"Richtiges Verzeichnis aller und jeder Personen von allerlei Stande, welche in der Stadt Teterow wohnen, und sich daselbst aufhalten, vom Monath November und December des 1763. Jahres"  "Restanden- und Mahnregister von Sankt Jürgen 1758"   /16/

Das Einwohnerverzeichnis der Stadt Teterow ist die zweite schriftliche Quelle, die den Weggang Adam Milhahns von Groß Wokern nach Teterow belegt. Es wird im November und Dezember 1763 angefertigt. Im Verzeichnis wird als Person Nr. 84 des Bachviertels

Adam Milhahn
Tagelöhner, hat seine alte Mutter bei sich

genannt. Das Bachviertel erstreckt sich wahrscheinlich östlich des Rostocker Tores zwischen Rostocker Straße, Rostocker Mauerstraße und der Straße nach dem Pferdemarkt. Zu ihm gehören auch das Stift St. Georg und die Armenbude vor dem Rostocker Tor. Mitten durch das Viertel fließt der kleine Bach, der im Westen der Stadt zum Mühlenteich aufgestaut wird. An ihm führt eine kleine Straße entlang, die heutige Große Bachstraße. Zum Viertel gehören außerdem die Gläserstraße - heute Alte Poststraße -, der Pferdemarkt und eine namenlose Verbindungsgasse - die heutige Kleine Bachstraße. Der Viertelsälteste ist der Weber Adam Kurre.

Adams Familie wird als einer der letzten Hausstände im Bachviertel gezählt - kurz bevor die Zählung im südlich angrenzenden Knickhäger Viertel fortgesetzt wird. Seine direkten Nachbarn sind Schwager oder Schwiegervater David Bünger und Zinngießermeister Constantin Windelband, der später auch Pate seines Sohnes Paul sein wird. Nach Windelband wohnen im Bachviertel nur noch Schustermeister Ahrend, Schneidermeister Weidmann, Bäckermeister Pägelow und der Chirug Glaue. Adam Milhahn, seine Frau Anna Maria und ihre beiden ersten Kinder, der siebenjährige Christoph und die dreijährige Elisabeth, wohnen also mit großer Wahrscheinlichkeit im südlichen Teil des Bachviertels, möglicherweise in der Kleinen Bachstraße oder direkt am Pferdemarkt.

Adam Milhahn hatte Anna Maria Bünger Anfang des Jahres 1756 in Teterow geheiratet. Fünf Jahre zuvor ist sie Magd bei Krüger Christian Cosboth in Klaber, wo sich beide möglicherweise kennenlernten. Da Adam als Sohn aus zweiter Ehe mit einem Altersunterschied von achtundzwanzig Jahren zu seinem ältesten Bruder keinerlei Aussicht auf Versorgung durch den elterlichen Hof in Groß Wokern hat, zieht er vermutlich 1750 nach Teterow, wo auch die Familie seiner zukünftigen Frau lebt. Sein ältester Bruder Jacob ist zu diesem Zeitpunkt bereits seit mehr als zehn Jahren Hauswirt auf der väterlichen Hofstelle. Adam selbst ist neunzehn Jahre alt.

Die erste direkte schriftliche Quelle, die Adam Milhahn in Teterow ausweist, ist ein Restanden und Mahnregister von Sankt Jürgen des Jahres 1758. Ein indirekter Hinweis darauf, dass Adam Milhahn schon mindestens seit 1752 in Teterow lebt, ist aber die Tatsache, dass er am 28. Mai des Jahres zusammen mit Paul Hinrich Busack als Pate einer Tochter von Paul Diedrich Pinnow genannt wird. Busack muss ein sehr enger und langjähriger Freund Adams sein, denn einer seiner Söhne wird später Adams älteste Tochter Elisabeth Dorothea heiraten. Als 1763 ein Teterower Einwohnerverzeichnis erstellt wird, wohnt Busack im Mühlenviertel und wird im Bereich zwischen Marktplatz und der Grenze zum Bachviertel - wahrscheinlich der Rostocker Straße - gezählt.

Die Paten von Adam Hinrichs Kindern sind David und Paul Bünger, Schwiegervater bzw. Schwager, beide Weber im Knickhäger Viertel. Weitere Paten aus der Verwandschaft sind Meister Belitz und Elisabeth Belitz aus der Familie seiner Schwiegermutter und Adams jüngster Bruder aus Groß Wokern. Aus dem Köteler Viertel treten als Paten der Schustermeister Johann Bookloff, die Frau des Ackersmanns Daniel Hagemann und der Ackersmann Hartwig Schlottmann auf. Aus Adam Milhahns naher Wohnumgebung dem Bachviertel sind Zinngießer Constantin Windelband Tagelöhner Ernst Daebels Frau und Ackersmann Helms Frau Paten. Neben Familienangehörigen seiner Ehefrau sind es besonders häufig Teterower Ackerbürger, die Adam als Paten seiner Kinder bestimmt. Ihre Wohnorte liegen über die ganze Stadt verteilt. Mit Paul Hinrich Busack bleibt er über die Hochzeit ihrer beiden Kinder verbunden. Adams Enkel Gottfried wird nach dem frühen Tod seines Vaters Knecht bei den Nachkommen Daniel Hagemanns sein. Interessant ist auch, dass in Teterow noch immer Michel Achilles lebt, der einst als Zweiundzwanzigjähriger Knecht auf dem Hof von Adams Großvater Claus in Wokern gewesen war. Achilles ist mittlerweile ein alter Mann von etwa siebzig Jahren.

Adam Milhahn verdient in Teterow seinen Lebensunterhalt, indem er sich auf Tagelohn verdingt. Adams Schwiegervater David Bünger besitzt auf der Teterower Feldmark einige Ackerstücke. Sie liegen zum größten Teil auf Kirchen- und Pfarrland, teilweise aber auch auf dem Ackerland der Stadt. Im ersten Schlag hat David Bünger Ackerstücke auf den Vierruthen, den Hufen Stücken und den Jage Stangen. Diese Felder liegen südlich der Stadt rechts des Malchiner Weges. Im zweiten Schlag liegt sein Acker gen Westen in den Füllungen am Mühlenbach, das Land im dritten Schlag befindet sich im nordwestlichen Teil der Feldmark auf den Ober Diecken in der Nähe des Güstrower Weges. Die Familie Bünger gehört außerdem zu einer großen Weberdynastie in Teterow. Fast alle männlichen Familienangehörigen üben dieses Handwerk aus. Auch Hans Belitz aus der Familie von Anna Maria Büngers Mutter ist Weber, ebenso wie Adams jüngster Bruder Jochim Friedrich. Dieser Bruder ist auch der einzige aus der Wokerschen Familie, der als Pate nach Teterow kommt. Adams Enkel und Urenkel werden später ihren Lebensunterhalt unter anderem als Bleicher verdienen. Vielleicht arbeitet auch schon Adam als Bleicher, dessen Tätigkeit so eng mit dem Weberhandwerk verbunden ist.  /33/

Jetzt - 1763 - während der Siebenjährige Krieg tobt und seine katastrophalen Auswirkungen überall in Mecklenburg zu spüren sind, hat Adam seine etwa 60jährige Mutter Sophia Wasmuth zu sich genommen. Bei ihm in der Stadt ist sie sicherer aufgehoben als auf dem Hof in Groß Wokern. Eine Wokersche Quelle aus dem Sommer 1762 beschreibt außerdem, dass fast alle Einwohner zur Zeit der Truppendurchmärsche das Dorf verlassen haben und sich versteckt halten. Möglich ist auch, dass es mit den beiden ältesten Söhnen aus erster Ehe, die den Milhahnschen Hof bewirtschaften, Konflikte gibt. Beide sind mit ihrer Stiefmutter, der zweiten Frau Adam Christoffs, in etwa gleichaltrig.