"Inventarium über die Vogdey Wokern und der dazu gehörigen Unterthanen so noch im Leben seyn , undt von den Gehöften, Dienst leisten können, aufgerichtet den 5. Juni anno 1657 bey Antritt des Pensionary Caspar Behrens"

Zehn Jahre nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges gehören zur Vogtei Klein Wokern die Dörfer Groß Wokern, Groß Roge, Dalkendorf, Tense, Striesenow und Klein Bützin.

Die Verwüstungen in den Dörfern nach dem Dreißigjährigen Krieg sind 1657 noch mehr als deutlich zu erkennen. Einzig in Groß Wokern - nah an der Vogtei gelegen - kann man in Ansätzen schon wieder von einem Bauerndorf sprechen. Alle anderen Dörfer wirtschaften erst wieder mit einem oder zwei Bauern, in jedem Fall ist bereits ein Schulze eingesetzt. Manchen Stellen sind schon neue Bauleute zugeteilt worden, oftmals sind es jedoch nicht die Söhne der einheimischen Bauern, sondern Fremde. Am Leben gebliebene Kinder alter Bauern sind in alle Winde zerstreut und leben vor allem in Städten, wie Güstrow, Schwaan, Rostock oder Stralsund. Das Inventarium zeigt auch, dass man bei der Besetzung der wüsten Stellen eine Weile abwartet, ob es Nachrichten über Kinder der ehemaligen Bauern gibt oder ob diese eventuell wieder im Dorf erscheinen, um die Stelle ihres Vaters anzutreten. Die Generation der um 1600 Geborenen scheint fast völlig ausgelöscht zu sein, deren Kinder sind stark dezimiert.

In Groß Wokern sind die acht Bauernhöfe des Schulzen Hinrich Freitag, von Chim Bartels, Tewes Warkenthin, Chim Bamm, Chim Schwaß, Claus Rost, Carsten Roggelin und Behrent Banzkow besetzt.

Der Schulze Hinrich Freitag ist zu diesem Zeitpunkt einer der wenigen, der den Hof nach dem Krieg neu besetzt. Eigentlich stammt er aus einer Kossatenfamilie, die 1628 aber noch nicht 1644, als die ersten Familien nach Wokern zurückkehren, genannt wird. Freitag übernimmt den Hof 1650 von Heinrich Striesenow. Dieser hatte seine Stelle 1644 noch einmal angetreten, war nun aber wohl verstorben. Der vorhergehende Schulze des Dorfes Chim Gielow, der seit 1632 das Amt innehatte, ist wohl verstorben. Niemand aus seiner Familie, die über mehrere Generationen den Schulzen stellte, wird je wieder in Wokern ansässig.

Ebenso tritt Tewes Warkentin im Jahre 1650 eine neue Stelle an und zwar die des Bauern Chim Burmeister. Auch dieser war 1644 auf seinen Hof zurückgekehrt. Nun aber verliert er ihn und wohnt in den folgenden Jahren mit seiner Familie im Speicher seines ehemaligen Gehöftes beim Bauern Tewes Warkentin. Erst über fünfzig Jahre später 1704 nimmt ein Jochim Burmeister wieder eine Kossatenstelle in Wokern an, die bald zu einer Bauernstelle wird.

Alle anderen sechs Hauswirte treten ihre eigenen Stellen oder die ihrer Väter und Brüder an. Chim Bartels wirtschaftet auf dem Hof seines Vaters Simon Bartels - 1674 gibt er ihn wiederum an seinen Sohn Chim weiter. Tewes Warkentin hatte schon 1631 das Gehöft von seinem Bruder Adam Warkentin angenommen - er ist also auf seinen Hof zurückgekehrt. Chim Bamm stammt aus der Familie von Tewes Bamm, der 1628 als Bauer genannt wird. 1644 befand er sich noch nicht wieder im Dorf. Chim Schwaß tritt den Hof seines Vaters Adam Schwaß an, der 1634 das Gehöft von Cheel Busingk übernahm. Claus Rost und Carsten Roggelin wirtschaften auf den Höfen ihrer Vorfahren. Roggelin besitzt genau wie Behrent Banzkow 1644 nur eine Kossatenstelle - beide sind jetzt zum Bauern aufgerückt. Claus Rost war zu diesem Zeitpunkt noch nicht wieder nach Wokern zurückgekehrt.

Der Hof des verstorbenen Claus Thoms liegt wüst, auf ihm steht nur noch eine Scheune. Er hat aber vier Kinder hinterlassen, wovon eine Tochter noch in Wokern ist und auf dem Hofe Dienst tut. Besetzt ist nur noch die eine Kossatenstelle von Hans Mildan. Eine zweite noch vorhandene Kossatenstelle gehörte Cordt Bamm, der mit seiner Frau verstorben ist. Deren Sohn Jochim Bamm arbeitet als Zimmermeister auf der Wasserkunst in Güstrow. Die Schwester hat einen Einlieger in Rachow geheiratet - so ist die Stelle unbesetzt. In einem eigenen Haus wohnt als freier Mann Adam Pantelow. Auch der Schmied Claus Techentin ist ein Freier und bewohnt sein eigenes Haus. Im Backhaus des Bauern Chim Schwaß lebt der Einlieger Carsten Schröder. Im dreißig Jahre später erstellten Hofinventarium von 1685 wird ein Marten Schröder als Bewirtschafter einer Bauernstelle genannt. 1657 sind drei Bauernstellen mehr als dreizehn Jahr zuvor in der Amtsbeschreibung von 1644 besetzt. In diese drei Stellen sind die damaligen Kossaten Roggelin, Banzkow und Warkentin aufgerückt. Nur noch Hans Mildan bewirtschaftet einen Kossatenhof, erst sein Sohn Claus erhält um 1680 eine Vollbauernstelle im Dorf.

Die Dorfschaft hat 167 Scheffel Roggen, 144 Scheffel Gerste, 39 Scheffel Hafer und 46 Scheffel Erbsen ausgesät. Ein einziger Bauer baut noch einen Scheffel Wicken an. So sind insgesamt 397 Scheffel Getreide ausgesät. Das entspricht in etwa einer Anbaufläche von 85 Hektar - wohl fast einem Viertel der gesamten Dorffeldmark. Gegenüber 1644 hat sich das Ackerland also schon wesentlich vergrößert.

In Groß Roge ist der einzige besetzte Bauernhof der des Schulzen Michel Schwaß. Eine weitere Kossatenstelle ist durch Chim Bollwage besetzt. Da dieser nur wenig Acker bei seiner Kate besitzt, ist ihm Land einer der wüsten Bauernstelle von Chim Olsen zugelegt worden. So kann er nun wöchentlich mit zwei Ochsen einen Tag lang in der Vogtei Dienst leisten. Auf der Stelle des verstorbenen Chim Olsen gibt es nur noch ein Backhaus, in dem ein Einlieger wohnt. Zwei Söhne des Bauern sollen noch in Pommern leben. Der Hof des zweiten Chim Bollwage ist ebenfalls wüst, das sein Besitzer verstorben ist. Er soll demnächst durch Hinrich Roggelin wieder bewirtschaftet werden. Auch Bauer Claus Warkentin ist mit Frau und Kindern tot. Auf seinem Hof steht noch ein Bauernhaus, das gestützt werden muss. Dieser Hof wird wieder von Jochim Warkentin besetzt werden. Auf der Stelle des Bauern Claus Stüve, dessen Kinder allesamt verstorben sind, wohnt dessen Witwe, die beim Schulzen Schwaß dient. Auf dieser Stelle gibt es noch ein Haus und einen Stall. Sie wird durch Claus Roggelin wieder angenommen werden. Auf der Schmiede in Groß Roge wohnt Jochim Bollwage.

In Dalkendorf sind nach dem Dreißigjährigen Krieg erst wieder zwei Bauernstellen besetzt. Die eine ist die des Schulzen Heinrich Burmeister, die andere die des Bauern Chim Burmeister, der die Stelle des verstorbenen Christoph Brinkmann bewirtschafet. Der Hof von Claus Burmeister liegt wüst, seine Kinder haben sich in anderen Orten angesiedelt. Für die wüste Stelle des verstorbenen Hinrich Melde wurde als Bewirtschafter der Ortsfremde Claus Köpke gefunden. Auch der Hof des Heinrich Brackenwagen, der mit den Seinigen verstorben ist, wurde einem Fremden - Claus Brunner - angeboten.

Auch in Tense sind bisher nur die Stelle des Schulzen und eine weitere Bauernstelle besetzt. Sie hat ihren vorherigen Besitzer verloren und wird nun von David Wischmann bewirtschaftet. Bauer Chim Grobmann und seine Frau haben den Krieg ebenfalls nicht überlebt. Von den zwei hinterbliebenen Söhnen soll einer vor fünf Jahren als Dragoner in Rostock begraben worden sein, von dem anderen, weiß niemand, wo er ist. Darum wird diese wüste Stelle demnächst mit dem Fremden Hans Wulschow besetzt. Die beiden Söhne Hans und Hinrich des verstorbenen Bauern Chim Burmeister sollen noch irgendwo am Leben sein. Da aber niemand sagen kann, wo sie sich aufhalten, wird der wüste Hof mit dem Fremden Hinrich Kalkhorst besetzt werden. Fünf Jahre später wird das Nebengut Tense an den Hofmeister Lüttichmann verschenkt, kurz darauf erhält er auch die Hofstelle Burmählen, die mit dem Schulzengericht verbunden ist. Erst fünfzig Jahre später - 1703 - wird das Gut Tense wieder in das Amt Güstrow zurückgeführt und dem Klein Wokerschen Pensionarius verpachtet.

In Striesenow sind bisher drei Bauernstellen durch den Schulzen Thies Kracht und die Bauern Tewes Mildan und Thies Schwaß besetzt. Die Stelle des ehemaligen Bauern Heinrich Bühr liegt wüst. Er hat nur eine Tochter, die in Schwaan mit einem Leinweber verheirater sein soll. Der Sohn des toten Bauern Chim Bühr soll in Rostock ein Bootsmann sein - auch sein Hof liegt wüst danieder. Auf der ehemaligen Stelle des Bauern Chim Stüht, der mit den Seinigen verstorben ist, steht nur noch eine Kate, in der ein Einlieger wohnt. Der Bauer Jacob Krüger ist mit seiner Frau von seiner Stelle abgezogen - sein Gehöft ist baufällig und wird von Jürgen Dode bewohnt. Im Dorf gibt es noch einen Einlieger im eigenen Katen und Jochim Rachow, der außerdem noch die Stelle, an der die Schmiede gestanden hat, mitbewirtschaftet.

Das zuletzt genannte Dorf ist Klein Bützin. Hier wird nur noch der Schulze Claus Rüte als Bauer genannt, der den Hof mit seinem Bruder als Knecht bestellt. Der Hof des toten Bauern Chim Waterstrat liegt wüst danieder. Es gibt auch keine Planungen zur Neubesetzung der Stellen.

Das Inventarium schließt mit der Bemerkung: "Die übrigen zu dieser Vogdey Wokern gehörigen Bauern und Kossaten, so allhier nicht specificieret, weil davon dem Pensionario keine Dienste können geleistet werden, liegen sie allesampt wüst, und keine Unterthanen dabey im leben."