büdner bezeichnet. Pächter des Hofes in Klein Wokern ist der noch junge unverheiratete Carl Nahmacher. Im Haus leben seine Mutter Elisabeth Breem, seine Großmutter Anna Blauert und die drei Schwestern Sophia, Lisette und Marianne. Statthalter des Hofes ist Hartwig Laas, Schreiber Adolf Voß, es gibt sieben Knechte und Dienstjungen und sieben Mägde. Im Dorf leben fünfzehn Tagelöhnerfamilien, Kuh- und Ochsenhirten, Schäfer, ein Tabakpflanzer, eine Holländerwitwe und je ein Schneider, Weber und Maurer.

Anfang September des gleichen Jahres werden durch den Amtszimmer- und -maurermeister die im Dorf vorhandenen Gehöftsgebäude der Hauswirte überprüft. Eine Auflistung aller Mängel fällt den beiden jedoch schwer, da zu diesem Zeitpunkt die Gebäude mit Korn und Futter angefüllt sind. Seit Einführung der Zeitpacht waren viele Wohnhäuser und Scheunen im Dorf neu gebaut oder grundlegend repariert worden. Dieser Aufschwung bricht mit der französischen Besatzung radikal ab. Eine leichtere Bautätigkeit setzt gerade erst wieder ein. Nur die Gehöfte von Diederich Warkentin, Heinrich Bartels und Hauswirt Kröger werden als sehr schlecht beschrieben. Ungeklärt ist auch, ob das abgebrannte Brüsehaversche Gehöft wieder aufgebaut oder auf die übrigen zwölf Hufen aufgeteilt werden soll. Sollte es weiterhin bestehen bleiben, so könnte es erst in sieben Jahren an Brüsehavers Stiefsohn Johann Ahrend Jochim Burmeister übergeben werden, der momentan Soldat in Güstrow sei. Neben den Hauswirtsgehöften steht im Dorf noch ein Hirtenkaten, der etwa 1780 neu gebaut wurde und drei Wohnungen enthält. Am sogenannten Damm, wohl der Weg nach Klein Wokern, befindet sich ein zweihieschiger Katen, der ursprünglich von den Tagelöhnern des dortigen Hofes bewohnt wurde. Nun steht er leer und ist möglicherweise als mittelmäßiges Armenhaus einzurichten. Ein zweiter Klein Wokerscher Hofkaten steht oben auf dem Berge bei dem Büdner Pagels - wahrscheinlich dem heutigen Honigberg. Er ist dreihieschig und taugt noch zur Einrichtung eines Büdnerkatens.

Zu Anfang des Jahres 1820 wendet sich Graf Schlitz auf Burg Schlitz in einem persönlichen Brief an den Major von Oertzen, Amtmann des Domanialamtes Güstrow. Er beschwert sich darüber, dass der Weg von Karstorf nach Rostock, der von jeher über Groß Wokern, Klein Wokern, Wotrum und Diekhof führt, seit vielen Jahren auf dem Wokerschen Felde immer mehr verengt wurde und somit im Winter unmöglich befahrbar ist. Da dieser Weg von mehreren Gütern benutzt wird, bittet Schlitz darum, die Wokerschen Bauern im Zusammenhang mit der anstehenden Neuregulierung ihrer Feldflur anzuweisen, den Weg wieder auf eine Breite von vierundzwanzig Fuß zu erweitern. Auch die Wokerschen Bauern werden diesen Weg über Wotrum, Warnkenhagen, Sriesenow, Diekhof und Laage nach Rostock benutzt haben, wenn sie zum Kornverfahren unterwegs waren. Seine Strecke ist auch heute noch als alter Landweg fast durchgängig gut erkennbar.

Im Januar des Jahres wird im Domanium die Leibeigenschaft offiziell aufgehoben. Sie soll schrittweise von der Einführung der Erbpacht für die ehemals erbuntertänigen Bauern abgelöst werden. Seit fünf Jahren schwelt in Groß Wokern eine Auseinandersetzung zwischen der Bauernschaft und dem Domanialamt in Güstrow, die im September diesen Jahres bis vor die Großherzogliche Kammer in Schwerin getragen werden. Sämtliche Hauswirte sind durch die hohen Kriegslasten und Kontributionen während der französischen Besatzung in Pachtrückstand geraten. Lange Zeit hatten sie gehofft, dass das Amt ihnen die Pacht erlässt oder eine versprochene Kriegsentschädigung zahlt. Nun geht es jedoch plötzlich mit großer Härte gegen die Hauswirte vor. Anfang September erscheinen Vertreter des Amtes im Dorf. Als die Bauern bestätigen, dass sie weder in der Lage noch bereit dazu sind, die ausstehenden Summen zu zahlen, ließen die Herren hierauf unser Kisten und Kasten durchsuchen, als kein Geld in selbigen gefunden wurde unsere besten Pferde, Ochsen und Kühe aussuchen und markieren mit der Erklärung, wie dieselben am nächsten Montag oder Dienstag nach Güstrow geholt und verkauft werden sollen.. Alle Hauswirte legen nun, ob der brenzligen Situation, Protest bei der Großherzoglichen Kammer in Schwerin ein. Doch die Auseinandersetzungen spitzen sich immer mehr zu. Im Mai des folgenden Jahres werden Schulze und Dorfschaft aufgefordert, das Inventarium des vor sieben Jahren abgebrannten Brüsehaverschen Gehöftes bereitzuhalten, da es meistbietend verkauft werden soll. Wenig später muss das Amt feststellen, dass sämtliches Hakelwerk und die beiden nicht verbrannten Torpföste gestohlen sind. Außerdem sind drei Pferde gestorben, es fehlen drei Kühe und zahlreiche Schweine sowie fast das gesamte Jungvieh. Die Dorfschaft wird dazu aufgefordert, das Fehlende finanziell zu ersetzen.  /6/

Am 30. November des Jahres ertrinkt der achtjährige Sohn des Einliegers Schröder beim Wasserschöpfen in einem Brunnen. Schröder ist der Gänsehirte im Dorf, der kleine Johann ist das jüngste seiner drei Kinder. Richard Wossidlo überliefert hundert Jahre später durch einen Gewährsmann den Flurnamen Schröders Soll, in dem angeblich drei Personen ertrunken sein sollen.  /21/

Lage der Hufen nach der Separation
Zu Johannis 1821 erhalten die zwölf Wokerschen Hauswirte neue Zeitpachtverträge auf weitere vierzehn Jahre. Grundlage ist die durch Ingenieur Hauptmann Buscheck erstellte Karte der Wokerschen Feldmark. Alle Hufen sind jetzt separiert, jeder Hauswirt kann auf seiner weitgehend zusammenhängenden Ackerfläche zur individuellen Wirtschaftweise übergehen. Nebenstehende Zeichnung zeigt die Verteilung der separierten Hufen in der Wokerschen Feldmark. Das äußere Bild der Feldgemarkung verändert sich durch die Separation einschneidend. Die Gemeinweide wird aufgehoben, zusammenhängende Wiesenflächen werden entwässert, um sie als Ackerflächen zu nutzen. Die Hauswirte graben neue Verbindungswege zwischen der dritten, vierten und fünften Hufe und der sechsten und siebten Hufe. Der Verlauf alter Dorfverbindungswege verändert sich, um möglichst zusammenhängende Flächen für die einzelnen Bauernstellen zu erhalten. So wird beispielweise der Weg von Krakow nach Teterow über Klaber und Klein Köthel begradigt. Nur wenig später verfällt er vollständig und wird von einer neuen Landstraße abgelöst, die - wie heute sichtbar - direkt am Dorf vorbeiführt. Alle Hufen werden durch Grenzgräben und Hecken voneinander abgetrennt. Jede Hufe wird, wie bisher auch unter den Bedingungen des Gemengelages, in sieben Schläge eingeteilt, wobei drei zum Getreideanbau, drei zur Weide und einer zur Brache vorgesehen sind. Die personelle Besetzung der Stellen ist die gleiche wie während der Baubesichtigung im Jahr zuvor, nur das abgebrannte Brüsehaversche Gehöft wird nicht mehr genannt, die Stelle ist offensichtlich bereits liquidiert, wie eine spätere Quelle angibt.

Im Juli des gleichen Jahres fertigen Geheimrat von Oertzen und Beamte des Amtes Güstrow einen Bericht an die Großherzogliche Kammer über die neue Regulierung der Dorffeldmark Groß Wokern an. Eine Besichtigung der Verhältnisse vor Ort ist auch notwendig, da die Dorfschaft dem Amt mittlerweile eine Pachtsumme von insgesamt etwa achtundertfünfzig Reichstalern schuldet. In ihm kommt zum ersten Mal zur Sprache, dass ein Teil der Wokerschen Hauswirte bei der geplanten Einführung der Erbpacht nicht überführungsfähig wäre. Sie erfüllen nicht die vom Amt aufgestellten Bedingungen hinsichtlich Wirtschaftsfähigkeit, Hinterlegung einer Sicherheit für die Höfe und Komplettierung der Hofwehren. Namentlich genannt werden die Bauern Howe, Milhahn und Knegendorf. Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass es bedauerlich ist, daß eine der schönsten Feldmarken des Landes, welche einen jeden anderlichen Wirtschafter dem Wohlstand zuführet, das Fortkommen der jetztigen Pächter, wenigstens des größten Teils derselben, nicht zu begründen imstande ist. Die einzigen Hauswirte des Dorfes, die positiv erwähnt werden, sind Schulze Seemann und Müller Arft. Gründe für diesen Niedergang sehen die Berichtenden in der französischen Besetzung des Landes. Diese Jahre waren bestimmt durch die totale Ausplünderung des Muratschen Corps, unaufhörliche Einquartierungen, Lieferungen und den in diesen unglücklichen Zeiten aufgefaßten Geist der Unordnung. Aber gerade bei den Wokerschen Bauern kommt nach Einschätzung der Beamten sehr viel Eigenverschuldung durch schlechten Lebenswandel hinzu. Die diesem Dorfe so gefährliche Nähe der Stadt Teterow hat dazu geführt, dass alle finanziellen Mittel, die die Bauern als Ausgleich für die Kriegslasten erhalten hatten, nicht zum Nützlichen und Notwendigen verwendet worden sind. Vielmehr investierten sie das Geld in Teterower Advokaten für unausführbare Projekte, verzehrten oder verspielten es. Die Wokerschen Bauern sind mittlerweile verweichlicht und faul geworden und haben einen Hang zur Unordnung.  /6/

Geplant ist, die drei Familien Knegendorf, Milhahn und Howe nach ihrer Abmeierung im Hirtenkaten des Dorfes unterzubringen, in dem es drei Wohnungen gibt. Ihre wüst werdenden Gehöfte sollen anschließend meistbietend zu Erbpachtbedingungen verkauft werden. Hier empfiehlt Geheimrat von Oertzen, daß es gerathen seyen mögte, bei der Neubesetzung nur Personen aus dem Bauernstande, mit Ausschluß der Pächter, des Adels und der Städter, die kein ländliches Gewerbe treiben, zuzulaßen, damit der erstgedachte Stand nicht successive ganz vom Grundbesitz verdrängt wird. Gerade diese Grundsätze werden jedoch bei der Vererbpachtung in Groß Wokern nicht eingehalten werden - die ersten Erbpächter im Dorf sind Rostocker und Teterower Bürger bzw. der Pächter aus Klein Wokern Carl Nahmacher. Er vergrößert sein eigentliches Pachtland innerhalb von nur wenigen Jahren sogar um vier der dreizehn Wokerschen Bauernhufen. Wenig später erwirbt auch sein Nachfolger Schnappauf die Erbpachtstelle des ehemaligen Schulzengehöftes. Am Ende der Vererbpachtungsphase werden nur noch vier ehemalige Wokersche Hauswirte im Besitz eines Hofes sein. Das sind die Bauern Behrend, Bartels, Warkentin und Seemann, die drei Erstgenannten verbleiben auch als einzige mit ihren Gehöften im Dorfkern.

Während von Oertzen und die Güstrower Beamten im Dorf weilen, werden alle Wokerschen Hauswirte zu ihren Umständen befragt. Der Hauswirt Johann Hinrich Milhahn erklärt er sei zu arm, um die gemachten Forderungen in Erfüllung zu bringen und müsse das Schicksal seiner Mithauswirte auf ihre Bitte um gnädigste Berücksichtigung seiner Notdurft hinnehmen. Ähnlich antworten fast alle Hauswirte - sie hoffen auf Gnade und Milde durch das Amt. Die Aussagen werden schriftlich festgehalten - Schulze Seemann und Müller Friedrich Arft unterschreiben eigenhändig, ebenso Ahrent und Diederich Warkentin, diese allerdings sehr ungelenk. Alle übrigen Bauern unterzeichnen mit drei Kreuzen. Da Melioration, Regulierung und Ausbauten dem Amt erhebliche Kosten verursachen werden, schlägt von Oertzen außerdem vor, Hauswirten, die zwar die Vererbpachtungsbedingungen erfüllen, aber ihre Hofwehren nicht komplettieren können oder aus anderen Gründen durch das Amt eher entfernt werden möchten, Büdnerpatente anzubieten. Diese Variante ziehen die Bauern Burmeister und Brüsehaver des abgebrannten Gehöftes und Ahrent Warkentin auf Hufe eins in Betracht. Er und seine Frau seien schon so alt, dass ihnen die Führung der Wirtschaft beschwerlich falle. Für sich und seine einzige Tochter würde er es vorziehen, sein Gehöft zu Büdnerrecht anzunehmen. In Vorbereitung auf die Einführung der Erbpacht wird nun bis Johannis des folgenden Jahres der Administrator Johann Becker in das Dorf abgestellt, der alle Regulierungsangelegenheiten koordinieren und die bald leerstehenden Höfe administrieren soll. Während der einjährigen Administrationszeit stellt Becker unter anderem ein genaues Verzeichnis der Einnahmen und Ausgaben des Hofes vier auf. Es widerspiegelt ziemlich genau das Wirtschaftsjahr des Bauern Hinrich Milhahn von September bis Juni.

Im Dezember des Jahres weilen Geheimrat von Oertzen und Amtsverwalter Scheel mit seinen Beamten in Groß Wokern, um bei günstigem Wetter noch einmal die bei der Neuregulierung eintretenden Veränderungen vor Ort zu besichtigen. Inzwischen ist auch Hauswirt Diederich Warkentin als vierter davon bedroht, seine Stelle zu verlieren. Die Beamten wollen herausfinden, ob die abzumeiernden Bauern freiwillig für sich und ihre Erben auf die Höfe verzichten, wenn das Amt ihnen im Gegenzug ein Altenteil, das Vieh aus ihrer Stelle und eine bare Unterstützung von zehn Reichstalern zuspricht. Da Administrator Becker bestätigt, dass die Hauswirte während der Administration, mit vielem Fleiße sich der ihnen aufgetragenen wirtschaftlichen Arbeiten unterzogen haben und das Amt befürchtet, dass vier Familien ohne jegliche Unterstützung zur Gefahr für den Staat werden könnten, wird darüber nachgedacht, doch eine finanzielle Unterstützung in Form des Altenteils zuzulassen. Noch einmal werden alle vier Bauern eingeschätzt. Hauswirt Hinrich Milhahn ist bereit, unter den genannten Bedingungen für sich und seinen Sohn auf das Gehöft zu verzichten. Die Beamten schätzen ein, dass der Hauswirt Milhahn, welcher zwar zu keiner Arbeit irgendeiner Art brauchbar, und sich deshalb ganz zur Abfindung eignet, eine mitleidige Berücksichtigung verdient, indem er mehr aus Krankheit als wegen mutwilliger Schwäche zum Fall kommt. Auch Hauswirt Howe ist unfähig fortzuwirtschaften, teils aus notorischer Armut, teils aus körperlicher Schwäche, welche ihm nur selten erlaubt, Zimmer und Bette zu verlassen. Auch die restliche Dorfschaft schätzt ein, dass sie nicht ohne eigene Gefahr mit ihm wirtschaften kann. Hauswirt Knegendorf, der an Leib und Seele unfähig zur Fortführung der Wirtschaft ist, würde für sich selbst auf die Stelle verzichten, nicht jedoch für seinen Sohn, der allerdings erst fünf Jahre alt ist. Der jüngste der vier Hauswirte, der neununddreißigjährige Diederich Warkentin, sträubt sich am stärksten. Er ist in keiner Weise bereit, sein Gehöft gegen Abfindung aufzugeben. Schließlich hatte er es auch erst vor drei Jahren übernommen.

Auch die Hauswirte Behrend, Bartels und die Witwe Krüger haben ebenfalls Pachtrückstände - ihnen wird aber noch eine Frist zur Begleichung gesetzt. Bei Nichtzahlung droht das Amt ebenfalls Abmeierung an - so verliert wohl auch die Witwe des ein Jahr zuvor verstorbenen Bauers Krüger auf Gehöft fünf letztendlich ihre Stelle. Die Besichtigung ergibt, dass die Gehöfte zwei, sieben, zwölf und dreizehn ab Johannis des Jahres meistbietend veräußert werden können und der vielleicht haltbare Hauswirt Bartels von dem abbruchreifen Hof zwölf auf das Gehöft vier des Hauswirtes Milhahn wechselt. So könnten dann die Hufen zwölf und dreizehn zusammengelegt werden und der Käufer erhielte alle alten Gebäude auf den Gehöften mit Ausnahme des Bartelschen Wohnhauses. Am 18. April des folgenden Jahres kommt es zur offiziellen Abmeierung von vier der zwölf Hauswirte in Groß Wokern. Die Hauswirte Diederich Warkentin Hufe dreizehn, Johann Hinrich Milhahn Hufe vier und Johann Joachim Knegendorf Hufe sieben, die nun - neben Ernst Hobe Hufe zwei - ihre Höfe verlieren, gehören allesamt zu den Bauernfamilien, die schon seit Jahrhunderten in Groß Wokern ansässig sind. Der Witwe Krüger wird noch eine vierzehntägige Frist zur Bezahlung der Pachtrückstände gesetzt. Sollte eine entsprechende Erklärung unterbleiben, so droht auch ihr und ihrem Sohn der Verlust des Hofes, was letztendlich tatsächlich eintritt. Entgegen der offiziellen Abmeierungsurkunde entscheidet sich die Großherzogliche Kammer dazu, den abgemeierten Hauswirten mit ihren zahlreichen Familienmitgliedern das halbe Altenteil und einen Teil des Viehs aus ihren Hofwehren zuzugestehen.

Am 22. April 1822 macht der Administrator Becker eine Anzeige an das Amt Güstrow, dass sich Hauswirt Diederich Warkentin ungebührlich und impertinent gegen ihn betragen habe. Warkentin wirtschaftet noch auf seiner Hufe, weiß aber nun bereits, dass er zu Johannis seinen Hof verlieren wird. Er widersetzt sich den Anweisungen Beckers und läßt in den Morgenstunden Stroh auf den Mist tragen, das eigentlich für die Verteilung an bedürftige Hauswirtsstellen gedacht war. Auch nach mehrmaligen Aufforderungen Beckers, stellt er das Herausbringen des Korns durch seine Leute nicht ein. Warkentin beschimpft Becker wo ihn alter Großkotz der Teufel dahin gebracht hatte, er hätte ja bleiben können wo er hin gehörte. Diese Episode zeigt, dass die Stimmung im Dorf wohl sehr angespannt gewesen sein muss. Diederich Warkentin wird mit einer Strafe von sechzehn Schilling belegt, bei Nichtzahlung droht ihm körperliche Züchtigung.

Anfang Mai wird der ein Jahr zuvor aufgestellte Zeitpachtvertrag für die Hauswirte des Dorfes, der für alle ursprünglich auf vierzehn Jahre angelegt war, unter den veränderten Bedingungen ausgefertigt. Die neuen Verträge erhalten nun nur noch die sieben übrigen Hauswirte Ahrendt Warkentin auf Hufe eins, Behrend auf Hufe drei, Bartels auf Hufe vier, Heinrich Warkentin auf Hufe sechs, Interimswirt und Erbmüller Arft auf Hufe acht, Hauswirt Matz auf Hufe neun und der Schulze Seemann auf Hufe zehn ausgestellt. Die Höfe der abgemeierten Hauswirte werden von der gegenwärtigen Zeitverpachtung ausgenommen. Diese Stellen sind im Durchschnitt fünfundzwanzigtausend Qadratruten - etwa fünfundfünzig Hektar groß.

Von der Zeitpacht ausbeschieden sind auch die Büdnereien Giese, Mau, Jacobs, Pagels, Milhahn, Burmeister und Brüsehaver. Die fünf älteren erstgenannten Büdnereien haben eine Fläche von etwa anderthalb Hektar. Die beiden neu angelegten Büdnereien sind durchschnittlich bereits fast drei Hektar groß. Die Gehöfte der zusätzlichen Büdnereien entstehen auf der Wöhrde des abgebrannten Brüsehaverschen Hofes neben dem Warkentinschen Hof sechs und dem Landweg nach Köthel. Büdner Milhahn wirtschaftet von nun an auf Stelle vier. Es handelt sich um Johann Heinrich Milhahn, Sohn des Webers Jochim Milhahn, dessen Vorfahren zur Familie Johann Milhahns eines Bruders von Claus gehören. Auch Johann Heinrich arbeitet wie sein Vater neben der Büdnerstelle als Weber im Dorf. Seine Ackerfläche beträgt achthundertdreißig Quadratruten - fast zwei Hektar, sein Garten ist etwa fünftausend Quadratmeter groß, seine Hofstelle etwa fünfhundert Quadratmeter. Er zahlt für seine Büdnerei Grundsteuer, Geld für Mahl- und Schmiedefreiheit, für die Schul- und Armenkasse. Die Büdnerstelle vier liegt ganz in der Nähe der ehemaligen Hauswirtsstelle Milhahn auf dem Gelände des alten Gehöftes fünf. Eine Quelle beschreibt, dass der Scheidegraben der Hofstelle Milhahn an den Baumgarten des Bauern Warkentin auf Hufe sechs grenzt.

Ebenfalls im Mai werden alle Handwerker, Einlieger und Tagelöhner aus Groß Wokern, die von der Neuregulierung und Einführung der Erbpacht betroffen sind, auf das Amt nach Güstrow bestellt. Man lässt sie ihre Lebensverhältnisse beschreiben und fragt nach Möglichkeiten einer Weiterbeschäftigung an anderen Orten. Exemplarisch für acht Tagelöhner, zwei Einlieger, einen Schneider und einen Altenteiler sei hier die Situation der beiden Dorfhirten beschrieben, die nun mit der Individualisierung der Bauernwirtschaften ihre Funktion verlieren. Der etwa fünfundvierzigjährige ehemalige Hirte Seemann, in allen vorherigen Quellen als Schäfer bezeichnet, hat von Jugend an in Groß Wokern gewohnt und ist nach eigenen Aussagen, bis auf einige Magenschmerzen, noch arbeitsfähig. Er hat auf allen umliegenden Höfen und Dörfern nach künftigem Obdach und Auskommen gesucht, ist bisher jedoch erfolglos geblieben. Auch der sechzigjährige Kuhhirte Jürß ist in Groß Wokern geboren. Er ist schon alt und kränklich und leidet an einem Bruchschaden. Jürß bittet das Amt um eine Wohnung im Armenkaten von Groß Wokern, da er kein bares Geld besitzt.

Am 13. Juni bietet die herzogliche Kammer diverse Hufen und Büdnerpatente in Groß Wokern zum Kauf für ein Erbstandsgeld an. So erwirbt als erster der Bauer Heinrich Winkelmann aus Rostock die zusammengelegten Hufen zwölf und dreizehn für etwa tausendachthundert Reichstaler als Erbpachthof. Hierbei handelt es sich um die zuvor abgemeierte Stelle Diedrich Warkentins und die ehemalige Stelle des Hauswirts Bartels, der nun ab Johannis auf die Hufe vier des abgemeierten Hinrich Milhahn wechselt. Beide Gehöfte waren ursprünglich zum Abriss und Ausbau bestimmt, das Amt erspart sich nun die dazu notwendigen Kosten. Käufer Winkelmann baut seinen neuen Erpachthof inmitten der Hufen am Nienhäger Weg auf. 1838 wird der Hof an Erbpächter Johann Wilhelm Gustav Prestien verkauft. Er ist die heutige Siedlung Waldschmidt.

Die ebenfalls zum Verkauf stehenden Hufen zwei, fünf und sieben der abgemeierten Hauswirte Howe, Krüger und Knegendorf werden zu einem anderweitigen Termin verkauft, da es offensichtlich noch keine Interessenten für die Hufen gibt. Käufer finden sich nach Einschätzung des Amtes eher, wenn zwei Hufen zusammengelegt werden, auch könnte das Erbstandsgeld dann höher angesetzt werden. Gründe dafür werden in einem Bericht an das Cammer-Collegium erwähnt: der Grund hieran liegt wohl in den fast durchgehend schlechten Gebäuden, und in einer, den Zeiten angemessenen, muthlosen Stimmung, daß zu befürchten lässt, die Erhaltung einer bedeutenden Wirtschaft, die Erfüllung des Contractes, und überdies vielleicht auch noch neue Bauten, nicht durch die Aufkäufer einer kleinen Besitzung von circa 24 bis 22.000 Quadratruten bestreiten zu können.. So steht zwischenzeitlich zur Debatte, die Hufen eins und zwei bzw. vier und fünf zu vereinigen. Zwar erklären sich die betroffenen Hauswirte Bartels und Ahrend Warkentin zum Tausch bereit, die Variante wird jedoch fallengelassen - der Aufwand wäre wohl zu groß geworden, auch verkompliziert die nahende Ernte den Wechsel.

Büdnerpatente werden an den Weber Luth, den Einlieger Stäcker aus Nienhagen und den Müller Arft verkauft. Im Dezember zahlen alle drei für die Büdnereien ein Kaufgeld von jeweils vierundsechzig Reichstalern - nach heutigen Maßstäben etwa fünftausend Mark. Die Stellen haben jetzt im Durchschnitt eine Fläche von etwa zwei Hektar. Erbmüller Arft erwirbt auch den ehemaligen Klein Wokerschen Hofkaten im Dorf für etwas mehr als zweihundert Reichstaler. Der ehemalige Hirtenkaten geht an den Büdner Gütschow aus Mamerow. Nun sind zehn der elf, im Dorf eingerichteten, Büdnerstellen besetzt.

An Johannis übernimmt Hauswirt Bartels den abgemeierten Hof Milhahn auf Hufe vier. Die offizielle Ablieferung der Milhahnschen und Warkentinschen Hufe begleiten die Landwirte Winkelmann und Nahmacher als agronomischer Beistand. Einen Tag später werden die herzoglichen Inventarien der beiden Höfe öffentlich versteigert. Zuvor hatte es für diese Veranstaltung Ausrufe und Anzeigen am Schwarzen Brett in Güstrow und Teterow gegeben. Kaufanwärter erscheinen in großer Anzahl im Dorf. Schulze Seemann rechnet für die Verköstigung während der Auktion acht Pott Branntwein, neun Beutel Bier und Brot ab. Achtzehn Reichstaler erhält der Ausrufer Schlicker aus Teterow. Den größten Teil der Inventarien erwerben der Käufer des Erbpachthofes zwölf und dreizehn Winkelmann, aber auch die Büdner Arft, Gütschow, Luth und Pagels aus Groß Wokern. Interessant ist, dass ein Käufer Busack den Blockwagen von Diederich Warkentin ersteigert. Vielleicht ist er der Schwiegersohn Adam Friedrich Milhahns Johann Heinrich Busack aus Teterow.

Im August werden die drei Hufen zwei, fünf und sieben noch einmal als Erbpachthöfe zum Verkauf angeboten. Hufe zwei ehemals Howe geht schließlich im November für sechshundert Reichstaler an den Teterower Ackerbürger Reimer - gefordert hatte die Herzogliche Kammer allerdings mindestens sieben bis achthundert Reichstaler. Hufe fünf und sieben sollen jeweils fünfhundert Reichstaler kosten. Ein Interessent ist wohl Pächter Nahmacher aus Klein Wokern, dem allerdings beschieden wird, daß Hufe sieben nicht wie von ihm gewünscht mit Hufe elf vereinigt werden kann. Hufe elf ist das abgebrannte und liquidierte Brüsehaversche Gehöft. Brüsehaver und Burmeister, die für diese Hufe vorgesehen waren, sind inzwischen mit einem Büdnerpatent ausgestattet. So bleiben die beiden abgemeierten Höfe Krüger und Knegendorf weiterhin unverkauft.

Der Wokersche Schmied Schmidt wendet sich im Oktober an das Domanialamt Güstrow, da er für die vier abgemeierten Hauswirte aus dem Zeitraum noch Schmiedelohn, der landesüblich an Michaelis gezahlt wird, geltend macht. Hauswirt Milhahn schuldet ihm fast zwölf Reichstaler, Hauswirt Warkentin neun, Hauswirt Knegendorf sieben und Hauswirt Hobe fast vierzehn Reichstaler. Der Schmied möchte diesen Lohn durch das Amt erstattet bekommen, da alles Gemachte nicht die Bauern, sondern der Administrator in Nutzung hat oder verkauft worden ist. Auch auf den bereits verkauften Hufen zwölf und dreizehn steht noch der Gesindelohn aus. So bekommen der Knecht Hinrich Milhahn noch mehr als zwanzig Reichstaler Lohn und zwölf Ellen Flachs, der Junge Johann Milhahn und das Mädchen Liesch Milhahn jeweils zehn Reichstaler. Die beiden letztgenannten sind die beiden elf und vierzehnjährigen Kinder des ehemaligen Hauswirtes Johann Hinrich Milhahn sein.

Dorfplan mit Abbauten
Das Jahr 1822 stellt einen starken Einschnitt in Geschichte, Einwohnerschaft, Wirtschaftsweise und bisheriger Struktur des Dorfes Groß Wokern dar. In den folgenden Jahren wird die Zeitpacht schrittweise für alle Höfe von der Erbpacht abgelöst. Vor allem die zuerst vererbpachteten Bauern verlegen ihre Gehöfte recht bald aus dem Dorfkern in die separierten Hufen und machen Platz für Büdnereien. Auf eine ehemalige Bauernwöhrde am Anger kommen nun zwei Büdnereien. Nur wenige Bauernhöfe bleiben direkt im Dorf bestehen. Der nebenstehende Plan zeigt die aus dem Dorfkern herausgelösten Abbauten in der Feldmark von Groß Wokern. Alle neu entstehenden Abbauten werden als Dreiseitgehöfte in Backstein errichtet, nur die Scheunen sind lange Zeit noch strohgedeckt. Die alten niederdeutschen Bauernhäuser verschwinden nach und nach aus dem Dorfbild.

Im Mai 1823 fordert Administrator Becker von der Herzoglichen Kammer eine finanzielle Entschädigung für die Verwaltung der abgemeierten Hufen und die nicht besetzten Höfe Krüger und Knegendorf. Zur Begründung gibt er an, dass für die Bewirtschaftung aller leer stehenden Gehöfte pro Tag zweiunddreißig Reichstaler angefallen sind. Das Amt lehnt eine Bezahlung dieser Kosten ab.

Zu Beginn des Jahres 1824 beschwert sich Diederich Warkentin im Namen der ehemaligen Hauswirte und nunmerigen Altenteiler Milhahn, Knegendorf, Howe und Witwe Krüger darüber, dass sie den ihnen zustehenden Faden Holz und die sechstausend Soden Torf noch nicht erhalten haben. Im März weist das Amt den Oberförster Foeldner zur Lieferung desselben an. Der abgemeierte Hauswirt Johann Hinrich Milhahn ist zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr am Leben - er war am 25. Januar im Alter von nur siebenundfünfzig Jahren verstorben, anderthalb Jahre nachdem er seinen Hof verloren hatte. Im März des Jahres wird auf dem Klein Wokerschen Felde ein Frembder gefunden im Sterben begriffen und auf dem Felde gestorben. Anhand der Papiere kann er als Johann Gustav Renschwed identifiziert werden. Er wird obduziert und auf gewöhnliche Weise mit Sang und Klang auf dem Wokerschen Friedhof beerdigt.

Zu Johannis erwirbt Pächter Nahmacher aus Klein Wokern die ehemalige Krügersche Hufe fünf und die abgemeierte Knegendorfsche Hufe sieben für insgesamt tausendeinhundert Reichstaler, also zu einem Preis, den sich auch die Herzogliche Kammer in etwa vorgestellt hatte. Er muss noch an die Witwe des Hauswirtes Krüger ein jährliches Altenteil von zwanzig Reichstalern zahlen. Die ursprünglich von ihm anvisierte Hufe elf wird vorerst nicht verkauft. Auf Gehöft fünf stehen noch Wohnhaus, Scheune, Altenteilerkaten und Wagenschauer. Nur noch bis zum Herbst dürfen die Mietleute in den angekauften Gebäuden wohnen bleiben. Bereits wenige Jahre später aber hat Pächter Nahmacher neben den beiden jetzt erworbenen auch noch die Hufen acht und elf in seiner Hand. Jetzt baut er auf dem Acker der Erbpachthufe sieben ein neues Gehöft. Es handelt sich um den Abbau, der heute noch, mit allerdings nur zwei Häusern, in Richtung des Hohen Holzes an der Chaussee nach Teterow zu erkennen ist. Zum damaligen Zeitpunkt besteht das Gehöft aus massivem Wohnhaus mit Steindach, zwei stroh- bzw. rohrgedeckten Fachwerkscheunen, einem Schafstall in Fachwerk und einem strohgedeckten Katen ebenfalls in Fachwerk. Dreizehn Jahre später verkauft Nahmacher seine vier Erbzinshufen an Heinrich Hillmann, der Pächter des Gutes in Klein Köthel ist. Erbzinsmann Hillmann erreicht, dass die Ländereien der Warkentinschen Hufe sechs mit der Hufe fünf getauscht werden können. So bilden die Hufen fünf, sieben, acht und elf ab etwa dieser Zeit eine zusammenhängende Fläche und sind damit das größte Erbzinsgut im Dorf. Ein Jahr darauf verkauft es Hillmann, nun erheblich im Wert gesteigert, an Wilhelm Karstien.

Im April des Jahres 1828 befindet sich der Landreiter Bischoff in Begleitung einiger Webermeister aus Teterow auf Haussuchung in Groß Wokern. Bei den Einliegern Gusloff und Schmidt werden verbotene Weberarbeiten gefunden. Bischoff lässt Hede und Leinen beschlagnahmen. Beide Einlieger beteuern, dass sie die Arbeiten nur aus der Not heraus angenommen hätten, trotzdem erhalten sie Geldstrafen. Die Auftraggeber - vor allem Tagelöhner aus Bartelshagen - erhalten zwar ihr Garn zurück, werden aber gewarnt, nicht noch einmal bei Unberechtigten arbeiten zu lassen.

Ab 1832 entsteht in Groß Wokern neben der bisherhigen Küsterschule eine zweite Schulstelle, die wohl im Haus des alten Kruges auf der Hofstelle acht eingerichtet wird. Hufe acht, ehemals Müller Arft, gehört zu diesem Zeitpunkt bereits Pächter Nahmacher, der sicher für die alten Gebäude auf dem Gehöft keine Verwendung mehr hat, denn sein neues Abbaugehöft war gerade zwei Jahre vorher erbaut worden. In einer späteren Quelle wird erwähnt, dass das Schulgehöft den Brunnen der nahegelegenen Hufe neun mitbenutzt. Dieses Gehöft befand sich neben der Stelle des Angers, an dem heute noch das alte backsteinerne Schulgebäude von 1899 steht. Neben dem Schulgehöft links ausgangs des Dorfes nach Roge liegen auch die Schulländereien. Ab diesem Jahr ist die Schulstelle durch Lehrer Spörke besetzt.

Im März 1838 beantragen die Besitzer der ältesten Büdnerstellen im Dorf Pagels, Mau, Jacobs und Giese die Zuteilung einer größeren Ackerfläche, da sie gegenüber den neu geschaffenen Stellen benachteiligt sind. Der Büdner Johann Milhahn, der auch zu den ersten Stelleninhabern zählt, wird in diesem Zusammenhang nicht genannt. Er ist bereits sechzig Jahre alt und wird fünf Jahre später sterben. Im Juli wird dieser Antrag vom Amt in Güstrow abgelehnt - erst siebzehn Jahre später werden auch diese Büdnerstellen vergrößert. Etwa um die gleiche Zeit wird vom Amt eine mit Dorn, Haselsträuchern und sechs Eichen bewachsene Waldfläche, die gegenüber dem Teterower abgegrabenen Feld zwischen Roger Weg und Hohem Holz liegt, abgeräumt, um den Wokerschen kleinen Leuten eine zusätzliche Ackerfläche für das bedürftige Kartoffelland zuzuteilen.  /6/

An Johannis erhalten die noch in Zeitpacht verbliebenen Hauswirte aus Groß Wokern einen neuen Vertrag auf weitere vierzehn Jahre. Es sind zu diesem Zeitpunkt die Hauswirte Prange auf Hufe eins, Behrend auf Hufe drei, Bartels auf Hufe vier, der Schulze Warkentin auf Hufe sechs, die Witwe Matz auf Hufe neun und Stüve auf Hufe zehn. Er hatte zehn Jahre zuvor den Hof von Ernst Dietrich Seemann, dem Sohn von Elisabeth Dorothea Milhahns, übernommen. Ernst Dietrich war der letzte Schulze aus der Familie Seemann, die dieses Amt für etwa einhundert Jahre und über vier Generationen innehatte. Nur drei Jahre später wird der nun vererbpachtete ehemalige Schulzenhof an den Klein Wokerschen Pächter Schnappauf verkauft.

Im November wird, wiederum auf der Klein Wokerschen Feldmark, die Leiche eines Mannes gefunden, der offensichtlich von der Kälte getötet wurde. Bei der deshalb gehaltenen gerichtlichen Untersuchung stellt sich heraus, dass es sich um den Schneider Bremer aus Teterow handelt, der im Auftrag eines Herrn Magnus unterwegs gewesen war.

Im Dezember wendet sich der Erbpächter Reimers auf Hufe zwei, dessen Gehöft sich hinter der Kirche in Richtung Klaber befindet, an das herzogliche Amt. Der Weg zwischen seinem Gehöft und dem Hof des Hauswirtes Prange auf Hufe eins ist als Hufenweg eingestuft und muss daher von den anliegenden Bauern erhalten werden. Er ist jedoch sehr schwer zu warten, da er als Hohlweg zwischen zwei Zäunen liegt und im Winter leicht verschneit. Außerdem führt der etwa fünfhundert Meter lange Weg durch eine Niederung, in der zwei Steinbrücken instand zu halten sind. Reimers beklagt, dass der Weg wegen seiner Nähe nach Klaber sowohl vom Prediger als Kirchweg als auch von jedem, der aus Groß Wokern und allen nördlich liegenden Dörfern über Klaber nach Krakow reist, als öffentlicher Weg benutzt wird. Da Bauer Prange sein Gehöft demnächst ausbaut, wäre Reimers zukünftig allein für die Unterhaltung des Weges zuständig. Sollte der Weg weiterhin als Hufenweg eingestellt und nicht gemeinschaftlich erhalten werden, so wird er ihn künftig mit einem Baum verschließen müssen. Das Amt entscheidet sich wohl für die Schlagbaumvariante, denn Richard Wossidlo überliefert später den Flurnamen Kösterbohm. Der Weg, den der Pastor von Klaber kommend, benutzt, um nach Groß Wokern zu fahren, ist, nach der Überlieferung von Häusler Düsing aus Neu Wokern, mit einem Spuk belegt: In Groot-Waukersch Holt hebben eens de Pier still stahn. De Paster Tolzien hett den Bösen bannt: dee hett föfft' Rad an'n Wagen spälen musst.  /21/

Im Februar 1839 ist der neue Weg von Groß Wokern nach Klein Wokern, der am Dorfausgang in Richtung Groß Roge angelegt wird, bereits abgesteckt. Er hat eine Breite von fast acht Metern und ist auf beiden Seiten mit vier Fuß breiten Gräben versehen. Mehrere Steinbrücken müssen auf seinem Verlauf angelegt werden. Die Amtskasse zahlt den Ausbau des Weges. Auch um eine der Brücken auf diesem Weg rankt sich eine Spuk-Überlieferung, die Tagelöhner Bamm Richard Wossidlo zu Anfang dieses Jahrhunderts erzählt: Bi de Kolkbrügg twischen Lütten un Groten Wokern süll't spoken. Min Vadder vertellte, he hett n' witten Kittel anhatt, dee nich farwt wäst. He lopt weg vor den Spok - he hett sik Angst - de annern hebben glöwt he wier dat Spok. Der alte Dorfverbindungsweg, der am anderen Ende des Dorfes hinausführte, wird aufgehoben. Dreizehn Jahre später beschwert sich Förster Fust aus Nienhagen darüber, dass der neue Weg nach Klein Wokern an der Westseite des Mühlengehöftes aufgegraben ist und er im Dunkeln auf dem Weg fast verunglückt wäre. Das Amt stellt jedoch fest, dass der Förster auf dem Hufenweg der Mühle und nicht auf dem öffentlichen Kommunikationsweg unterwegs war und dass der Müller jederzeit berechtigt sei, seinen Weg aufzugraben.  /21/

1843 wird die Grenze zwischen Teterow und Groß Wokern neu reguliert und durch W. Peltz kartiert. Sie liegt zwischen dem Teterower Hohen Holz und den Ländereien der Hufe elf, zu diesem Zeitpunkt im Besitz des Erbpächters Karstien, sowie den Büdnereien Brüsehaver, Burmeister und Jörß. Am südlichen Ende durchschneidet sie der Fußweg von Groß Wokern nach Teterow. Da sich auf Teterower Seite ein Bruch und auf Wokerscher Seite eine Wiese befindet, fällt der Grenzgraben bereits nach kurzer Zeit immer wieder zu. So werden nun zur Markierung der Grenze mehr als sechzig Feldsteine in den Wassergraben gesetzt.

Im Juni 1847 beantragt die Dorfschaft Groß Wokern beim Amt Güstrow Geld zur Ausbesserung des etwa zwei Kilometer langen Weges nach Groß Roge. Die Einwohner beklagen sich darüber, dass der Weg trotz jährlich mehrmaliger Ausbesserungen wegen seiner lehmigen Beschaffenheit oft nicht befahrbar ist. Sie befürchten, dass, wenn die neue Landstraße von Güstrow nach Teterow demnächst fertig sei, die gesamte südliche Nachbarschaft den Roger Weg dann als Zufahrt mit schweren Kornwagen benutzen wird. Bis dahin waren diese auf der Krakow-Plauer Landstraße nach Teterow unterwegs gewesen. Diese Landstraße verläuft etwa zwei Kilometer auf der Wokerschen Feldmark. Etwa ebenso lang sind die Wege nach Nienhagen und Köthel. Der Weg nach Roge ist mit zweieinhalb Kilometern der längste und der nach Klein Wokern mit knapp einem Kilometer der kürzeste. Wie für fast jeden Wokerschen Weg gibt es auch für den Weg nach Roge und weiter nach Dalkendorf und Tense Spuküberlieferungen. Schlachter Hühnerjäger aus Teterow berichtet Richard Wossidlo: Ich keem eens von Güstrow to führen. Wo de Krüüzweg is midden in't Holt bi de Hauhnerkoppel in Groot Raug keem n' Pudelhund an. Auch Tagelöhner Schreiber aus Mieckow erzählt von einer Erscheinung auf diesem Weg: In'n Daalkendörper Weg na Raug daal hebben öfter de Pier still stahn, wenn dor weck führt hebben.  /21/

Ab 1850 werden am alten Landweg nach Groß Roge rechts des neu angelegten Friedhofs die ersten fünf und links des Friedhofs zwei Häuslereien abgesteckt und gebaut. Vier Jahre zuvor hatte der Mecklenburger Großherzog eine entsprechende Verordnung zur Schaffung von Häuslerstellen erlassen. Die Häuslereien entstehen als Typenbauten in Backstein mit Halbwalm-Ziegeldach und einem kleinen Nebengebäude. Die Wohnhäuser sind alle in etwa dreizehn Meter lang und neun Meter tief. In ihrem Inneren gibt es eine Diele mit rückwärtiger Küche, drei Stuben links und rechts der Diele und zwei Kammern. Das Nebengebäude ist in Diele, Stall- und Scheunenraum aufgeteilt. Die Häuslerei drei erbaut der Weber Johann Ernst Milhahn. Seine Hofstelle ist fast sechshundert Quadratmeter. Johann Ernst Milhahn ist ein Sohn des Schneiders Christoph Milhahn aus Mamerow, dessen Vater Ahrent Pagel Milhahn war. Zwischen der Milhahnschen Stelle und der Nachbarbüdnerei Behrend verläuft der Weg zur öffentlichen Sandgrube des Dorfes, die hinter dem Friedhof liegt. Die ersten fünf Häuslereien auf der rechten Seite des Friedhofs sind neben den beiden bereits genannten durch die Häusler Seemann, Kalbow und Stüve besetzt. Die wohl nur wenig später erbauten Häuslereien sechs und sieben links des Friedhofs erhalten die Häusler Holland und Froh. Noch vor 1859 geht die Häuslerei sechs, die direkt an den Friedhof grenzt, in den Besitz des Zimmergesellen Johann Ludwig Friedrich Christian Milhahn über. Dieser ist der jüngste Sohn des verstorbenen Webers und Büdners Johann Heinrich Milhahn. Seine Brüder sind Büdner und Rademacher Milhahn. Er verstirbt jedoch sehr früh bereits mit einundvierzig Jahren. Die Häuslerei wird durch seinen Sohn Theodor Joachim Heinrich Ferdinand Milhahn weitergeführt.

Um die gleiche Zeit übermittelt Tagelöhner Schön in Zierstorf folgende Sage aus Groß Wokern: Der Drache bringt seinen Freunden Hab und Gut, während er es einem Andern wegnimmt. Beim Bauern Warkentin in Groß Wokern ist er auch eingekehrt. Wie der Bauer seine Backbirnen verkauft, da sind's im Besitz des Andern lauter Mäuse geworden; seine Butter, die er verkauft hatte, wurde etwas, was sich gar nicht aussprechen lässt..

Im September 1852 beantragt der zweiundvierzigjährige Rademacher Johann Heinrich Milhahn beim Amt Güstrow die Errichtung eines neuen Backofens auf der Stelle des alten, da dieser eingestürzt ist. Der Backofen liegt, wie die Feuerordnung vorschreibt, etwa zweihundert Meter vom Haus entfernt. Johann Heinrich wohnt zu diesem Zeitpunkt als Einlieger beim Büdner Schröder auf Stelle sieben. Er ist der älteste Sohn des verstorbenen Büdners und Webers Johann Heinrich Milhahn. Seine Vorgänger waren die Rademacher Christoph Knegendorf, Riebe und Brinkmann. Friedrich Christoph Riebe war zu Beginn des Jahrhunderts mit einer Tochter des Hauswirtes David Milhahn verheiratet. Auch sein Vater Hans Joachim Riebe war bereits Rademacher im Ort. Christoph Knegendorf, der im Beichtkinderverzeichnis von 1751 auf dem Gehöft des Hauswirtes Hans Knegendorf genannt wird, war vielleicht der erste Rademacher in Groß Wokern.

Im Sommer 1853 gibt es zwischen Küster Renzow und Hauswirt Behrend Streit um die Wassernutzung. Das auf einem Berg liegende Küstergehöft hatte zwar vor zwölf Jahren zum ersten Mal einen eigenen Senkbrunnen erhalten. Da das Wasser aber zum Kochen und Waschen unbrauchbar ist, nutzt Küster Renzow wie seit undenklichen Zeiten geschehen zum Wasserholen und Wäschewaschen weiterhin den Hofteich auf dem angrenzenden Gehöft drei. Behrend aber hat seit einigen Jahren an diesen Teich seine Viehtränke verlegt und verweigert Renzow mitunter das Waschen, um das Wasser für sein Vieh sauber zu halten. In solchen Fällen hilft der Schmied dem Küster aus der Verlegenheit. Da der Weg zur dortigen Wasserstelle aber weiter ist und die Bewohner des Küstergehöftes auf ihr altes Recht pochen, ersuchen sie das Amt Güstrow, den Hauswirt Behrend zu verpflichten, das Waschen und Wasserholen aus seinem Teich zuzulassen.

Dorfplan von Gross Wokern von 1854
1854 wird durch W. Peltz ein Dorfplan von Groß Wokern aufgemessen und kartiert. Im Dorfkern befinden sich nur noch die drei Bauerngehöfte drei, vier und sechs, allesamt an der Ostseite des Angers. Die übrigen sieben Gehöfte liegen als neu errichtete Abbauten inmitten ihrer separierten Hufen. Die gesamte Westseite des Dorfangers und die ehemaligen Hofstellen der Gehöfte fünf und sieben an der Ostseite nehmen nun Büdnereien ein. Erkennbar sind elf eingerichtete Büdnereien. Häuslereien sind am Landweg nach Groß Roge, rechts, links und hinter dem neu angelegten Friedhof und auf dem Hansberg am Landweg nach Groß Köthel projektiert. Dreiunddreißig Häuslereien sind laut Dorfplan eingerichtet, aber erst zum Teil besetzt. In der Dorffeldmark befinden sich außerdem Küsterländereien direkt vor dem Wokerschen Holz, daneben, an die Feldmark von Klein Wokern grenzend, der Schulzendienstacker und ein Landstück der Schmiede. Gegenüber der Kirche am südlichen Dorfausgang ist ein Armenhaus eingerichtet, möglicherweise an der Stelle des ehemaligen Klein Wokerschen Hofkatens. Am nördlichen Dorfausgang liegt die Schule mit den Schulländereien. Am alten Landweg nach Groß Roge ist ein neuer Dorffriedhof angelegt. Ihm gegenüber steht eine Windmühle, die von den Mühlenländereien umgeben ist.  /8/

Ein gleichzeitig angefertigter Plan der Wokerschen Feldgemarkung weist nur noch sieben Flurnamen auf. Von den zu Anfang des 18. Jahrhunderts überlieferten fast fünfzig Flurnamen werden nur noch der Kronen- und Voßbarg, das Barkmoor, der Steinbrink, das Gerstbruch, de schewe Grund und der Rohrteich in die Kartierung aufgenommen. Mit der Aufhebung des Gemengelages und einer optisch genauen Grenzziehung zwischen den Hufen ist es nicht mehr nötig, sich an landschaftlichen Besonderheiten zu orientieren. Außerdem sind vor allem viele Moore, Brüche und Wischen durch Entwässerung und Trockenlegung verschwunden. So geraten viele der alten Flurnamen allmählich in Vergessenheit. Richard Wossidlo lässt sich am Anfang des 20. Jahrhunderts vom Wokerschen Einwohner Brauer alle noch überlieferten Flurnamen nennen. Dabei wird deutlich, dass viele Bezeichnungen offensichtlich neueren Datums sind und etwa einhundert Jahre zurückreichen, so z.B. Spritzenbarg oder Hausbarg. Namen mit einer älteren Tradition sind wiederum der Kronen- und Voßberg, aber auch Zerninsbarg und Zerninswisch sind zwei alte slawische Bezeichnungen, die schon früh genannt wurden. Wossidlo hält folgende Flurnamen fest:

Berge Bäukbarg, Honnigbarg (hier soll ein Bienenschauer gestanden haben, auch Kösterbarg), Hansbarg (Häuslerreihe), Hästerbarg, Kronsbarg (auch Kronnenbarg), Poeksbarg, Spritzenbarg, Spoekbarg, Vossbarg, Zerninsbarg (Berge mit Buchen), Trennbarg (eine Schneise trennt die Berge)
Sölle Kinningssteinsoll, Schröders Soll
Teiche Behrensdiek, Kattendiek, Ossendiek, Snirrdieck, Vossdiek, Vosslock
Wischen, Brüche Biesterwisch, Biesterbrook, Hunnwisch, Snirrwisch, Zerninswisch, Schauwisch (in der Form eines Schuhs)
Bäume Pagelsbäuk, Pracherbohm (auch Beerbohm, ein wilder Birnbaum nah bi'n Dorf nach'n Bahnhof am Damm), Kösterbohm (ein Schlagbaum)
Landbezeichnungen, Bäche und Wege Behrensslopp, Duurlsinsel, Deirgorn (Dreiangel), Grütthurn, Kattenhurn, Möllengrund, Zägenacker, Takenbäk, Karkweg


1855 erhalten die fünf ältesten Büdnerstellen Prange, Giese, Froh, Milhahn und Pagels endlich vom Amt Güstrow eine größere Ackerfläche zugeteilt. Hermann Friedrich David Milhahn schließt sich erst im Februar der Vergrößerung seiner Büdnerstelle an, die er zuvor mangels nötiger Geldmittel abgelehnt hatte. Hermann Friedrich David ist der zweitälteste Sohn des verstorbenen Büdners und Webers Johann Heinrich Milhahn und Bruder des Rademachers Milhahn.

Im Sommer des gleichen Jahres hält sich der Copist Rogge aus Rostock in Groß Wokern auf und fertigt Zeichnungen von der Feldsteinkirche an. Daraufhin reist Archivdirektor Friedrich Lisch im Herbst selbst nach Wokern, um sie in Augenschein zu nehmen. Ihre Innenausstattung hat nach seiner Einschätzung so gut wie keinen Wert, da die Kirche vor einigen Jahren restauriert und ausgeräumt wurde. In der Sakristei findet er ein altes aus Eichenholz geschnitztes Altarblatt, dass die Kreuzigung darstellt. Obwohl Lisch es als nicht besonders wertvoll einstuft, fordert er es im folgenden Jahr für das Großherzogliche Antiquarium in Schwerin. Pastor Wolff aus Klaber übergibt daraufhin das nicht mehr gebrauchte Altarblatt an den Schweriner Archivdirektor.

1857 sind im Dorf laut Mecklenburgischem Staatskalender von den dreizehn Bauernstellen bereits acht vererbpachtet. Die im Plan von 1854 eingezeichneten elf Büdnereien sind allesamt besetzt, von den 33 geplanten Häuslereien sind erst sieben vergeben. In Wokern gibt es außerdem eine Mühle, eine Schmiede, einen Krug und drei Schulen. In der neu gegründeten Siedlung Neu-Wokern sind schon sieben Büdner und zwei Häuslerstellen eingerichtet. Neu Wokern ist auf Gemeindeflächen, der ehemaligen Nachtkoppel Groß Wokerns und der gerodeten Waldfläche Steinbrink bzw. Roger Brink, entstanden. Pächter des herzoglichen Hofes in Klein Wokern ist Johann Anton Schnapauf.

1860 wird die Ostlinie der Friedrich Franz Eisenbahn von Güstrow nach Neubrandenburg projiziert. Sie durchschneidet den nördlichen Teil der Wokerschen Feldmark. Besonders davon betroffen sind die Hufen neun und elf, die zum Bau der Eisenbahnlinie fünfhundert bzw. siebenhundert Quadratruten Land abgeben müssen. Vier Jahre später wird die Eisenbahnstrecke am 14. November feierlich eröffnet. Neu Wokern erhält seinen Haltepunkt aber erst 1913, das Bahnhofsgebäude 1921. Die Büdneransiedlung Neu Wokern ist durch die Bahnschienen nun auch räumlich vom alten Dorfkern Wokern abgegrenzt.

Unter Aufsicht des Försters Fust aus Nienhagen werden ab diesem Jahr in Groß Wokern zahlreiche Bäume neu gepflanzt. Die Anpflanzungsvorschriften betreffen ausschließlich die immer noch vorhandenen Zeitpächter Prange, Behrend, Bartels und Warkentin. Sie müssen beispielsweise Pappeln zum Schutz der Dächer und Dunggruben sowie zur Feuerholzgewinnung, Kopfweiden um Hofteiche und auf Wiesen oder Obstbäume auf den Hofstellen pflanzen. Auch für das Dorf ist eine Hebung des Baumbestandes vorgesehen. An der Dorfstraße sollen mehr als hundert Pappeln gesetzt werden. Zum Schutz des neuen Kirchhofes pflanzt man noch einmal hundert Pappeln und innerhalb seiner Ringmauern zur Zierde dreißig Linden. Diese Bäume sind heute im Dorfbild nicht mehr erkennbar. Ein wilder Birnbaum aber, den Richard Wossidlo mit in die Liste überlieferter Flurnamen aufnimmt, steht noch heute am Dorfrand. Gewährsmann Brauer bezeichnet ihn als Pracherbohm - auf hochdeutsch Bettlerbaum. Dieser Baum hat einen Stammumfang von etwa anderthalb Metern und steht ausgangs des Dorfes rechter Hand am Weg nach Roge.

Bis 1861 liegen die ursprünglich Carl Nahmacher gehörenden vier Erbpachthufen fünf, sieben, acht und elf in der Hand des Pächters Wilhelm Karstien. Bei dessen Tod verkauft seine Tochter die Stellen an die Witwe Martiensen. Nun protestiert das Amt und verlangt, daß die seit dreißig Jahren und etlichen Besitzerwechseln zusammengeführten Hufen wieder getrennt werden. Die Witwe Martiensen erreicht den Kompromiss, dass die Stellen erst nach ihrem Tod durch ihre drei Kinder in den ursprünglichen Grenzen hergestellt werden müssen. Bei der Verhandlung mit dem Amt wird festgelegt, dass das alte Wohnhaus des Gehöftes fünf abgebrochen und stattdessen durch einen dreihieschigen Büdnerkaten mit feuerfestem Dach ersetzt werden muss. Hier wird wenige Jahre später die dreizehnte und letzte Büdnerstelle Groß Wokerns eingerichtet werden. Analog dazu muss jeder Erbpächter, will er die im Dorfkern liegenden Gehöfte neu bebauen, die beim Abbruch von Gebäuden wegfallenden Katenwohnungen durch den Bau von zweihieschigen Katen mit feuerfestem Dach ersetzen. In die Mietwohnungen dürfen nur in Groß Wokern bereits ansässige Einlieger aufgenommen werden. Ein Kartenriss aus dem folgenden Jahr zeigt, dass sämtliche Büdnereien in Wokern noch in Fachwerk gebaut sind. Die einzige Ausnahme macht die Büdnerei sechs auf dem heutigen Honigberg. Sie ist bereits in Mauerwerk errichtet. Eindeutig erkennbar ist, dass die Büdnereien vier, acht und zehn aus ehemaligen Hallenhäusern entstanden sind. Alle Büdnerhäuser haben in ihrem Innern drei bis vier Wohnungen, die an Einlieger vermietet werden. Im Dorf werden zwei Kiesgruben am Nienhäger und am Klaberschen Weg erwähnt.

Zu Anfang des Jahres 1864 gibt es Auseinandersetzungen zwischen Büdner Hermann Friedrich David Milhahn und seinem Nachbarn Hauswirt Warkentin, den der Dorfschulze Müller dem Amt Güstrow schildern muss. Beide Gehöfte sind durch einen kleinen Wassergraben verbunden, der in einen Teich im Warkentinschen Baumgarten mündet. Er ist durch den Bauern ausgegraben und gereinigt worden und wird nun als Tränke für sein Vieh genutzt. Da aber der Teich über den Graben immer wieder mit Wasser von der Dungstelle des Büdners Milhahn verunreinigt wird, wirft Warkentin ihn regelmäßig zu, sobald Milhahn ihn wieder freigegraben hat. Der Schulze stellt fest, dass der Wassergraben ein natürlicher Zufluss des Teiches ist und nicht erst, wie Warkentin behauptet, in neuerer Zeit gegraben worden war. Als Lösung bietet er an, das Wasser des Milhahnschen Grabens dadurch wegzuleiten, dass ein größerer Graben aufgemacht wird, der aus dem Hofteich in die Wiese der Büdnerei drei führt. Dieser war mit der Zeit zugeackert worden, ist aber in seinem Lauf noch deutlich zu erkennen.

Im gleichen Jahr werden durch die herzogliche Kammer in ganz Mecklenburg die vererbpachteten Höfe und Büdnereien aufgenommen. In Groß Wokern sind die acht Hufen zwei, fünf, sieben und neun bis dreizehn bereits Erbpachthöfe. Die am Dorfanger verbliebenen Stellen drei, vier und sechs sind noch nicht vererbpachtet, ebenso die Hufe eins. Ein Erbpachthof ist in Groß Wokern im Durchschnitt etwa vierundfünfzig Hektar groß. Die meisten Erbpächter haben während der Separation Land an die Bahn oder an Büdnereien abgegeben. In Groß Wokern sind zwölf Büdnereien besetzt, die eine Durchschnittsgröße von etwa zwei Hektar haben. Die sieben Büdnereien in Neu Wokern haben im Durchschnitt eine Größe von zweieinhalb Hektar. Der Büdner auf Stelle fünf in Groß Wokern betreibt zusätzlich den Dorfkrug mit einem Zeitpachtvertrag für sieben Reichstaler im Jahr. Er liegt direkt zwischen dem ehemaligen Milhahnschen Bauerngehöft und der Milhahnschen Büdnerei an der Stelle, an der der Landweg nach Köthel vom Anger abzweigt. Außerdem gibt es im Dorf eine Erbmühle und eine Erbschmiede.

Im August des Jahres 1866 werden mehrere alte Leute aus Groß Wokern als Zeugen in einem Streitfall um die Klabersche Scheide im Wokerschen Holz auf das Amt nach Güstrow gerufen und befragt. Gutsherr von Lovtzow auf Klaber hatte mehrere alte Eichen und Buchen fällen lassen, die nach Ansicht des Amtes im herzoglichen Teil des Waldes gestanden hatten. Von Lovtzow begründet sein Vorgehen damit, dass er einen Wassergraben als Grenze zwischen beiden Feldmarken ansieht. Die alten Wokerschen Einwohner, darunter der Holzwärter, bestätigen jedoch, dass eine im Wald vorhandene Steinmauer und nicht der Wassergraben stets die Grenze zwischen Wokern und Klaber gewesen sei. Der Graben war erst vor etwa acht Jahren zur Entwässerung des Zerninsbruches im Holz angelegt worden und sei kein Grenzgraben.

Im September stellt Rademacher Johann Heinrich Milhahn beim Güstrower Amt den Antrag, als Häusler zugelassen zu werden. Er hat zu diesem Zeitpunkt bereits sechs kleine Kinder und wohnt als Einlieger beim Büdner Schröder in der Büdnerei sieben auf dem heutigen Honigberg. Milhahn gibt an, dass er ein bares Vermögen von vierhundert Reichstalern besitzt und wird daraufhin vom Amt zum Häuslerbau zugelassen. Ein Jahr später wird er als Besitzer der Häuslerei acht genannt. In diesem Jahr werden auch die zehn Jahre zuvor bereits projizierten Häuslereien neun bis elf vergeben. Sie gehen an Häusler Pienes, Maurergesellen Bartels und Schneider Gutendorf.

Im Dezember werden als Einlieger in Groß Wokern neben dem Rademacher Milhahn auch noch Johann Milhahn und der Weber Milhahn genannt. Johann Milhahn ist der zweiundvierzigjährige Enkel des abgemeierten Hauswirtes Johann Hinrich Milhahn. Er ist verheiratet und hat vier kleine Kinder. Nur etwas mehr als ein Jahr später wird er an einer Lungenentzündung sterben. Bei dem Weber Milhahn könnte es sich um den fünfundzwanzigjährigen Sohn des Webers und Häuslers Johann Ernst Milhahn handeln. Er ist vielleicht zu diesem Zeitpunkt noch Einlieger, später wird er die Häuslerei des Vaters übernehmen und auch das Weberhandwerk ausüben.

1868 wird für Groß Wokern eine Feldmarkgröße von etwa neunhundertsiebzig Hektar vermessen. Davon gehören hundertsiebzig Hektar der Forst und fünf Hektar der Friedrich Franz Eisenbahn. Entsprechend einer herzoglichen Verordnung darf das Gemeindeland nur fünf Prozent der Gesamtfläche eines Dorfes betragen. Da in Groß Wokern dieser Anteil überschritten ist, erwägt man, aus der überschüssigen Gemeinfläche Land für weitere Häuslereien abzutrennen oder es dem Hof in Klein Wokern zuzuschlagen. Der meiste Teil des Gemeindelandes liegt in zusammenhängender Fläche an der Klein Wokerschen Scheide, ein anderer Teil zwischen dem neuen Kirchhof und "dem Wege, der jetzt auch nach Teterow führt". An diesem kurzen Wegstück werden in der Folgezeit zwölf weitere Häuslereien gebaut, es handelt sich um die heutige Pappstraße. Der oben genannte Weg ist die heutige Chaussee zwischen Krakow und Teterow. Der ehemalige Landweg auf dieser Strecke hatte einen anderen Verlauf, der nicht direkt über Groß Wokern sondern etwas südlicher in der Nähe des Abbaugehöftes Winkelmann - heute Waldschmidt - über Klaber und Groß Köthel nach Teterow führte.

1869 wird der Weg in die Büdnersiedlung Neu Wokern ausgebaut. Der Erbpächter Bockfisch auf Hufe acht muss dafür Land von seiner Ackerfläche abtreten. In Neu Wokern gibt es von insgesamt acht eingerichteten Büdnereien bereits fünf besetzte Höfe, darunter die von Ernst Hase, Georg Düsing, Franz Düsing und der Witwe Brauer. Die Siedlung muss etwa 1823 entstanden sein, denn ab Februar 1824 sind dort die ersten Geburten im Kirchenbuch eingetragen. Neu Wokern erhält einen eigenen Bürgermeister, den Büdnerschulzen Düsing.

In Groß Wokern geht man im Mai daran, einen weiteren Teil der geplanten Häuslereien zu erbauen. Vom ursprünglichen Einliegeracker und einem Teil der Hufe sechs wird Land entnommen, um am Weg nach Groß Köthel - dem heutigen Hansberg - zehn Häuslereien einzurichten. Jede Häuslerei erhält hier eine Hofstelle von etwa tausendachthundert Quadratmetenr. Sie sind damit schon fast dreimal so groß wie die ersten Häuslerstellen am Roger Landweg. Auffallend ist, dass viele der neuen Häusler aus ehemaligen Bauernfamilien des Dorfes stammen - genannt werden die Namen Behrend, Bartels, Warkentin, Milhahn, Seemann und Roggelin. Fast alle üben nebenher ein Handwerk aus - sie sind Maurer- und Zimmergesellen, Tischler, Schneider oder Rademacher.

Im September des gleichen Jahres erhalten auch die letzten Zeitpächter des Dorfes Friedrich Prange auf Hufe eins, Johann Behrend auf Hufe drei, Friedrich Bartels auf Hufe vier und Joachim Warkentin auf Hufe sechs Erbpachtverträge für ihre Höfe. Friedrich Bartels erwirbt die ehemals Milhahnsche Hufe vier, die jetzt eine Gesamtgröße von etwa fünfzig Hektar hat, für dreitausendvierhundert Reichstaler. Der Preis für einen Erbpachthof hat sich innerhalb der letzten fünfzig Jahre seit Beginn der Vererbpachtung etwa versechsfacht. Bis zum Ende des Jahrhunderts wird die urspüngliche Bauernschaft des Dorfes vollständig umgeschichtet sein - von den dreizehn Erbpächtern sind die alten einheimischen Bauernfamilien Behrend, Bartels und Warkentin auf den Höfen drei, vier und sechs als einzige noch im Besitz einer Stelle. Fast alle ehemaligen Hauswirtsfamilien sind zu Büdnern oder Häuslern herabgesunken. Innerhalb von nur fünfzig Jahren sind Dorfbild und Struktur der Dorfschaft einschneidend verändert.

Dorffeldmarken von Groß- und Klein Wokern Messtischblätter von 1884
1884 werden die Messtischblätter von der Preussischen Landaufnahme herausgegeben. Der Kartenausschnitt zeigt die Dorffeldmarken von Groß- und Klein-Wokern. Das Aussehen der Wokerschen Feldmark hat sich gegenüber der Schmettauschen Karte von vor etwa hundert Jahren wesentlich verändert. Die Eisenbahnlinie von Güstrow nach Teterow durchschneidet die Wokersche Feldmark nördlich. Der ehemalige Roger Weg überquert sie an einem deutlichen Knick. Das nördlich davon liegende Waldstück des Roger Brinks ist im Wokerschen Teil der Feldmark gerodet. Die ehemals davor gelegene Nachtkoppel der Dorfschaft ist bis auf kleine Wiesenreste verschwunden. Auf dieser Fläche liegt die neu gegründete Büdneransiedlung Neu Wokern. Fast alle ehemals großflächigen Wiesen, so vorm Teterower Hohen Holz und an der Feldmarkgrenze am Weg nach Köthel, sind nicht mehr vorhanden und in Ackerflächen umgewandelt. Die Feldmark zeigt deutlich, dass eine gemeinsame Weide nicht mehr benötigt wird. Als Sumpf oder Moor zu erkennen ist noch der in einer früheren Quelle beschriebene Rohrteich, der direkt auf der Scheide mit dem Hof Klein Wokern liegt - heute ist auch er fast vollständig trockengelegt. In der Feldmark verstreut liegen fünf Abbauten der Erbpächter. Am Weg nach Roge stehen die Windmühle und eine neu eingerichtete Ziegelei. Der ehemalige Weg nach Klein Wokern am Südausgang des Dorfes in der Nähe der Kirche existiert nicht mehr. Dafür ist ein neuer Weg am Nordausgang des Dorfes angelegt. Der ehemalige Landweg von Klaber nach Wokern ist zur Chaussee ausgebaut und führt nun nah am Dorf vorbei nach Teterow.  /19/