Beschreibung des Hofes Milhahn in Groß Wokern

Johannis 1822 wechselt Hauswirt Heinrich Bartels von seinem Gehöft XII auf die Milhahnsche Hufe IV. Heinrich Bartels ist der Urenkel von Trin Milhahn einer Tochter Claus Milhahns. Zwischen der Bewirtschaftung durch ihren Mann Jochim Bartels und dem nunmehrigen Hauswirt Heinrich lagen die Bauern Ahrend und Adam Bartels.

Bauernhaus Hufe IV in Groß Wokern
Als Bauer Johann Hinrich Milhahn seinen Hof an den 52jährigen Hauswirt Heinrich Bartels übergeben muss, hat er in etwa folgendes Aussehen: Auf dem Gehöft stehen Wohnhaus, Scheune, Backofen, Altenteiler, Stall und Schweinekoben. Das Wohnhaus ist noch immer das etwa 1782 von Hauswirt David Milhahn erbaute. Auch 1857 wird es - mittlerweile schon etwa 75 Jahre alt - noch immer stehen. Ein Inventarium des Hauswirtes Bartels von 1835 nennt ein 53 Jahre altes Wohnhaus mit zwei Stuben, sechs Kammern und vier Ställen. Es ist etwa 18 Meter lang, 12 Meter breit und in den Ständern 3,60 Meter hoch. Die mögliche innere Aufteilung zeigt nebenstehende Zeichnung.

Das Alter des Altenteilerkatens ist unbekannt, also wird er wohl erheblich älter als das Wohnhaus sein, so daß sich niemand mehr genau erinnern kann. Er ist 12 Meter lang, fast 7 Meter breit und nur 2,80 hoch. Die Dächer beider Häuser sind mit Stroh gedeckt. Die Scheune ist erst 15 Jahre alt - sie ist mit Sicherheit die im Sommer 1819 durch Hauswirt Johann Hinrich Milhahn neu aufgehöhte Scheune und mit hoher Wahrscheinlichkeit die heute noch an der Straße von Krakow nach Teterow stehende Fachwerkscheune. Auch der Dorfplan von 1854 zeigt auf der Hofstelle IV noch fast den gleichen Gebäudebestand. Durchgreifende Änderungen in der Struktur der Hofstelle werden wohl erst mit der Überführung in einen Erbpachthof 1869 geschehen. Bis zu diesem Zeitpunkt bleibt das Bild des Gehöftes Milhahn weitgehend erhalten. Der dann erbaute neue Bartelsche Dreiseithof entsteht mit seinem Zentrum genau dort, wo der Milhahnsche Hof einst stand. Inzwischen führt hier eine neue Landstraße von Krakow nach Teterow vorbei.

Ein Jahr nach Übernahme des Hofes stellt Heinrich Bartels beim Amt Güstrow einen Antrag auf Holz und Busch zur neuen Befriedung seiner Hofstelle, die wohl noch vollständig von Hakelwerk umgeben ist. Er erhält von Oberförster Foeldner 200 eichene Pfähle und 5 Fuder Busch. Etwa dreißig Jahre später sind Hof und Garten von 30 Ruten (ca. 140 m) Steinmauer bzw. 20 Ruten (ca. 90 m) Zaunwerk und lebender Hecke umgeben. Die Gesamtlänge der Einfriedung entspricht auch in etwa der Länge des einstigen Hakelwerkes um das Milhahnsche Gehöft. Der Hof vor dem Wohnhaus ist mit Feldsteinen gedämmt, in der Hufe gibt es sechs Steinbrücken, hier sind auch etwa 60 Weiden angebaut.

Die ehemals Milhahnsche Hufe ist nach einer Quelle von 1821 insgesamt 23.267 Quadratruten (etwa 50 Hektar) gross und liegt separiert in der Feldmark direkt hinter dem Gehöft zwischen den Landwegen nach Nienhagen und Groß Köthel. Auf die Gesamtfläche entfallen 20.978 Quadratruten (etwa 45 Hektar) Ackerland III., IV. und V. Klasse, 807 Quadratruten Wiese (etwa 1,7 Hektar) III. und IV. Klasse und 498 Quadratruten (etwa 1 Hektar) Weide V. und VI. Klasse. 191 Quadratruten (etwa 4.000 Quadratmeter) sind Gartenland und 793 Quadratruten (etwa 1,7 Hektar) unbrauchbares Land. Acker- und Weideland haben mittlere Qualität, ein Teil der Weide ist eher schlecht beschaffen. Milhahn sollte an Pacht in den ersten drei Jahren der ersten Roulance für diese Hufe 119,36 Reichstaler, in den nächsten vier Jahren 134,6 Reichstaler und in der gesamten zweiten Roulance 155,27 Reichstaler zahlen.

Bauer Bartels wirtschaftet - ebenso wie vor ihm Johann Hinrich Milhahn - mindestens bis zur Vererbpachtung des Hofes 1869 auf sieben Schlägen. In einer Quelle von 1852 sind sie genauer beschrieben. Im ersten Schlag, der brach liegt, gibt es etwas Kartoffelacker. Auf dem zweiten Schlag steht Winterroggen, auf dem dritten wachsen Gerste, Erbsen und Flachs. Der vierte Schlag trägt Erbsen und Winterroggen, der fünfte Winterroggen und Gerste. Der sechste Schlag wird zur Kuhweide genutzt, hier wächst auch etwas Klee. Der siebente Schlag dient der Schafweide und dem Anbau von acht Scheffel Aussaat mit Raps.

Die Versteigerung des Inventariums von Johann Hinrich Milhahn am 25.06.1822 gibt einen Überblick über Viehbestand und Hofwehr. Er besaß einen Hengst, einen Wallach, zwei Stuten, vier Ochsen, drei Stiere, vier Kühe, eine Starke, drei Pölke, 16 Gänse, einen Schafbock, einen Hammel, zwei Lämmer und 12 Hühner. Im Vergleich zu den beiden Inventarien von 1806 und 1773 ist der Viehbestand vor allem beim wertvollen Großvieh ziemlich dezimiert. Acker-, Haus- und Küchengerät sind jedoch nahezu identisch. Bei der Versteigerung werden 119,35 Reichstaler eingenommen.

Der abgemeierte Hauswirt Milhahn erwirbt aus seiner Hofwehr 16 Gänse, einen Haken, drei Dreschflegel und ein Tischlaken; aus dem Inventarium des abgemeierten Diederich Warkentin eine Stute, ein Börnkalb und einen Kessel. Insgesamt kann er etwa 10 Reichstaler aufbringen.

Nach der Abmeierung zieht der 57jährige Johann Heinrich Milhahn mit seiner noch recht großen sechsköpfigen Familie in den einhieschigen Altenteilerkaten des nunmehrigen Gehöftes Bartels. Zur Familie zählen 1822 seine 46jährige Ehefrau Dorothea Elisabeth, der 27jährige Sohn Friedrich - eigentlich Gehöftserbe -, der 13jährige Sohn Johann, die 10jährige Tochter Maria, die 6jährige Tochter Sophia und der erst 1jährige Sohn Johann Jochim Ernst Christoph. Zwei weitere Töchter sind bereits verheiratet. Die 1819 auf dem Hof Milhahn genannten Arbeitskräfte Knecht Friedrich Carnatz, Dienstjunge Heinrich Riebe und Magd Sophia Bierens verlieren ihre Arbeit. Der 22jährige Heinrich Riebe ist ein Neffe Johann Heinrichs, Sohn seiner jüngeren Schwester Catharina Maria Dorothea Riebe. Auch Friedrich Carnatz könnte ein Verwandter sein - die Tochter eines Großonkels ist eine verheiratete Carnatz.

Nachdem das Amt Güstrow anfangs in der Abmeierungsurkunde festgelegt hatte, daß alle Familien keinen Anspruch auf Altenteil erheben dürfen, zeigt es sich letztendlich doch geneigt, den abgemeierten Hauswirten gegen freiwillige Aufgabe der Höfe eine geringe Versorgung in Höhe des halben Altenteils zuzugestehen. Die Begründung für den Sinneswandel liefert es in einem Schreiben an den Geheimrat von Oertzen und den Amtsverwalter Scheel: "so veranlaßt uns dazu die Besorgniß, daß sie, indem sie dem Mangel gänzlich Preis gegeben, würden dem Staate nachtheilig und gefährlich werden können." Die Kosten des Altenteils sollen gegen geringe Entschädigung von den Nachfolgern auf den Gehöften übernommen werden. Die Altenteiler werden verpflichtet, nach ihren Kräften bei den Hauswirten mitzuarbeiten.

Das halbe Altenteil für die Milhahnschen Eheleute besteht aus folgendem: 60 Quadratruten (1.300 Quadratmeter) Gartenland; Weide und Futter für zwei alte Schafe; Weide für eine Gans mit der Zuzucht; die Bestellung und Sämung von einem Faß Leinsamen, jedoch ohne Bereitstellung des Samens und die freie Anfuhr von einem Faden Holz (etwa 3 Kubikmeter) und 6.000 Soden Torf. Die Bereitungskosten für den Torf muss der Altenteiler selbst begleichen. Jährlich erhalten die Eheleute 6 Scheffel Roggen und 3 Scheffel Gerste. Nach dem Tod eines der Eheleute fällt die Hälfte der Kornabgabe weg. Hauswirt Bartels, auf dessen Hof die Familie Milhahn lebt, wird durch das Amt jährlich eine Entschädigung von 25 Reichstalern 2/3 gezahlt. Stirbt ein Altenteiler, so sinkt die Vergütung auf 20 Reichstaler 2/3, nach dem Tod beider entfällt sie gänzlich.

Am 27. November 1822 heiratet Johann Hinrichs ältester Sohn, der eigentliche Gehöftserbe Friedrich, die 25jährige Tochter des Hauswirts Bartels Sophia. Im Juli des Folgejahres wird ihr erster Sohn geboren. Knapp ein halbes Jahr später stirbt am 25. Januar 1824 Friedrichs Vater Johann Hinrich im Alter von nur 58 Jahren. Nun muss seine Ehefrau mit dem halben Altenteil vier minderjährige Kinder versorgen. Friedrich und Sophia bekommen bis 1830 noch zwei weitere Söhne und eine Tochter. Ein Sohn ist geistig behindert. Im September 1831 bricht auf dem Hof Bartels Typhus (Nervenfieber) aus. In rascher Folge sterben neben mehreren Mitgliedern der Familie Bartels (Ehefrau und zwei Söhne des Hauswirtes) auch drei von fünf Kindern des ehemaligen Hauswirtes Johann Hinrich Milhahn - der 22jährige Johann, die 15jährige Sophia und der 36jährige Friedrich Milhahn. Ein halbes Jahr später muss seine Witwe Sophia Bartels auch einen ihrer Söhne, den vierjährigen Ludwig Heinrich begraben. Noch 1835 lebt sie unverheiratet mit drei kleinen Kindern, darunter dem geistig behinderten Carl Heinrich Theodor, auf dem Hof ihres Vaters Heinrich Bartels. Auch Carl Heinrich Theodor stirbt bereits mit 20 Jahren im Jahre 1845. Im Kirchenbuch wird bei der Todesursache "ein Blödsinniger" vermerkt. Nun lebt aus der Hauswirtsfamilie nur noch Johann Joachim Friedrich Milhahn, der älteste Sohn Friedrichs und Enkel Hinrichs. Er heiratet 1848 und hat mindestens drei Söhne, seinen Lebensunterhalt verdient er als Arbeitsmann. Aber bereits 1868 stirbt auch er mit erst 44 Jahren an Lungenentzündung. Vier Jahre zuvor - 1864 - wohnt im Altenteilerkaten des Gehöftes IV nun die Witwe Bartels. Mitglieder der ehemaligen Hauswirtsfamilie Milhahn scheint es auf Bartels Gehöft nun nicht mehr zu geben.


Familienangehörige im Dorf

Wohl im Altenteilerkaten des Gehöftes Milhahn oder direkt neben der Stelle wohnt die Tagelöhnerfamilie Roggelin. Die Ehefrau des 66jährigen Tagelöhners Daniel Roggelin ist Dorothea Roggelin, die älteste Schwester des Hauswirtes Johann Hinrich. Sie ist zum Zeitpunkt der Volkszählung 56 Jahre alt. Alle Kinder der Familie leben bereits außerhalb des Haushaltes.

Eine jüngere Schwester des Hauswirtes Johann Hinrich Christina Mau ist mit dem 48jährigen Tagelöhner Joachim Mau verheiratet. Er besitzt gemeinsam mit seinem Bruder Heinrich je einen halben Katen. Später wird die Familie Mau mit zu den ersten fünf Büdnern im Dorf gezählt. Joachim und Christina haben vier Kinder - die neunzehnjährige Maria, den achtjährigen Christian und die vierjährige Sophia. Ein letztes Kind ist gerade einen Tag vor der Volkszählung geboren und noch ungetauft.

Zwei weitere jüngere Schwestern des Hauswirtes Milhahn sind bereits verstorben. Catharina Maria Dorothea Riebe stirbt drei Jahre nach ihrer Hochzeit mit dem Rademachergesell Christoph Riebe im Kindbett. Sie ist erst 23 Jahre alt. Auch Sophia Warkentin, mit dem Hauswirt Diedrich Warkentin verheiratet, stirbt im Wochenbett. Sie ist 34 Jahre alt, ihre kleine Tochter verstirbt ein Dreivierteljahr nach ihrem Tod.

Neben der Hauswirtsfamilie um Johann Hinrich Milhahn lebt in Groß Wokern noch die Familie des Webers und Büdners Johann Milhahn. Beider Urgroßväter Adam und Johann waren einst Brüder gewesen. Der zum Zeitpunkt der Volkszählung von 1819 38jährige Johann Milhahn ist in zweiter Ehe mit der neun Jahre jüngeren Anna Krüger verheiratet. Seine erste Frau Maria Elisabeth Burmeister war nach der Geburt von zwei Kindern mit erst 27 Jahren verstorben. Johann Milhahn ist seit etwa 1801 im Besitz einer Büdnerei. Zu seiner Familie gehören der zehnjährige Johann aus erster Ehe, der siebenjährige Friedrich, die fünfjährige Friederike und der dreijährige Christian Ludwig. Die drei Söhne werden in der Reihenfolge ihrer Nennung später Rademacher, Büdner und Tischler bzw. Häusler und Zimmergeselle in Groß Wokern. Im Hause Johanns hält sich zum Zeitpunkt der Volkszählung auch der 20jährige Ernst Rohn auf. Er ist eigentlich Soldat auf der Garnison in Güstrow, hat aber auf unbestimmte Zeit Urlaub. Ernst ist ein Halbbruder Johanns, dessen Mutter sich nach dem frühen Tod des Vaters 1798 noch einmal mit dem Weber Johann Georg Rohn verheiratet hatte. Jetzt, 1819, sind beide wohl schon verstorben. Auch Johanns einzige Schwester Catharina Maria Elisabeth ist bereits sechs Jahre zuvor im Alter von nur 28 Jahren gestorben. Zwei Jahre vor ihrem eigenen Tod war sie von einem toten Knaben entbunden worden.

Tante des Büdners Johann Milhahn ist die 66jährige Catharina Roggelin. Sie ist die einzige Schwester seines Vaters und bereits verwitwet. Wahrscheinlich wohnt sie neben dem Katen der beiden Brüder Mau.


Familienangehörige in Mamerow

Hier leben zwei Söhne des verstorbenen Tagelöhners und Dreschers David Milhahn aus Groß Wokern. Der Großvater des Wokerschen Büdners Johann Milhahn Ahrent ist ein Bruder von David Milhahn.

Der 64jährige Pagel Milhahn arbeitet als Pfänder in Mamerow, d.h. er führt die Aufsicht über die Schweine während der Mastzeit. Schon mit etwa 14 Jahren war Pagel von Wokern nach Mamerow gegangen, um hier als Knecht oder Drescher zu arbeiten. Zeitweise arbeitet und wohnt er auch im nahegelgenen Bergfeld. In Mamerow heiratet er die gleichaltrige Catharina Louisa Knegendorf. Beiden werden elf Kinder geboren, von denen nur fünf überleben. Ein Zwillingskind wird im Alter von 16 Wochen in der Nacht aus Versehen von den Eltern im Ehebett erdrückt. Auch der kleine Zwillingsbruder stirbt im März 1790 an Auszehrung, zwei Monate darauf eine vierjährige Tochter ebenfalls an Auszehrung. In diesem Jahr hatte sich in ganz Mecklenburg eine Hungersnot ausgebreitet, weil die übermäßige Ausfuhr von Lebensmitteln zu einer extremen Teuerung führte. Überall im Land gibt es Hungerunruhen. Jetzt zur Zeit der Volkszählung leben bei den alten Eltern noch die beiden Töchter Louise und Dorothea, 27 und 22 Jahre alt. Dorothea hat einen einjährigen unehelich geborenen Sohn. Sie bekommt ein paar Jahre später noch ein zweites uneheliches Kind und heiratet dann einen Knecht aus Raden, der zu ihr nach Mamerow zieht. Noch ein paar Jahre später heiratet auch die ältere Schwester Louise und zwar den blinden Hauswirtssohn Schönfelt aus Nienhagen. Er war vorher drei Jahre lang mit einer Schwester Louises verheiratet, die bereits mit 30 Jahren verstarb.

Die Volkszählung nennt in Mamerow nicht den 35 Jahre alten einzigen Sohn der Familie Johann Christopher Milhahn. Er arbeitet als Schneider, ist mit Anna Elisabeth Behm verheiratet und lebt spätestens seit 1821 wieder in Mamerow. Einer seiner Söhne Johann Ernst wird als Weber und Häusler später wieder in Groß Wokern ansässig.

Der jüngere Bruder von Pagel ist der 55jährige Diederich Milhahn. Auch er geht im Alter von 14 Jahren nach Mamerow, um hier als Kutscher später als Tagelöhner zu arbeiten. Diederich heiratet in Mamerow die vier Jahre jüngere Sophia Schwaßmann. Sie bekommen sechs Kinder - nur drei bleiben am Leben. Zur Zeit der Volkszählung wohnt die einzige Tochter Elisabeth - 12 Jahre alt - noch im Haus der Eltern. Der 19jährige Johann Friedrich wird in der Volkszählungsliste nicht genannt, möglicherweise ist er gerade beim Militär. Jahre später wird er jedoch als Einlieger in Mamerow erwähnt.

Wohl mit im Haus der Eltern oder direkt daneben wohnt der älteste Sohn der Familie Johann Hinrich Milhahn. Er ist 26 Jahre alt und arbeitet als Schneider. Ein Jahr zuvor hatte er Elisabeth Handmann aus Neukalen geheiratet. Beide haben noch keine Kinder, Elisabeth ist aber bereits hochschwanger und wird im September ihr erstes Kind entbinden. Bei beiden wohnt gerade seit diesem Jahr noch der 14jährige Bruder Elisabeths Friedrich als Schneiderlehrling. Am Ende seines Lebens wird Johann Hinrich Milhahn noch im Alter von 64 Jahren zusammen mit seiner Ehefrau und wohl der jüngsten 23 Jahre alten Tochter nach Amerika auswandern. Im August 1857 verlässt er Hamburg mit der S. Robert Teck. Johann Hinrich folgt seinem ältesten Sohn August, der drei Jahre zuvor ebenfalls nach Amerika ausgewandert war. Dieser ist ebenso wie sein Vater Schneider und hatte wohl in Amerika so weit Fuß gefasst, daß er - wie allgemein üblich - seinen alten Eltern einen Freischein schicken konnte. Johannes Gillhoff beschreibt in "Jürnjakob Swehn, der Amerikafahrer" die Situation älterer Auswanderer so: "Als ich ihr die Freikarte rüberschickte, da ist sie ganz gern gefahren, weil wir uns über dreißig Jahr nicht gesehen hatten und weil sie alt wurde und nicht mehr so recht arbeiten konnte. Aber es ist ihr hier so gegangen wie den meisten, die alt rüberkommen. Sie ist das Heinweh nicht mehr los geworden.". Auch der jüngste Sohn Johann Hinrichs Jakob war bereits früh ausgewandert - allerdings nach Australien. Die Überfahrt auf einem Segelschiff hatte sechs Monate gedauert. Nachdem er hier über mehrere Jahre Gold gewaschen und ein Teehaus in Sydney gekauft hatte, kehrte er nach Mecklenburg zurück. Zu diesem Zeitpunkt waren aber seine Eltern und sein ältester Bruder bereits nach Amerika ausgewandert. In Mecklenburg lebten noch sein Bruder Johann Hinrich in Laage und die beiden Schwestern Henny und Louise.