Beichtkinderverzeichnis 1751 Bericht Pastor David Johann Walter, Klaber, 24. Mai  /14/

Beschreibung des Hofes Milhahn in Groß Wokern

Auf der bäuerlichen Hofstelle des 48jährigen Hauswirts Jacob Milhahn, der um 1740 die Hufe IV von seinem Vater Adam übernommen hat, leben dessen Frau, die 22jährige Tochter Elisabeth Dorothea, der 17jährige Sohn Jochim Hinrich und der 16jährige Sohn David, der als Junge in der Wirtschaft aushilft. Der in diesem Jahr noch genannte älteste Sohn Jochim Hinrich verstirbt wohl zwischen 1766 und 1770, denn der ein Jahr jüngere David übernimmt 1773 den Hof des Vaters. Über das Kirchenbuch ist dies nicht nachprüfbar, da der Küster es zwischen 1766 und 1786 versäumt hat, die Verstorbenen einzutragen. In einer Grundliste von 1770 wird Jochim Hinrich als Sohn nicht mehr aufgeführt. Jacob Milhahns 44jähriger Bruder Johann Joachim Milhahn, der Familie hat, arbeitet als Knecht mit auf dem Hof, ebenso der noch unverheiratete Neffe Ahrent Bamm, Sohn von Jacobs Schwester Elisabeth und deren Ehemann Ahrent Bamm. Als Mägde werden Engel Schulten und Anna Maria Schrivers genannt.

1751 leben unter dem Dach des Bauern Jacob Milhahn also zehn erwachsene Personen, darunter neben drei eigenen halbwüchsigen Kindern, ein Neffe und die Familie des Bruders. Unterstützt wird der Bauer durch zwei Mägde, die nicht aus der Familie stammen. Insgesamt gibt es auf dem Bauerngehöft vier Männer, fünf Frauen und möglicherweise noch ein oder zwei minderjährige Kinder.

Auf dem Altenteilergehöft der Hufe IV leben 1751 außerdem fünf weitere Personen. Den Katen bewohnt Jacobs Vater der alte abgedankte 77jährige Bauer Adam Milhahn mit seiner zweiten Frau Sophia Wasmuth und deren gemeinsamen 16jährigen Sohn Friedrich Milhahn, der als Schneiderbursch aufgeführt wird. Ebenfalls auf dem Gehöft IV wohnen Adams einzige Tochter Elisabeth Bamm gemeinsam mit ihrem Ehemann Ahrent Bamm. Nirgendwo anders im Dorf gibt es so viele erwachsene Personen auf einem Gehöft.

Die spätere Ehefrau von Adams Sohn aus zweiter Ehe Adam Friedrich Milhahn, der zu diesem Zeitpunkt 20 Jahre alt ist, Anna Maria Bünger aus Teterow arbeitet als Magd bei Krüger Christian Cosboth in Klaber. Adam Friedrich selbst wird allerdings nirgendwo genannt. Möglich, daß er bereits in Teterow lebt und arbeitet, dessen Beichtkinderverzeichnis nicht detailliert alle Namen der Bewohner aufführt. Es kann aber auch sein, daß er gerade zum Militär eingezogen ist. Der dritte Sohn Adams aus zweiter Ehe der 22jährige Johann Daniel Milhahn wird bei den beiden Drescherfamilien des Dorfes mitangeführt, die zu seiner Verwandtschaft gehören.

Im Vergleich zum Beichtkinderverzeichnis von 1704 ist auffallend, das viele Mitglieder der Großfamilie, wie Cousins, Cousinen, Neffen oder Nichten, die nicht zum engeren Umfeld des Gehöftserben gehören, nicht mehr durch den Bauernhof mitversorgt werden können, sondern sich als Tagelöhner oder Drescher verdingen. 1704 gibt es in Groß Wokern nur einen einzigen Drescher, 1751 sind es bereits drei, die zum Zeitpunkt beider Beichtkinderverzeichnisse allesamt zur Familie Milhahn gehören. Die Familie hat sich gegenüber der Erhebung von vor fünfzig Jahren allerdings auch sehr vergrößert und ist jetzt fest im Dorf verankert.

Sowohl der alte Bauer Adam als auch sein Sohn Jacob werden jeweils acht Mal zu Taufen gebeten, ihre Frauen insgesamt 15 Mal. Adam ist 1718 sogar Taufpate bei einer Tochter des Pächters Jacob Wies in Klein Wokern, die Frau des folgenden Pächters Arend Moritz Töppel wird 1725 und 1737 zu Taufen von Töchtern Johann und Jacob Milhahns gebeten. Neben zahlreichen Hauswirten ziehen die beiden Milhahns mehrmals den Küster Lühtke, den Krüger Schönfeldt aus Mamerow und den Zimmermann Peter Jörß als Gevattern für die Taufen ihrer Kinder heran. Beide haben soziale Kontakte vor allem zu den Hauswirtsfamilien Knegendorf, Burmeister und Warkentin. Ihr Ansehen im Dorf muss recht hoch sein, mehrmals werden sie als Zeugen befragt, sind bei der Übergabe von Inventarien oder in Streitfällen anwesend. Die Rolle als Zeuge kommt vor allem Adam zu, da er mit letztendlich etwa 84 Lebensjahren bei weitem der älteste Einwohner im Dorf ist. Liegen die Kontakte Adams zu anderen Hauswirtsfamilien noch mehr im nachbarschaftlichen Bereich, so erweitern sie sich mit Jacob auf fast das ganze Dorf. Er hat - neben den Familien Knegendorf, Burmeister und Warkentin, die schon zum engeren Freundeskreis seines Vaters gehörten - gute Beziehungen zu den Hauswirten Schmitt und Behrent. Mit der Verheiratung zweier seiner Kinder in die Hauswirtsfamilie Pagel und vor allem der Hochzeit seiner ältesten Tochter mit dem ältesten Sohn des Dorfschulzen Seemann erreicht sein Ansehen einen Höhepunkt. Elisabeth Dorothea Seemann wird für viele Jahrzehnte als Frau des Schulzen eine wichtige Funktion im Dorf einnehmen. Auch sie muss schon vor ihrer Hochzeit eine begehrte Person gewesen sein - zwei Mal wird sie noch als Unverheiratete zu Taufen bei den Cousins ihres Vaters Arent und Jochim Friedrich gebeten. Außerdem heiratet sie mit 29 Jahren außerordentlich spät, was auf eine wohlüberlegte Auswahl ihres späteren Ehemanns schließen lässt.

Direkter Nachbar vor dem Gehöft der Familie Milhahn ist der Bauer Hans Knegendorf, neben dem Milhahnschen Hof wohnt die Hauswirtsfamilie Jochim Burmeisters. Ab etwa 1730 richtet das Amt in Richtung der Wokerschen Kirche eine weitere Bauernstelle ein - so wird Johann Behrent neuer Nachbar des Milhahnschen Hofes.


Familienangehörige im Dorf

Johann Hinrich Milhahn ist der einzige Sohn von Jacobs Bruder Johann Jochim Milhahn. Er ist zu diesem Zeitpunkt 17 Jahre alt und arbeitet als Knecht auf dem Hof des Hauswirts Ahrent Bartels. Dieser ist der Sohn von Johann Jochims verstorbener Tante Trin, Schwester seines Vaters Adam. Johann Hinrichs 17jährige Zwillingsschwester Elisabeth Milhahn arbeitet als Magd bei Hauswirt Claus Knegendorf. Drei Jahre später wird er sterben, nachdem er vorher alle seine acht Kinder in jungen Jahren verloren hatte. Der Küster vermerkt diesen Umstand 1735 ausführlich im Kirchenbuch und nennt noch einmal alle Namen der verstorbenen Kinder.

Die auf dem Hof des Hauswirts Hans Knegendorf - direkt vor dem Milhahnschen Gehöft gelegen - lebende 71jährige Anna Milhahn ist wahrscheinlich die Witwe des früh verstorbenen Hans Milhahn. Er hatte das ehemalige Rostsche Gehöft für kurze Zeit bewirtschaftet, darum genießt Anna, eine geborene Rost, wohl das dortige Altenteil. Zwei Jahre später wird sie sterben. Anna hatte sich nie wieder neu verheiratet, obwohl sie bei Hans Tod erst Anfang Dreißig gewesen war. Auch eine Spur ihrer zu dem Zeitpunkt drei kleinen Kinder lässt sich nirgends finden.

Die Kinder von Adams jüngstem Bruder dem Schweinehirten Johann Milhahn, der mit nur 52 Jahren bereits 1736 verstorben ist, leben als Tagelöhnerfamilien im Dorf. Als Drescher arbeiten Jochim Friedrich Milhahn und Ahrent Burmeister, dessen Frau die einzige Tochter Johanns Lehna Maria ist. Jochim Friedrich ist mit Elisabeth Dorothea Burmeister, möglicherweise einer Schwester von Ahrent Burmeister, verheiratet. In ihrem Katen wohnt auch die Witwe Johanns Elisabeth Milhahn. Sie ist in etwa Mitte fünfzig. Auf dem domanialen Hof in Klein Wokern arbeitet Johann - der drittälteste Sohn der Familie. Ein weiterer Sohn von Adam Milhahns Bruder Johann, Arent Milhahn, arbeitet als Knecht bei Hauswirt Joachim Warckentin. Sein einziger Sohn der Weber Daniel Jochim Christopher wird später der Begründer einer Linie sein, die in Wokern Büdner, Häusler, Rademacher und Stellmacher stellt. Seine Nachkommen erweisen sich als sehr zahlreich und sind bis in unser heutiges Jahrhundert im Dorf Groß Wokern ansässig gewesen. Der älteste Sohn Johanns, David Milhahn wird als Katenbewohner im domanialen Dorf Groß Roge mit Ehefrau Catharina Hübbe aufgeführt. Nur wenig später wird er mit seiner Familie wieder nach Groß Wokern zurückziehen. Drei seiner Kinder gehen im jugendlichen Alter ab 1769 dann nach Mamerow und begründen dort eine eigene Großfamilie Milhahn, die durch Auswanderung nach Australien und Amerika sowie Wegzug nach Laage etwa hundert Jahre später jedoch im Dorf wieder verschwindet.

Von den Kindern des verstorbenen Claus Milhahn leben 1751 also nur noch der 77jährige Adam und seine Schwägerinnen Anna, Ehefrau von Hans Milhahn, und Elisabeth, Ehefrau von Johann Milhahn. Hans und Johann sind schon verstorben, obwohl beide jüngere Geschwister von Adam waren. Auch Adams einzige Schwester Trin starb bereits im Alter von etwa Anfang 40. 1725 heiratet ihr Witwer Hauswirt Ahrent Bartels ein zweites Mal. Adam selbst wird 83 Jahre alt werden und ein zu damaliger Zeit wahrhaft biblisches Alter erreichen.


Entfernte Verwandte der Familie Milhahn in der näheren Umgebung

Striesenow, das Dorf der Milhahnschen Vorfahren, gehört dem adligen Gut in Diekhof, das die Hahn auf Basedow besitzen. Der Pastor des Kirchenspiels Warnkenhagen hält folgendes fest: "Hier haben vor Zeiten 10 Bauren gewohnet und zu Anfang meines Predigamtes noch 7. Es hat aber der Herr Landrat von Hahn sämtliche Bauerhöfe niedergeleget und einen Hof wieder bauen lassen, sodaß statt 80 Beichtkinder nunmehro kaum 18 vorhanden sind." Nun, fünfzig Jahre nach dem letzten Beichtkinderverzeichnis und etwa 80 Jahre nach dem Erwerb des Dorfes durch die Besitzer Diekhofs, ist also kein einziger Bauer mehr vorhanden. Von der Familie Milhahn leben hier Claus Milhahn als Dienstbote auf dem Hof und Anna Maria Milhahn als Ehefrau des Hirten.

Peschendorf, in dem fünfzig Jahre zuvor noch Bauer Jochim Milhahn mit einer großen Familie wohnte, ist zu diesem Zeitpunkt überhaupt kein Dorf mehr. In einem drei Jahre zuvor erstellten Lehnbrief für Ludwig Achatz von Hahn wird Peschendorf als Meierhof von Diekhof bezeichnet. Der Pastor des Kirchspiels Recknitz hält nun - 1751 - fest: "ist nur ein Haus, wohnet ein Schäfer, gehöret unter Diekhof.". Dieser Schäfer ist Jochim Höpner, der die Schäferei mit seiner Ehefrau und einem Knecht betreibt. Die Schäferei liegt direkt an der Landstraße von Güstrow gegenüber einem Landstück, das als Peschendorfer Feld bezeichnet wird. Das Dorf verschwindet wohl im Zusammenhang mit dem Neubau des großen barocken Herrenhauses Diekhof um 1736, das südwestlich von Alt-Diekhof liegt. Heute befinden sich links und rechts eines Ackerstücks an der alten Dorfstelle noch zwei Niederungen. Die Schmettausche Karte von 1780 und auch die Messtischblätter hundert Jahre später verzeichnen den Ortsnamen noch, zeigen aber kein Dorf mehr an. Der Flurname Peschendorfer Feld beschreibt auf diesen Karten die Stelle, an der heute Diekhof-Siedlung liegt.

Milhahns werden aber in fast jedem Dorf des Hahnschen Besitzblocks um Diekhof genannt, so in Dieckhof, Liessow, Drölitz und Pölitz. Sie sind Dienstboten, Hofknechte, Bauernknechte oder Ehefrauen der Schweinehirten - aber selbst keine Bauern mehr. Die beiden Dörfer Striesenow und Peschendorf, in denen sie Generationen zuvor als Bauern wirtschafteten, haben sich in einen Hof verwandelt bzw. existieren nun nicht mehr. Nur Pölitz und Liessow sind noch Bauerndörfer mit jeweils acht und fünf Bauern. Zum Ende des Jahrhunderts wird ein Johann Milhahn endlich wieder in Liessow eine Bauernstelle besetzen. Etwa zur gleichen Zeit - 1780 - geht das Gut Diekhof von den Hahn Basedow an die Familie Wallmoden-Gimborn über. In ihrer Hand bleibt es bis 1845, dann wird es von der Familie von Bassewitz erworben. Der Besitzblock von Diekhof umfasst nun die Dörfer Striesenow, Liessow, Pölitz, Drölitz, Roggow, Krassow, Schweez, Schwiessel, Groß Bützin und Rabenhorst. Die von Bassewitz sind auch im Besitz von Prebberede, wo die Familie Milhahn bis ins 16. Jahrhundert hinein ansässig war.