"Classifications Tabelle von den Erb- und Zeitpacht Ländereien der 5 alten Büdner zu Groß Wockern vor der Regulierung von 1855"  /6/

Die Büdnerei Nr. 4 liegt auf der Hofstelle der ehemaligen Krögerschen Hufe V direkt neben dem Gehöft VI des Bauern Warkentin. Sie besteht aus Wohnhaus und Stallgebäude. Beide Häuser stehen etwas zurückversetzt längs zum Anger. Das Wohnhaus liegt hinter dem Stall. Im Haus gibt es zwei Wohnungen, auch im Stallgebäude gibt es noch eine kleine Wohnung. Daß wohl alle Büdner ihre Einkünfte mit Mieteinnahmen aufbessern, zeigt eine Quelle von 1864, in der "die Witwe Schroeder, welche 29 Jahre in der Wohnung des Büdners Milhahn gewohnt hat" als Zeugin in einem Streit angerufen wird. Auch im Grundbrief wird für alle Büdnereien festgelegt, daß die in ihren Häusern vorhandenen Einliegerwohnungen vorrangig an Einlieger aus dem Ort oder dem Amt vermietet werden sollen. Jede Wohnung besteht aus Diele, Küche, zwei Stuben und vier Kammern. Nur die Wohnung im Stall ist kleiner und hat nur Küche, Stube und Kammer. Alle Gebäude der Stelle sind das Eigentum des Büdners und müssen durch ihn selbst erhalten werden. Bauplatz und Riß sind jedoch durch das Amt genehmigungspflichtig. Vorgeschrieben ist auch, daß die Dächer feuerfest und nicht mehr mit Stroh gedeckt werden dürfen.

Fritz Milhahn konnte die Büdnerstelle seines Vaters von anfangs 879 Quadratruten um 563 Quadratruten auf ungefähr 3 Hektar vergrößern. Etwa jeweils die Hälfte des Landes ist in Erb- bzw. Zeitpacht vergeben. Vererbpachtet sind der größte Teil der Ackerfläche und die Hofstelle. Der Hof des Büdners Milhahn ist 36 Quadratruten - also 780 Quadratmeter, der Garten 124 Quadratruten - etwa 2.700 Quadratmeter - groß. Im Garten befindet sich ein Soll, das zur Viehtränke genutzt wird. Es liegt direkt auf der Grenze zur Büdnerei 5 und wird auch von dieser Seite benutzt. Zum Gehöft gehört noch ein Backofen. Die gesamte Ackerfläche des Büdners beträgt 904 Quadratruten, das sind fast 2 Hektar. Sie grenzt an den Einliegeracker des Dorfes. Der Boden ist zum größten Teil von mittlerer Qualität. Er verlangt 90 bis 150 Scheffel Einsaat pro Quadratrute. Die Wiese der Stelle ist 369 Quadratruten, etwa 8.000 Quadratmeter groß. Auch ihre Qualität ist nur mittelmäßig und mit 2 - 300 Fuder Heu pro Quadratrute bonitiert.

Für die Büdnerstelle werden Grundsteuer oder Canon, Realsteuer für den Hufenstand und Personalsteuer entrichtet. Als Einwohner des Dorfes muss der Büdner sich an den Kosten für Kirche, Schule und Hebamme beteiligen. Außerdem sind ein Armengeld und eine Summe für die Fuhrkosten des Amts-Arztes zu bezahlen. Die Befreiung vom Mahlzwang kostet jährlich 28 Taler Courant.

Zur Familie des 43jährigen Fritz Milhahn gehören zu diesem Zeitpunkt seine 27jährige Ehefrau Sophia geborene Stüve und zwei Söhne und eine Tochter im Alter von drei, zwei und einem Jahr. Bis 1860 werden noch zwei weitere Töchter geboren, dann stirbt Sophia kurz nach der Geburt des fünften Kindes im Alter von erst 32 Jahren. Fritz Milhahn verheiratet sich ein Jahr später ein zweites Mal mit der 27jährigen Friederike Düsing aus Neu Wokern. Mit ihr hat er noch einmal drei Töchter. Fritz ältester Sohn wird mit 29 Jahren unverheiratet an einem Herzleiden sterben, sein zweiter Sohn Johann Ludwig übernimmt die Büdnerstelle von seinem Vater.