Fotos aus dem Kirchspiel Klaber    Groß Wokern zur Zeit Claus Milhahns

Ab Johannis 1684 verpfändet Herzog Gustav Adolf die Vogtei Klein Wokern mit den Dörfern Groß Wokern und Groß Roge für zwölftausend Taler an Adam Otto von Vieregge auf Weitendorf. Im Kabinett des Herzogs ist Vieregge Gemeiner Rat und Oberschenk. Zuvor war er Kanzleirat in der Justizkanzlei und Kammerjunker im Hofstaat der Herzogin Magdalena Sibylla gewesen. Oberstallmeister Voß zieht sich ab diesem Zeitpunkt ganz auf den herzoglichen Hof Mamerow zurück. Anlässlich der Hofübergabe wird Anfang Juni des folgenden Jahres ein Inventarium erstellt, das den Hof und die frondienstleistenden Dörfer genau beschreibt. In diesem Inventarium werden Johann Puberts als Schreiber und David Berens als Schäfer des Hofes genannt. Wahrscheinlich übernimmt Jacob Wies den Hof zu diesem Zeitpunkt von Adam Otto von Vieregge in Pacht. Wies ist jetzt einunddreißg Jahre alt und bleibt für etwa dreißig Jahre Klein Wokerscher Hofpächter.
 
Ab Mai 1686 wird Joachim Wittmann aus Treptow an der Rega neuer Pastor in Klaber und Groß Wokern. Sein Vorgänger Barthold Guhle war im vergangen Jahr im Alter von erst neunundvierzig Jahren verstorben. Wittmann heiratet Sophie Koch, die Witwe seines Amtsvorgängers. Seit diesem Jahr werden in Groß Wokern auch wieder Tauf- und Sterberegister geführt. In Klaber, wo es Taufregister schon seit 1672 gibt, legt Wittmann nun auch Trau- und Sterberegister an. Ein Jahr nach dem Amtsantritt von Joachim Wittmann werden die Kirchen in Klaber und Groß Wokern gründlich renoviert. Klaber erhält ein neues Pfarrhaus von fünf Gebind Länge mit Stube und Kammern. Das Gelände verwildert und der gesamte Kirchhof von Dornen überwuchert.

Herzog Gustav Adolf leiht 1689 fünfzig schwedische Musketiere aus und verpflichtet die Domanialämter Güstrow, Bützow, Schwaan und Ribnitz, Arbeitskräfte bereitzustellen, um die Stadt Güstrow zur Festung auszubauen. In den folgenden Jahren gibt es im Amt immer wieder Belastungen durch Truppendurchmärsche, so ziehen im Juni 1690 drei Kompanien brandenburgische Infanterie durch das Amt Güstrow in die Mark Brandenburg. Ebenfalls im Juni 1693 befinden sich zwei Kompanien schwedische Infanterie auf dem Marsch durch Mecklenburg. Sie kommen aus Pommern und machen in Güstrow halt. Schon im April des folgenden Jahres marschieren noch einmal zwei Kompanien schwedische Infanterie von Demmin kommend nach Güstrow, um hier Station zu machen.

Der Klein Wokersche Pächter Jacob Wies lässt das alte Bauhaus und etwa drei Jahre später auch das verfallene Lusthaus des Hofes abreißen und beginnt 1696 mit dem Neubau eines Bau- und Viehhauses, das nun nicht mehr giebel- sondern traufenständig ist. Über seiner nach Osten zeigenden Eingangstür wird ein in Stein gehauenes Wappen des mecklenburgischen Herzogs befestigt. Mit dem Tod des letzten Güstrower Herzoges Gustav Adolf im Jahr zuvor hat das ehemalige Lusthaus - einst als herzoglicher Aufenthaltsort für die Jagd in den Wäldern der Umgebung gebaut - seine Funktion verloren. Außerdem ist das etwa hundert Jahre alte Haus sehr verfallen. Jetzt entsteht die Gustanlage mit Bauhaus, Torhaus, Scheunen und Ställen, die im wesentlichen dem heute noch sichtbaren Hof entspricht. In den folgenden zwei Jahren fallen die Ernten in Mecklenburg besonders schlecht aus. Darum steigt der Kornpreis beim Roggen auf das Fünf- bis Sechsfache des sonst üblichen Preises.
 
1699 lässt das Amt Güstrow unter der Pachtzeit von Jacob Wies ein Inventarium des Hofes Klein Wokern und der frondienstverpflichteten Dörfer und ihrer Bauern erstellen. Wahrscheinlich ist Adam Otto von Vieregge verstorben und die verpfändete Vogtei wird durch den Herzog wieder eingelöst. Mehrmals wird im Inventarium unter damaliger Herrschaft und vom seeligen Hauptmann Viereck gesprochen. Wies bleibt weiterhin der Pächter von Klein Wokern. Der Hof hat sich während seiner Pachtzeit vorteilhaft entwickelt. So ist das Bauhaus neu errichtet worden, der Schafstall befindet sich in gutem Zustand, die beiden Scheunen sind neu besohlt und das Niveau des Obstgartens, in dem sich eine stattliche Anzahl von Bäumen befindet, ist merklich gestiegen. Auch den Bauern der Vogtei geht es besser als vor fünfzehn Jahren. Sie haben - mit Ausnahme des Bauern Tewes Bamm in Groß Wokern - einen höheren Viehbestand, vor allem bei Pferden und Ochsen.

Dementsprechend stark erhöht hat sich aber auch ihre Verpflichtung zum Frondientst. Beschwerte sich dreißig Jahre zuvor Hofbesitzer Adam Voß noch darüber, dass die Wokerschen Bauern fast gar nicht zu Hofe dienen oder nur eine Person schicken wollen, gibt es jetzt ein strenges Regime, bei dem sie fast durchgängig an allen Wochentagen zwei Personen zum Hofdienst schicken müssen. Die Wokerschen Bauern dienen in der Saatzeit im Herbst die ganze Woche mit zwei Personen, sechs Tage mit Ochsen und vier Tage mit zwei Pferden. Bis zur Heuernte - also den ganzen Winter über - dienen sie dann fünf Tage mit zwei Personen. Während dieser Zeit fahren sie hauptsächlich Mist ab bzw. haken oder verrichten alle sonst anfallenden Arbeiten. Während der Heuernte im Fühjahr bzw. Frühsommer dienen sie wieder über die ganze Woche mit zwei Personen. In der Kornernte - der arbeitsintensivsten Zeit - müssen sie drei Personen zu Hofe schicken und zwar abwechselnd einen Tag mit zwei Personen zum Mähen und einer zum Binden, den anderen Tag mit einer Person zum Mähen und zwei zum Binden. Zusätzlich zu diesen Diensten sind sie verpflichtet, auf Anforderung des Verwalters fünf bis sechs große Reisen nach Rostock oder Wismar zu tun. Für diese Kornfuhren müssen sie vier Pferde und zwei Personen stellen, außerdem sind dem Knecht vierundzwanzig Schilling mitzugeben. Nebenher sind in dieser Zeit trotzdem noch drei Tage Fußdienst zu leisten. In beliebiger Zahl kann der Pächter auch Holzfuhren nach Güstrow abfordern, für die der Bauern seinen Knechten sechs Schilling Reisekosten mitgeben muss.

Mit der Auflösung des Herzogtums Mecklenburg-Güstrow im März 1701 werden Klein und Groß Wokern endgültig dem Herzogtum Mecklenburg-Schwerin zugeordnet. Beim Geläut für den neuen Schweriner Herzog Friedrich Wilhelm springt die große Glocke der Klaberschen Kirche. Vom 9. Oktober bis zum 14. November steht die Kompanie des schwedischen Rittmeisters Schulmann im Amt Güstrow. Im gleichen Jahr wird auch eine Kompanie Dragoner des Obristen Krassau im Amt einquartiert und verpflegt. Auch im folgenden Jahr gibt es wieder Truppendurchzüge in Mecklenburg. Eine Dragonerkompanie des Capitän Winterfeldt und des Obrist-Leutnant Krassau werden mitsamt ihren Pferden im Amt bzw. der Stadt Güstrow einquartiert und verpflegt.

Ab 1703 werden im Domanium die bäuerlichen Hufen zur Steuerfestsetzung neu vermessen. Die Messergebnisse der Domanialvermessung werden nicht kartiert. Dazu vereidigt der Herzog Friedrich Wilhelm acht Landmesser. Sie ziehen über die domanialen Dörfer und müssen von den Bauern in die einzelnen Flächen der Dorffeldmark eingewiesen werden. Oft wird versucht, abseits liegende Flächen zu verschweigen, um bei der Steuerfestsetzung nicht zu hoch eingestuft zu werden. In Groß Wokern soll im Ergebnis der Vermessung eine neue Bauernstelle eingerichtet werden. Die Bauern lehnen sich jedoch dagegen auf, da das dazu nötige Land zum Teil von ihnen mitgenutzt wird. Diese später neu geschaffene Stelle ist mit Sicherheit die neben dem Milhahnschen Hof gelegene Stelle des Johann Behrent, die ab etwa 1730 besetzt wird. Außerdem wird im Zuge der Landvermessung festgestellt, dass die beiden Wokerschen Kossaten Tewes Bamm und Jochim Rost inzwischen soviel Land haben, dass sie die Dienste eines Halbhüfners leisten könnten, wenn ihnen mehr Zugvieh geliefert werden würde. Den Kossatenhof von Joachim Rost übernimmt dann auch ab dem folgenden Jahr Jochim Burmeister als Bauernstelle. Auch dieser Hof liegt direkt neben dem Milhahnschen. Ebenso ist die Kossatenstelle von Tewes Bamm spätestens ab 1751 eine Bauernstelle, die zu diesem Zeitpunkt durch Johann Pagel besetzt ist.

Am 8. Dezember des Jahres richtet ein überaus starker Orkan überall im Land große Schäden an. Von seiner Zerstörungskraft zeugt ein Eintrag im Kirchenbuch Warnemünde durch einen harten Sturm und Süd-Westen-Wind nicht allein zu Warnemünd ein großer Schaad an allen Häusern geschehen, auch der Kirchturm beschädigt, sondern es sind viele Stähte, Dörffer, Kirchen nicht allen im Lande Meckelburg sondern auch weit und breit hart geschädigt, auch Kirchen. Schulen, Häuser eingeworffen, zerfallen und niederißen.  /15/
 
 1704 fertigt Pastor Joachim Wittmann auf Befehl des Herzogs Friedrich Wilhelm ein Beichtkinderverzeichnis des Kirchspiels Klaber an. Der herzogliche Befehl war in drei Teilen ergangen. Bereits im April des Vorjahres richtet er sich an alle Pastoren, jeweils die Beichtkinder ihrer Kirchspiele festzuhalten, das heißt alle bereits konfirmierten Personen. Mehr als ein Jahr später verfügt der Herzog bei der Beichtkindererhebung folgende drei Schwerpunkte zu setzen: wie lange und in welchem Alter sind die Beichtkinder zum Abendmahl gegangen, wie heißt das betreffende Kirchspiel bzw. welche Filialen besitzt es und welche Intraden, Einkünfte und Ackerland erhalten die Pfarrer zum Lebensunterhalt. Im August des gleichen Jahres legt eine letzte Verordnung des Herzogs fest, auch Armenhäuser, Schulen und Witwenhäuser anzugeben bzw. zum Jahreswechsel die Taufen, Hochzeiten und Gestorbenen zahlenmäßig zu melden. Nicht jeder Pastor wird in seiner Aufstellung allen Forderungen gerecht.

In Groß Wokern leben auf den acht Bauernstellen die Familien Friedag, Bartels, Warkentin, Kiens, Milhahn, Rost, Schöder und Warckentien. Die zwei Kossatenstellen besetzen Tewes Bamm und Joachim Rost. Es gibt eine Drescherfamilie und einen Häker, der die Hufe der Pfarre in Groß Wokern bewirtschaftet. Der Küster Hans Rathke bewohnt das Küsterhaus, wo er auch von Martini bis Ostern Schule hält. Ansonsten gibt es nur noch einen Leinweber im Dorf. Einen Schmied nennt das Beichtkinderverzeichnis nicht, obwohl es im Dorf nachweislich die Erbschmiede der Familie Gerstenkorn gibt. Die Bauern in Groß Wokern müssen an den Pfarrer Messkorn und Eier liefern.

In der Umgebung von Groß Wokern gibt es Domaniale Höfe in Klein Wokern mit Groß Wokern und Groß Roge sowie in Mamerow mit Nienhagen, Lüningsdorf und drei Bauern aus Rachow. Beide Domanialhöfe sind verpachtet. Auffallend ist, dass die Bauern der domanialen Dörfer des Kirchspiels zu einem großen Teil Einheimische sind, während fast alle Bauern der beiden ritterschaftlichen Dörfer Klaber und Rothspalk aus anderen Dörfern, teilweise sogar aus den Städten Neubrandenburg, Stralsund, Malchin, Rostock oder Güstrow stammen. Zuzug scheint es nach dem Dreißigjährigen Krieg hauptsächlich aus Dänemark gegeben zu haben - allein vier Personen innerhalb des doch recht kleinen Gebietes des Kirchspiels kommen aus diesem Land.

Pächter des herzoglichen Hofes in Klein Wokern ist der einundfünfzigjährige Jacob Wies. Er hat sechs minderjährige Kinder, seine Ehefrau ist jedoch seit kurzem verstorben. Ein Jahr darauf heiratet Wies die fünfundzwanzigjährige Haushälterin des Nebengutes Tense Eva Kiens. Sie wird im gleichen Jahr vom Herzog aus der Erbuntertänigkeit freigegeben, um den Pächter heiraten zu können. Zum Gesinde des Hofes zählen drei Knechte und eine Magd. Zwei Knechte sind wohl Söhne des Schäfers Carl Toppe. Ein Junge, Hinrich Burmeister Sohn eines Bauern aus Groß Roge, ist über den Sommer sicher als Hütejunge und für kleinere Dienste angestellt. Desweiteren beschäftigt der Hof einen Gärtner und einen Kuhhirten. Die Schäferei ist an den oben genannten Schäfer Toppe unterverpachtet. Katenleute werden in Klein Wokern überhaupt noch nicht genannt - nur in Groß Wokern wohnt eine Drescherfamilie. Das Gut scheint fast ausschließlich von den täglich fronenden neunzehn Bauern- und Kossatenfamilien aus Groß Wokern, Groß Roge und Nienhagen bewirtschaftet zu werden. Einhundert Jahre zuvor war das Gesinde des Hofes noch doppelt so zahlreich.

Pertinenzien des Klein Wokerschen Hofes liegen in Dalkendorf und Tense. Dalkendorf scheint fast nur noch aus einer Schäferei zu bestehen, die an Hanß Struck unterverpachtet ist. Daneben werden ein Häker, ein Knecht und ein Bauer, der etwas Acker hat, genannt. Pächter Wies erhält den Hof ab diesem Jahr für drei Jahre in Pacht. Tense wird als hochfürstliches Tafelgut bezeichnet, das bedeutet, dass seine Einnahmen ausschließlich dem persönlichen Unterhalt des herzoglichen Hofes dienen. Das Nebengut war erst ein Jahr zuvor wieder der herzoglichen Vogtei Klein Wokern eingegliedert worden. Pächter Wies erhält es auf drei Jahre für hundertzwanzig Taler jährliche Pacht. Das Beichtkinderverzeichnis stellt fest: Hieselbsten sind 7 Bauern gewesen, itzo kaum einer, weil aller Acker zum Hof genommen.. Bis auf den Bauern Hinrich Rachow und den Kossaten Hanß Schliemann gibt es im Ort nur noch Käter, Drescher, Tagelöhner und Hirten. Die dortige Mühle gehört zum adeligen Gut Thürkow.

Zum Ritterschaftlichen Gut derer von Plessen in Raden gehört ein Hof in Lalendorf. Das Gut Klaber mit Bergfeld gehört der Familie von Schack. Das Gut Vietgest besitzt die Familie von Oldenburg. Zum Besitz gehört ein Hof in Schwiggerow sowie das Dorf Nienhagen. Das Gut Gremmelin mit Höfen in Wattmannshagen und Roggow sowie den Dörfern Reinshagen und Rachow gehört der Familie von Viereck. Die Dörfer Sierhagen - später Zierhagen, heute Schlieffenberg -, Fredenhagen und der Hof Niegleve gehören zum Gut Tolzien, das einige Jahre zuvor von der Familie von Oldenburg in den Besitz derer von Viereck gelangt war. Die Familie von Viereck sitzt auch auf Rossewitz mit Zapkendorf, Subzin und Kussow. Das Gut Rothspalk mit der Meierei Strietfeld gehört der Familie von Thomsdorff. Der Hof in Klein Roge ist den von Vierecks auf Zierstorff zugeordnet. Das Dorf Mieckow besitzen die Zepelins auf Appelhagen. Die ritterschaftlichen Hauptgrundbesitzer im Dreieck der Städte Güstrow, Laage und Teterow sind zu Beginn des 18. Jahrhunderts die Familien von Oldenburg, von Viereck und von Hahn und mit einigem Abstand die Familien von Plessen und von Bassewitz.

Die Beichtkinderverzeichnisse zählen in Groß Wokerns Umgebung Mühlen in Reinshagen, Vietgest, Wattmannshagen, Raden, Groß Roge und Klein Köthel auf. Die Wokerschen Bauern sind Zwangsmahlgäste der Bornmühle vor Teterow, die Bauern aus Nienhagen, Mamerow, die Hälfte der Bauern aus Rachow, die dem Herzog untertan sind und die beiden Domanialhöfe in Klein Wokern und Mamerow mahlen in der herzoglichen Mühle in Groß Roge. Diese Mühle lag wohl am heute zum Teil verlandeten Abfluss des Wotrumer Sees. Schäfereien gibt es in sehr vielen Dörfern, so in Vietgest, Nienhagen, Roggow, Gremmelin, Wattmannshagen, Niegleve, Grambtzow, Mieckow, Groß Köthel, Klein Wokern, Klaber, Rothspalk und Mamerow. Schmieden haben mit Groß Wokern, Gremmelin, Wattmannshagen und Raden noch relativ wenige Dörfer. Ziegeleien gibt es in Wattmannshagen, Raden und Klaber. Das Gut Raden und das Dorf Grambtzow haben als einzige eine Holländerei. Fischereien werden in Vietgest, Gremmelin, Wattmannshagen, Raden, Niegleve, Sierhagen und Klaber betrieben.

1705 legt eine Herzogliche Hofdienstordnung die Art und Weise der Frondienste für ihre Untertanen fest. Mit ihr soll verhindert werden, dass die Bauern der verschiedenen herzoglichen Höfe ungleiche Dienste leisten. Darin heißt es: sollten die Untertanen tüchtige Leute, gut Vieh und untadelhafte Gerätschaft zu Hofe schicken. Die Bauern aus Groß Wokern und Groß Roge sind dem herzoglichen Pachthof in Klein Wokern frondienstverpflichtet. Sein Pächter ist zu diesem Zeitpunkt noch immer Jacob Wies. Im Verlauf des Jahrhunderts nehmen die Frondienste stark zu. Zu Anfang des Jahrhunderts bewirtschaften im Durchschnitt fünf erwachsene Personen eine Bauernstelle in Groß Wokern. Fünfzig Jahre später sind es im Durchschnitt acht, da die eigene Wirtschaft neben dem Frondienst sonst nicht mehr zu bewältigen ist.  /6/

Eine herzogliche Anweisung vom Sommer 1706 fordert die Bauern im Domanium auf, Bienen zu halten. Sie werden verpflichtet, Wachs an den fürstlichen Hofstaat zu liefern. Für ein Pfund Wachs werden zwölf Schilling gezahlt. Im Güstrower Schloss wohnt zu dieser Zeit noch immer die Witwe Gustav Adolfs. Magdalena Sibylla von Holstein-Gottorp überlebt ihren Ehemann um fast fünfundzwanzig Jahre und verstirbt erst im September 1719. Von diesem Jahr an steht das Güstrower Schloss die meiste Zeit leer und wird nur noch gelegentlich von den Schweriner Herzögen auf der Durchreise als Hoflager genutzt. Eine andere Verordnung bestimmt für das Amt Güstrow, dass alle mit Tabak Handelnden, so zum Beispiel Gewürzhändler, Krautkrämer, Krüger oder Bierschenken, ihren Tabak in- und außerhalb der Jahrmärkte nicht von fremden sondern nur von Güstrowischen privaten Tabakspinnern kaufen dürfen. Wieder gibt es Truppendurchmärsche und Einquartierungen. So ist 1705 das Dragonerregiment des Obrist-Leutnant Krassau im Amt Güstrow einquartiert. Zwei Jahre darauf liegt eine Dragonerkompanie des Majors Waldau in Güstrow und wird dort verpflegt.

Im Juli 1707 tritt der etwa dreißigjährige Güstrower Johann Laurentius Grambtzow die Pastorenstelle in Klaber und Wokern an. Sein Vorgänger Wittmann war ein Jahr zuvor im Mai verstorben. Grambtzow heiratet die Tochter des ehemaligen Klaberschen Pastors Guhle Margarete Dorothea Guhle.

Im Januar 1708 stellt der Klein Wokersche Pächter Jacob Wies bei der herzoglichen Kammer einen Antrag auf Genehmigung folgender Hofdienste für seine frondienstverpflichteten Bauern. Im Frühjahr von April bis Mai und im Herbst von Oktober bis Mitte November sollen sie jeweils sieben Wochen lang fünf Spann- und zwei Handtage leisten und im Sommer von Juni bis September an acht Wochen sowie in der Ernte vier Spann- und zwei Handtage Dienst tun. Während der großen Ernte in den Monaten Juli und August müssen sie zwei Tage in der Woche zwei Mäher ohne Binder auf den Hof Klein Wokern schicken. Im Winter von Mitte November bis März sind an vierzehn Wochen drei Spann- und zwei Handtage zu erbringen, an sechs Wochen aber vier Spann- und zwei Handtage, da zu diesem Zeitpunkt das Korn des Hofes verfahren werden muss. Gegen den Erlass von zwei Spanntagen muss jeder Bauern im Winter zwei Faden - etwa acht Kubikmeter - Holz hauen. Zwei Jahre später klagt Pächter Wies, dass Capitän-Leutnant von Plessen auf Raden sich widerrechtlich einen Teil des Waldes auf der Klein Wokerschen Feldmark angemaßt hat. Forstmeister Töppeln legt dem Amt einen entsprechenden Bericht dazu vor.  /6/

Im gleichen Jahr erhalten die Krüger des Domaniums die Anweisung, sich aus den Städten mit Bier und Branntwein belegen zu lassen. Auch die übrigen Anwohner des Dorfes müssen sich ihr Bier zu Kindtaufen, Hochzeiten, Begräbnissen und Gilden aus den Städten holen. Eigenständiges Brauen und Brennen ist nicht gestattet. Sechzig Jahre später wird die Anweisung noch verschärft, indem den Städten gestattet wird, mit Abgeordneten in den Dorfkrügen Haussuchungen durchzuführen, eventuell vorhandene Braugerätschaften zu beschlagnahmen und Strafen zu erteilen. Gleichzeitig müssen die Brauer in den Städten aber dafür sorgen, dass sie immer genügend Vorrat an Bier und Branntwein haben.