Fotos am Standort der ehemaligen Schneidemühle bei Ramelow    Familie Hinrich und Johann Lagemann auf der Schneidemühle in Ramelow

Standort der sogenannten Wendtmühle Schneidemühle zwischen Ramelow und Bresewitz
Die Schneidemühle in Ramelow wird wahrscheinlich um 1676 durch Cuno Paris von Hahn erbaut. Sie liegt fast direkt auf der Feldmarkgrenze zwischen den Dörfern Ramelow und Bresewitz und ist von den ausgedehnten Schwanbecker und Salower Forsten umgeben. Ihre Mühlräder werden vom Wasser des Ramelower Baches angetrieben, der unweit der Mühle in den Großen Landgraben mündet. Dieser bildet hier die natürliche Landesgrenze zu Pommern.


Der erste Müller auf der so genannten Wendtmühle ist Jürgen Carsten, dem dort im Januar 1678 ein Sohn geboren wird. Ab etwa 1699 ist der Schneidemüller auf der Wendtmühle Emanuel Rasmus, ab 1708 wird Michel Schultz als Wendtmüller genannt. Er und seine Frau besitzten vier Häupter Rindvieh, zwei Pferde und drei Schweine. Ab 1724 ist der Schneidemüller auf der Wendtmühle Meister Carl Bassow und ab etwa 1740 ist es Jochen Ahrendt. Sein Nachfolger ist Hinrich Lagemann, der Enkel Axel Wijnbladhs. Er heiratet wahrscheinlich 1757 Ahrendts Witwe und übernimmt auf diese Weise die Ramelower Schneidemühle. Sein Sohn Johann Lagemann ist der letzte Ramelower Schneidemüller.  /5/

Eine Schneidemühle dient dem Zersägen von Baumstämmen zu Brettern, Bohlen, Latten oder Balken - eine Arbeit, die mit Handsägen nur überaus beschwerlich zu erledigen war. Im "Schauplatz der Mühlen-Bau-Kunst" von 1767 beschreibt Jacob Leupold anschaulich den Zweck der Säge- und Schneidemühlen: Sie sind ein sehr nutzbares Stück der Hauß-Wirtschaft, wo man nemlich viel haubares Gehölze in der Nähe haben kann, sonderlich wann grosse Städte und Märckte nicht weit entfernt, wo es gemeiniglich viel Tischler, Zimmerleute und dergleichen Handwercker giebet, welche Pfosten, Bretter und Latten zu ihr Nothdurfft bedürfen. Das alles sind Bedingungen, die auch für den Standort der Schneidemühle Ramelow zutreffen. Umgeben von einem großen Waldgebiet, liegt sie in der Nähe des schiffbaren Landgrabens und der Städte Friedland, Anklam und Wolgast. Zudem ist der Wald, als Folge des Dreißigjährigen Krieges, überall auf dem Vormarsch.

Schneidemühle Ramelow Direktorialvermessung 1759
Um den günstigsten Standort für den Bau einer Mühle zu bestimmen, müssen natürliches Gefälle und Wassermenge des Baches untersucht werden. Reicht beides für den Antrieb einer Mühle aus, so kann mit den komplizierten Wasserbaumaßnahmen begonnen werden. In den Wasserlauf wird ein Wehr aus Steinen oder Holz gesetzt, das den Strom bis zu einer gewissen Höhe aufdämmt, um ein kraftvolles Gefälle für den Antrieb der Mühlenräder zu erhalten. Da die Höhe des Anstaus fast immer ein Streitpunkt ist, wird ein sogenannter Eichpfahl gesetzt, der mit einer Kupferplatte die Höhe des Wehrs markiert. Die Setzung des Eichpfahls erfolgt in Anwesenheit aller angrenzenden Gutsbesitzer und der ober- und unterhalb des Wasserlaufs liegenden Müller. Zur Regulierung der Wassermenge muss ein Nebengraben angelegt werden, damit überschüssiges Wasser abgeleitet werden kann, und nicht umliegende Felder oder Wiesen überschwemmt. Alle Gräben müssen durch den Müller besonders gepflegt werden, zum Beispiel von hineingefallenen Bäumen befreit werden, genügend abgedämmt sein oder möglichst eisfrei gehalten werden, damit das Wasser keinen Schaden anrichtet.

In der Regel ist das Wasserrad einer Schneidemühle im Durchmesser 8 Ellen hoch - also etwa 4,50 Meter - und 2 Ellen breit. Das Radwerk besteht aus Stirn- und Schwungrad. Durch das Wasserrad wird ein Schiebezeug angetrieben, dass den Brettklotz auf einem Wagen an die Säge schiebt. Die Säge muss lotrecht angespannt sein - fast immer wird nur eine Säge angetrieben. Sie muß sich mit gehöriger Geschwindigkeit vertikal auf und nieder bewegen und der Baumstamm oder Sägeblock muß sich auf einem horizontalen Lager der schneidenden Säge langsam und gleichmäßig entgegen bewegen.  /38/

Folgende Kosten müssen beim Bau einer Schneidemühle bedacht werden: Arbeitslohn für Handwerksleute und Handlanger, Materialien, Fuhrlohn, Zölle- und Wegegelder, Geleit- und Brückengelder und eventuell die Anschaffung von speziellen Baugeräten. Steinhauer werden im Akkord bezahlt, Maurer nach Kubikruten oder -ellen, der Zimmermann nach laufendem Fuß, der Schmied nach Pfunden, Grabearbeiter nach Ruten und die Tagelöhner erhalten Tagelohn. Wahrscheinlich spätestens ab 1677 ist die Schneidemühle in Ramelow fertiggebaut und hat ihren Betrieb aufgenommen.

Weitere Wassermühlen auf dem Friedländer Werder befinden sich in Roga, Pleetz, Dahlen und Ihlenfeld; Windmühlen in Beseritz und Roggenhagen. Im Contributionsverzeichnis von 1704 beklagt der Beseritzer Windmüller Andreas Stenführ, dass sein Verdienst gering, indem sechs Mühlen nächst am Felde, in der Runde herum belegen sind. Alle diese Mühlen sind aber Getreidemühlen.

In den Quellen des Gutsarchivs Basedow gibt es nur wenige Hinweise auf die Existenz der Schneidemühle in Ramelow. Aus dem Jahre 1803 ist ein Teil des Pachtvertrages mit dem Schneidemüller Johann Lagemann überliefert. Zu dieser Zeit werden die Güter Ramelow und Pleetz von der Rempliner Familie Hahn auf 12 Jahre an Ilsabe Dorothea Hellwig verpachtet. Sie erhält die Schneidemühle mit allem was dabey gehört und den Platz, Holz aufzuholzen in Pacht. Die ausführlichen Unterpachtverträge für Holländer, Krüger, Schmiede, Schäfer und auch den Schneidemüller werden allerdings direkt in Remplin ausgestellt und existieren nicht mehr. Der Pachtvertrag legt fest, dass die Anfuhr der Sägeblöcke aus der Heyde frey ist, wo es wolle, beschafft Frau Pächterin nach der Schneidemühle, so wie solche gebraucht werden. Für die Anfuhr der Sägeblöcke erhält sie an Fuhrlohn 12 Taler Gold. Dem Schneidemüller stehen an Deputat außerdem Weide in der Koppel für zwei Kühe, jeweils drei Bauernfuder Heu und Stroh und ein halber Scheffel Leinsamen zu. Johann Lagemann beklagt sich darüber, dass er nach dem Melken seiner Kühe doppeltes Austreiben hat. Er würde es gerne sehen, wenn er beide Kühe in der Koppel haben dürfte, so wie es dann auch im Pachtvertrag festgeschrieben wird.  /3/


Verpachtung des Gutes Ramelow

Ab 1771 versucht die Familie von Hahn einen Pächter für die Pleetzer und Salowschen Güter zu finden. Besitzer ist zu dieser Zeit Claus Ludwig Hahn. Er wohnt hauptsächlich in Remplin und Faulenrost. Pleetz - am Rande seiner Besitzungen - lässt er in den Jahren zuvor durch die Verwalter Riewaldt und Drepper bewirtschaften. Nun sucht er einen Pächter. Höfe stehen in Pleetz, Salow, Bresewitz und Ramelow, als Bauerndörfer werden Schwanbeck, Roga und Bassow genannt. Auch Beseritz mit Dahlen gehört inzwischen der Familie Hahn und soll ebenfalls verpachtet werden. Doch obwohl die Güter in den Schwerinschen Intelligenz Blättern ausgeschrieben werden, findet sich vorerst kein Interessent.

Die Bedingungen, unter denen die Familie Hahn den Gutskomplex zur Pacht ausschreibt, sind äußerst ungünstig: Salow, Bresewitz und Ramelow mit den Dörfern Schwanbeck und Roga dürfen entsprechend den Vorgaben der Familie von Hahn nicht getrennt werden. Nur Pleetz mit der Schäferei und dem Dorf Bassow darf einzeln verpachtet werden. Es gibt aber nur wenige mögliche Pächter, die so zahlungskräftig sind, dass sie das nötige Geld für den großen Gutskomplex aufbringen können.

Hinzu kommt, dass es an einer gehörigen und anständigen Verwalterwohnung fehlt. Die Häuser zu Pleetz und Salow sind kaum mehr wohnbar, weil man nicht weiß, wo man Briefschaften und Mobilar lassen soll. Der Hof in Ramelow wird als Verwalterwohnung erst gar nicht in Erwägung gezogen - vielleicht, weil er für den Gesamtkomplex zu abgelegen wäre, vielleicht aber auch, weil sein Zustand schon außerordentlich schlecht ist.

Außerdem sind die Bedingungen für den Vertrag sehr unsicher, denn die von Hahn sind nicht bereit, die Pachtjahre exakt festzulegen. Mit dem Tod des Besitzers, soll auch gleichzeitig der Pachtvertrag enden. Auf so ungünstige Voraussetzungen mag sich aber kein Pächter einlassen. Erst ab Oktober 1776 können die Güter an den Rittmeister von Ahrenstorff auf Sadelkow verpachtet werden.

Als Claus Ludwig Hahn drei Jahre - 1779 - später stirbt, fällt die Rempliner Linie an seinen Vetter Friedrich Hahn auf Basedow. Dieser ist wohl einer der herausragendsten Vertreter der Familie Hahn. Wissenschaftlich gebildet, betreibt er astronomische Studien, baut eine wertvolle Bibliothek von 12.000 Bänden auf und korresponiert mit vielen Gelehrten seiner Zeit. Auch um seine Güter kümmert er sich in vorbildlicher Weise. Sie werden nach den neuesten landwirtschaftlichen Erkenntnissen bewirtschaftet und werfen deshalb hohe Gewinne ab. Für die Tagelöhner führt er einen einheitlichen Gesindelohn ein und gründet Schulen für die Kinder seiner Untertanen - entgegen der allgemeinen Situation auf adligen Gütern. Friedrich von Hahn zieht von Basedow nach Remplin und baut das dortige Gutshaus zum Zentrum seines Wirkens aus.

Ab Oktober 1790 verpachtet von Hahn die Pleetzer und Salowschen Güter an den 56jährigen Landwirt Hermann Jakob Christian Helwig. Dieser nimmt seinen Wohnsitz in Pleetz - für Salow setzt er einen Inspektor ein. Helwig ist mit Ilsabe Dorothea Runge, einer Schwester des Malers Philipp Otto Runge, verheiratet. Zwei weitere Brüder David und Karl erlernen in dieser Zeit auf seinem Pachgut die Landwirtschaft. Wahrscheinlich während der Pachtzeit Helwigs werden die beiden Gutshäuser in Pleetz und Ramelow erbaut. Sie sind in ihrer Bauausführung - Fachwerk unter Mansarddach - nahezu identisch. Zwanzig Jahre zuvor werden die Häuser in den Pleetzer Gütern noch als fast unbewohnbar bezeichnet.

Aber schon 1797 verstirbt Helwig. Das bei seinem Tod aufgestellte Nachlassinventarium erhellt ein wenig die Wirtschaftsweise des Gutes. Angebaut werden noch traditionell Roggen, Weizen, Gerste, Hafer und Erbsen. Vor allem der teure Weizen gelangt in den Verkauf. Da die hiesigen Kaufleute aber nicht genügend Geld haben, um den hohen Weizenpreis zu bezahlen, hatte Helwig in den beiden Wintern vor seinem Tod 868 Scheffel Weizen an seinen Schwiegervater Kaufmann Runge nach Wolgast gesandt. Dieser sollte ihn von hier aus verschiffen und im Ausland verhandeln, doch das mit Weizen beladene Schiff wird vor Gibraltar von den Engländern aufgebracht. Nun wartet man auf die Versicherungssumme. Ein kleiner Teil Weizen wird auch nach Anklam verkauft. Andere Gutsprodukte, die in den Verkauf gelangen, sind beispielsweise tonnenweise Butter und kleine Hölländer-Käse. Dass Runges Vater in Wolgast vor allem auch im Holzhandel tätig ist, hat sicher auch Auswirkungen auf die wirtschaftlichen Beziehungen der Ramelower Schneidemühle.

Karl Hermann Runge 1801 gezeichnet von seinem Bruder Philipp Otto Runge
Mit dem plötzlichen Tod des Pächters Helwig übernehmen vorläufig die Brüder David und Karl Runge gemeinsam mit ihrer Schwester Ilsabe Dorothea die Verwaltung von Pleetz und Salow. Trotzdem versucht Friedrich von Hahn händeringend, einen Pächter für den großen Gutskomplex zu finden. 1801 werden Anzeigen nicht nur in den Neuen Strelitzschen Anzeigen, sondern auch in den Berlinischen Nachrichten, dem Berliner Intelligenz Blatt und der Königlichen Privaten Berliner Zeitung gedruckt. Aber die Bemühungen bleiben erfolglos. Ab 1803 verständigt man sich schließlich darauf, die Güter Salow, Pleetz, Ramelow und Bresewitz mit den Dörfern Schwanbeck, Roga, Bassow, dem Kloster und der Brill an Helwigs Witwe Ilsabe Dorothea Helwig geborene Runge zu verpachten. Sie erhält die Güter für eine jährliche Pachtsumme von 15.000 Reichstalern auf zwölf Jahre.

Zum ersten Mal ist auch ein ausführlicherer Pachtvertrag überliefert. Zur Nutzung des Gutes Pleetz gehören außerdem das herrschaftliche Haus zu Salow nebst Kuhstall, Wagenremise und Eiskeller; Jägerwohnungen in Salow und Bassow; die Holzwärterwohnung in Ramelow; die Wohnungen und Gärten der Schulmeister in Schwanbeck, Roga, Bassow und Kloster; der Witwenkaten in Ramelow und eine Stube für Invaliden auf dem Kloster. Der Gutskomplex hat eine Ziegelei und Kalkbrennerei mit den dazugehörigen Ziegel- und Kalkbrüchen; eine Teerschwelerei und die Schneidemühle mit allem was dabey gehört, z.B. dem Platz, Holz aufzuholzen. In Ramelow existiert noch immer der Gutsgarten, außerdem gibt es zwei Backöfen. Zum Pachtrecht gehört die Nutzung aller Koppeln, die gesamten Holz- und Forstreviere, die Mast auf den Viehweiden, in den Hölzungen und Schonungen sowie die Jagd. Die Pächterin übt künftig das Kirchenpatronat aus, ihr stehen dafür die Kirchenstände und -chöre sowie freies Begräbnis zur Verfügung. Auch Zivil- und Strafgerichtsbarkeit liegen in den Händen Ilsabe Dorothea Helwigs.

Der ältere David Runge hat inzwischen nach seiner Eheschließung eine eigene Pachtung in Brunn auf dem Friedländer Werder übernommen. Karl Runge - jetzt 22 Jahre alt - unterstützt auch weiterhin seine Schwester in Pleetz. Aus dieser Zeit ist ein reger Briefwechsel mit Philipp Otto Runge überliefert, zu dem Karl eine besonders enge Beziehung hat. Wiederholt schreibt Philipp Otto Runge: ich mag Deine Briefe so gern. Mehrmals hält sich Philipp Otto auf den mecklenburgischen Gütern von Bruder und Schwester auf. So hilft er im Sommer 1802 unter anderem auch in Ramelow Honig, Kirschen und Erdbeeren zu taxieren und fährt mit seinen Brüdern auf den Pferdemarkt nach Friedland. Für seine Schwester kümmert er sich in diesem Sommer um Kauf und Verkauf von Schafen, Schweinen und Butter. Auch später berät er seinen Bruder beim Einrichten einer Branntweinbrennerei; versucht, in Hamburg Aufkäufer für Wolle und Flachs zu finden und vermittelt Schafe und Schäfer von Mecklenburg nach Holstein. Im Gegenzug wird er mit Spickgänsen, Branntwein, Gin und anderen Lebensmitteln versorgt.

Immer wieder mischen sich in den Briefwechsel zwischen beiden Brüdern - neben der Auseinandersetzung mit Malerei oder Untersuchungen zur Farbenkugel - Erörterungen zu landwirtschaftlichen Problemen. Philipp Otto ist in Hamburg Mitglied der Patriotischen Gesellschaft und informiert Bruder Karl über neueste Entwicklungen, die die gleichnamige Mecklenburgische Gesellschaft noch nicht bieten kann: Unsere Patriotische Gesellschaft ist nun just der Gegensatz von Eurer altdeutschen, und so wie dort das äußere Kolorit Branntwein und Prügel nebst Kartenspiel sind, so ist es hier Tee, Tabakspfeifen und Lektüre oder vernünftige Gespräche. Karl Hermann Runge versucht, seine Pachtgüter offensichtlich nach neuesten landwirtschaftlichen Erkenntnissen zu führen, er gilt was Rechtes bei seinem Gutsherren dem alten Erblandmarschall von Hahn, schreibt Philipp Otto 1803 in einem Brief an Bruder Daniel. Grundsätze moderner Landwirtschaft sind zu dieser Zeit der siebenjähriger Fruchtwechsel, der Anbau von Kartoffeln, Rüben und anderen Futterpflanzen und damit eine verbesserte Stallfütterung der Tiere. Auch Schafzucht und Wollproduktion werden mit der Einführung von Merino-Schafen gehoben. Die neuen landwirtschaftlichen Grundsätze kommen aus England und werden in Deutschland vor allem durch Albrecht Thaer und später auch in Mecklenburg durch Franz Christian Lorenz Karsten, Johann Heinrich Thünen oder Friedrich Pogge verbreitet. Karl Hermann Runge und der Besitzer seiner Pachtgüter Friedrich von Hahn scheinen diesen neuen Ansätzen schon sehr früh aufgeschlossen gegenüberzustehen.

Karl stellt auch Kontakte zwischen Philipp Otto Runge und Friedrich von Hahn her. Er schreibt ihm, daß derselbe stark bauen will und gern mit Künstlern bekannt würde. Im März 1805 will von Hahn das Bild "Die Nachtigall" kaufen, aber Runge, der es gern behalten möchte, nennt einen überteuerten Preis, so dass der Kauf nicht zustande kommt. Anfang Oktober 1805 stirbt Graf Friedrich von Hahn auf Remplin. Er hinterlässt ein umfangreiches Vermögen, alle seine Güter sind unverschuldet. Philpp Otto Runge äußert in einem Brief, dass er nicht glaubt, daß dies unangenehme Folgen für die Mecklenburger haben könnte. Leider soll sich diese Annahme nicht bewahrheiten.

Das Erbe der Rempliner Linie mit dem großen Güterkomplex Pleetz tritt Friedrich von Hahns einziger lebender Sohn Karl - der sogenannte Theatergraf - an. Er zeigt kein Interesse an der Landwirtschaft, sondern verschleudert in nur drei Jahren fast das gesamte Vermögen seines Vaters, indem er Theater und Schauspieler fördert und seiner Theaterleidenschaft frönt. Bereits 1808 wird er durch die Familie von Hahn unter Vormundschaft gestellt. Die meisten Güter sind zu dieser Zeit schon stark verschuldet und nicht mehr zu retten, später wird Karl von Hahn vollständig enterbt.

Die Pleetzer Pächterin Ilsabe Dorothea Helwig kauft 1806 Dahlen und Dishley. Ab diesem Zeitpunkt übernimmt wohl Karl Hermann Runge in eigener Verantwortung die Pleetzer Pachtung. Als Ilsabe Dorothea 1810 verstirbt, erben ihre beiden Töchter Wilhelmine und Christine Dahlen und Dishley.

1815 - nur zehn Jahre nach dem Tod Friedrich von Hahns - geht die gesamte Rempliner Linie der Hahnschen Güter in Konkurs. Als Insolvenzverwalter wird der Landrat von Vieregge auf Steinhausen eingesetzt. Die Familie von Hahn kauft aus dem Salower Gutskomplex nur Pleetz mit Roga für den minderjährigen Friedrich Wilhelm Adolph Graf Hahn an, denn auf diesem Gut liegt die Würde des Landmarschallamtes des Landes Stargard, die der Familie nicht verloren gehen soll.

Der Rest des Gutes wird vollkommen zerschlagen - fast alle Dörfer werden einzeln verkauft. Ramelow geht mit der Schneidemühle, der Holzwärterwohnung und dem Teerofen an den Landwirt Johann Emmanuel Hoth. Das Dorf Bresewitz wird an Christian Gottlieb Brauer verkauft, der hier auf der Brille eine Glashütte anlegt. Den Verwalterhof Salow erhält der Vizelandmarschall von Oertzen, hier gibt es eine Holzwärterei, Schmiede und Ziegelei. Das Bauerndorf Schwanbeck mit Wassermühle, Krug und Schmiede geht an die Stadt Friedland. Karl Hermann Runge bleibt nur das Gut Pleetz mit Roga und der Tannenschäferei erhalten - bis 1833 wird er hier noch Pächter sein. 1863 stirbt Runge im hohen Alter von 84 Jahren und wird auf dem Friedhof in Roga begraben.

Die Ramelower Schneidemühle überlebt die Zerschlagung des Gutes immerhin noch um 25 Jahre. Aber ihre Tage sind wohl schon gezählt - neben ihr zehren Zieglei, Teerschwelerei und Glashütte von den einst gewaltigen Salower und Schwanbecker Forsten. Der Vergleich zwischen der Schmettauschen Karte von etwa 1780 und dem hundert Jahre später angefertigten Messtischblatt der Preußischen Landaufnahme zeigt, wie viel Wald allein in diesem Zeitraum vernichtet wird. Ursache ihres Untergangs ist vielleicht auch, dass nach den neuen Landesbauordnungen nicht mehr in Fachwerk gebaut werden darf, und der Bauholzbedarf erheblich sinkt. Möglicherweise ist auch die neue Sägemühle in Friedland Konkurrenz, bei der die Wendtmühle nicht mehr rentabel mithalten kann.

Schon zwischen 1818 und 1822 arbeitet sie nicht - Johann Lagemann ist zu dieser Zeit Tabakpflanzer in Pleetz und wohnt als Einlieger in Roga - wahrscheinlich bei seinem Stiefbruder Elias Arndt, der dort Bauer ist. Danach kann er die Mühle jedoch wieder in Pacht nehmen. Zwischen 1839 und 1840 wird sie jedoch endgültig aufgehoben. Nur wenig später im Oktober 1840 stirbt Johann Lagemann als letzter Schneidemüller der Wendtmühle bei seinem ältesten Sohn in Schwanbeck. Dieser Sohn, noch 1840 bei seiner Hochzeit Müllergesell, ist nun Büdner. Vater und Großvater waren über fast 100 Jahre Schneidemüller in Ramelow gewesen - möglicherweise hatte sie auch seinem UrUrgroßvater Unterschlupf bei dessen Flucht nach Mecklenburg geboten.

Auch nach mittlerweile 160 Jahren findet man Spuren in der Landschaft, die auf die Existenz der einstigen Schneidemühle hindeuten. Der alte Mühlenteich von gewaltigem Ausmaß ist verlandet und mit Rohr und Binsen überwachsen. Die beiden, auf der Schmettauschen Karte erkennbaren Zufahrtswege, die um den Mühlenteich führen, sind auch heute noch auf beiden Seiten von großen Feldsteinen gesäumt. Fast problemlos kann man diesen Weg immer noch erlaufen. Dort, wo einst die Mühlengebäude standen, befindet sich ein Plateau, das langsam mit Bäumen zuwächst. Der Ramelower Bach wird unterirdisch in einen Graben geleitet, der zum Landgraben abfließt und die einstigen Sumpfgebiete entwässert. Auf großen Strecken ist der Ramelower Bach vollkommen verlandet, so dass man sich nicht mehr vorstellen kann, dass er einmal Mühlenräder antrieb. Nur das alte ausgetrocknete Bachtal neben dem ehemaligen Mühlengelände zeugt von der einstigen Größe.  /3/  /20/  /32/