Übergang zur Zweinamigkeit     Familienname Milhahn

Slawische Personenamen

Slawische Familiennamen gehen auf ein älteres Rufnamensystem zurück, dass drei Bildungstypen unterscheidet:

    Vollnamen, die aus zwei Namengliedern gebildet werden, meist ein Substantiv, ein Adjektiv oder eine Verbform (z.B. Bogdan, von bog = Gott und dan von dati = geben), bekannt als Namen der slawischen Oberschicht, im Spätmittelalter kamen sie immer mehr außer Gebrauch

    Kurz- oder Koseformen eines Vollnamens, gebildet durch das Weglassen eines Namengliedes und das Anfügen eines oder mehrerer Suffixe (z.B. Vollname Domaslav, jetzt Doman, Domasch oder Domula)

    Namen, die unmittelbar auf Appellative (abgeleitete Gruppenbezeichnungen) zurückgehen, z.B. Berufsbezeichnungen, Tierbezeichnungen, besondere Eigenschaften u.ä.
Dieses slawische Rufnamensystem bestand zur Zeit der Einnamigkeit und wurde mit der Christianisierung und dem Aufkommen der Zweinamigkeit verändert. Das war in Ostdeutschland etwa im 14. bzw. 15 Jahrhundert. Mit der deutschen Ostexpansion wurden beträchtliche Teile des westslawischen Sprachgebietes eingedeutscht. Viele slawische Namen gingen vollständig unter, besonders dort, wo die slawische Sprache vor dem Aufkommen der Familiennamen bereits ausgestorben war. Teilweise wurde der alte slawische Rufname in der Übergangszeit von der Ein- zur Zweinamigkeit umfunktioniert und nun als Beiname, meist aber Haus- und Hofname und später als Familienname gebraucht.

Als neu zu besetzender Rufname wurden nun deutsche Rufnamen (z.B. Arnold, Conrad, Dietrich) oder kirchliche Taufnamen aus dem Alten (z.B. Adam, David, Jacob) oder dem Neuen Testament (z.B. Johannes, Andreas, Elisabeth) vergeben.  /10/