Fotos des Klosters Rühn    Kloster Rühn und Warnkenhagen zur Zeit Jasper Mundts

Dorfanlage Warnkenhagen nach der Generalkarte des Grafen Schmettau etwa 1780
Am 15. Juni 1290 verleiht Heinrich, Fürst von Werle, in Schwaan dem Kloster Rühn das Dorf Wernekenhagen. Propst Dietrich hatte es zuvor von Mattias, Nicolaus und Gerhard Ketelhot gekauft. Dem Kloster werden die niedere Gerichtsbarkeit (kleinere Delikte wie Erbschafts-, Grenz- oder Eigentums-streitigkeiten) und ein Teil des höheren Gerichts (Halsgerichtsbarkeit) verliehen. Der andere Teil steht der Burg Bukow zu. Warnkenhagen liegt etwa 1 1/2 Meilen vom Klosterhof und fast genauso weit von der Burg in Bukow entfernt.  /5/  /12/

Die Dorffeldmark von Warnkenhagen grenzt im Norden und Westen an die ritterschaftlichen Güter Goldberg und Gnemern, im Süden an das klösterliche Bauerndorf Moltenow mit der späteren Meierei Ulrikenhof und das Kirchdorf Groß Tessin sowie im Osten an den Domanialhof Strameus, das Bauerndorf Glasin und die Poischendorfer Mühlenländereien. Die Feldmark wird im Norden und Süden durch die Waldgebiete Hegeholz bzw. Holzkoppel und Große Horst abgegrenzt. Die nördliche Hälfte der Feldmark Warnkenhagens durchzieht der Landweg von Gnemern nach Neukloster, südlich führen die Wege nach Groß Tessin und Moltenow hinaus. Im Zentrum dieser Wege liegt das in einem weit gezogenen Kreis angelegte Dorf Warnkenhagen mit seinen sechs Hufen, die sich auf siebzehn Bauern- und Kossatenstellen verteilen.

Das Kloster Rühn war 1232 durch den Bischof Brunward von Schwerin als zweites Frauenkloster des Landes gegründet worden, nachdem ein erster Versuch in Bützow fehlschlug. Seine Zuordnung zu einem Orden ist nicht gesichert, frühe Quellen nennen es ein Benediktinnerinenkloster, später wird es als Zisterzienserinnenkloster bezeichnet. Als einziges Kloster liegt es auf bischöflichem Stiftsland. Der Bischof selbst residiert in Bützow oder Warin. Bei seiner Gründung wird das Kloster mit reichem Landbesitz ausgestattet und kann diesen in den Folgejahren noch erheblich vergrößern. Am Ende des 13. Jahrhunderts gehören zu seinem Besitz die nah beim Kloster liegenden Dörfer Rühn, Pustohl, Nienhagen, Baumgarten und Peetsch sowie die etwa ein bis zwei Meilen nordwestlich des Klosters gelegenen Bernitt, Moltenow, Klein Sien, Warnkenhagen, Käterhagen, Bischofshagen, Hermannshagen und Jabelitz. Um die Städte Lübz, Wismar und Doberan gibt es noch einigen Splitterbesitz. In Rostock unterhält das Kloster einen Wirtschaftshof. Es betreibt auf seinen eigenen Ländereien Schweinemast, Hühner- und Schafhaltung, Pferdezucht, Fischfang und Holzgewinnung. Für das Bierbrauen wird ein Hopfengarten bewirtschaftet.

Der nordwestlich des Klosters gelegene Besitz muss besonders waldreich gewesen sein. Während die Ortsnamen Groß und Klein Sien bzw. Jabelitz auf ältere slawische Ansiedlungen hindeuten, sind Warnkenhagen und die beiden langgestreckten Bernitt mit Ober- und Niederhagen, der Hagen Altona sowie der Lange Hagen mit Hermannshagen, Bischofshagen und Käterhagen Rodungsdörfer deutscher Siedler.

Auch der Familienname Mundt entstammt dem mittelhochdeutschen Sprachraum. Das Mecklenburgische Urkundenbuch nennt ihn schon zu Beginn der deutschen Besiedlung fast ausschließlich im Raum Wismar und Neubukow. Mundts sind beispielsweise Bauern in Klein Siemen, in Parchow oder in Metelsdorf, aber auch Bürger in Wismar, Kaplan in Viecheln oder Ritter bei Heinrich II.. Die Bedeutung des Namens geht auf den Rechtsbegriff "munt" zurück, der Vormundschaft oder Schutzwalter eines Amtes bedeutet. Er kann aber auch auf ein auffälliges Körperteil bzw. besondere Gesprächigkeit oder Geschwätzigkeit zurückgeführt werden. Vielleicht mögen Mundts unter den ersten deutschen Siedlern im späteren Mecklenburg gewesen sein, denn gerade die Küstengebiete, das obodritische Kernland um Wismar und die Ländereien der großen Klöster werden frühzeitig besiedelt.

Warnkenhagens Kirchdorf Groß Tessin geht im Oktober 1275 aus dem Besitz des Klosters Rühn in den des Klosters Sonnenkamp im heutigen Neukloster über. Zwischen den Dörfern verläuft nun die Grenze des Einflussbereiches der beiden großen Klöster. Noch Jahrhunderte später nach deren Säkularisation wird es die Grenze zwischen den Ämtern Neukloster und Rühn, ab 1648 sogar die Landesgrenze zwischen Mecklenburg und Schweden, sein. Nach Norden schließt sich das Amt Bukow an. Warnkenhagen ist also Grenzdorf und liegt genau am Schnittpunkt dieser drei Ämter. Zum Kirchspiel Tessin gehören die Dörfer Groß Tessin, Babst, Perniek, Strameuß, Glasin, Lüdersdorf, Warnkenhagen, Hermannshagen und das spätere Käterhagen.

Am 19. April 1408 bezeugt Bischof Rudolph von Schwerin, dass die Klosterjungfrau Gese Fleischhauer das Leibgedinge, dass ihre Eltern für sich und ihre Tochter im Dorf Warnkenhagen gekauft haben, nach dem Tod ihrer Eltern dem Kloster Rühn übereignen will.

1465 verpfändet Herzog Heinrich von Mecklenburg für 600 Mark lübisch das Recht zur Einnahme der Bede und die hohe Gerichtsbarkeit für das Dorf Warnkenhagen und die Dörfer Poischendorf, Goldberg und Radegast. Das Pfandrecht für Warnkenhagen geht nach Rühn. Normalerweise gehört das Dorf nun vollständig dem Kloster, aber noch zweihundert Jahre später gibt es mit dem Domanialamt Bukow Streit um die Einnahme von Geldern aus der hohen Gerichtsbarkeit. Es ist wohl unklar, ob das Pfand durch den Herzog wieder eingelöst wurde oder nicht.  /7/  /12/

1495 reformiert Bischof Konrad von Schwerin im Auftrag des mecklenburgischen Herzogs Magnus die Verhältnisse des Klosters Rühn. Die ersten Vorboten der Reformation zeigen sich auch in Mecklenburg. Den Herzögen ist schon zu diesem Zeitpunkt bewusst, dass die katholische Kirche dringend einer Reformierung bedarf und die Insassen der Klöster wieder dem rechten christlichen Lebenswandel zugeführt werden müssen.

1525 erlässt Heinrich V. ein Rescript an seinen Lehnmann Jasper Fineke wegen geschehener Tötung eines seiner Angehörigen: weil Hans Mundt nicht Willens ist, wieder unter Dach zu ziehen und erbötig, sich mit Dir nach seinem Vermögen zu vertragen, so wolltest Du einen ziemlichen Abtrag, der ihm leidlich und erreichbar ist, von ihm empfangen, damit er nicht landflüchtig zu werden brauche.  /15/  Dieser Hans Mundt könnte ein Vorfahr der Mundts in Warnkenhagen sein, denn zu Anfang des 16. Jahrhunderts besitzt die ritterschaftliche Familie Fineke aus dem Nachbargut Gnemern Pfandrechte an einzelnen Hufen in Warnkenhagen. Jürgen Fineke ist von 1519 bis 1521 Rentmeister der Herzöge Heinrich V. und Albrecht VII. Er und sein Bruder Jasper Fineke nehmen 1516 an einer Versammlung in Wismar teil, in der die neue mecklenburgische Polizeiordnung verabschiedet wird. Jürgen Fineke ist mit der für damalige Verhältnisse ausgesprochen reichen Katharina von der Lühe, verwitwete von Alvensleben, verheiratet. Noch über einhundert Jahre später zahlt Jasper Mundt von seiner Hufe einen Pachtanteil an die Familie von der Lühe auf Büttelkow und Panzow, die zu den Erben des Lehns der Katharina Fineke gehören. Das lässt einen Zusammenhang zwischen jenem Hans Mundt, der offensichtlich den oben erwähnten Angehörigen Jasper Finekes erschlagen hatte, und der Familie Mundt in Warnkenhagen vermuten.

Unter Herzog Magnus werden die Kirchen des Schweriner Bistums 1542 und noch einmal zwei Jahre später visitiert. In diesem Zusammenhang werden auch die Verhältnisse in der Klosterpfarre Bernitt, in das auch Moltenow eingepfarrt ist, genauer untersucht. Der dortige Prediger Jürgen Salge wird als unwissend und unsittlich eingeschätzt. Er lebt mit einem berüchtigten Frauenzimmer zusammen und steht im Verdacht, die Kirche bestohlen zu haben. Daraufhin wird in Bernitt im gleichen Jahr vorerst das kleine Männlein mit Namen Dionysius und zwei Jahre darauf Pastor Johann Berg berufen. Aber auch Berg - zwar nicht ungeschickt - erweist sich als träge und predigte aus der Luft her ein eitel confusum caos. Allerdings werden ausgesprochen viele Pastoren des Bischofslandes kritisiert, sie lesen die Predigten und gar den Katechismus nur ab, können nicht singen, vom Pastor in Qualitz heißt es, er predigte so, daß sich 10 Hunde daran zu Tode gebellt hätten. Die Kirche in Bernitt ist die reichste Pfarre im visitierten Gebiet. Sie besitzt eine silberne und vergoldete Monstranz, beinahe 5 Pfd. schwer, 1 ganz und 1 zum Theil vergoldeten Kelch, 1 kleinen Kelch, mehrere silberne Spangen, dazu 1 Viaticum und 1 Pacifical. Ausgeliehen hatte Bernitt 209 Mark 10 Schilling Lübisch, außerdem besaß sie 16 Gulden l Schilling bares Geld. Um das Pfarrgehöft stand es allerdings schlechter, im Wohnhaus gab es immerhin zehn Glasscheiben, acht in der Stube und zwei in der Bettkammer.

Im Jahr 1549 beschließen die mecklenburgischen Herzöge Heinrich und Johann Albrecht gemeinsam mit den Ständen auf dem Landtag an der Sagsdorfer Brücke, die evangelische Religion für das Land Mecklenburg anzunehmen. Mit dieser Entscheidung ist auch die Säkularisierung der katholischen Landesklöster verbunden, deren Prozess in den einzelnen Klöstern unterschiedlich voranschreitet. Die Männerklöster werden schrittweise aufgelöst, die Frauenklöster in Stifte umgewandelt. In Rühn gibt es nur wenig Widerstand. Hier wirkt nach den Feststellungen eines Visitationsprotokolles bereits 1542 der evangelische Geistliche Matthäus Blumberg, der fünf Jahre zuvor auch schon als Pfarrer von Frauenmark genannt wird. Für diese Kirche zwischen Parchim und Crivitz übt Rühn das Patronatsrecht aus.

Rühn gerät aber in die Auseinandersetzungen zwischen dem Güstrower Herzog Ulrich und seinem Bruder Georg um das Administratorenamt des Stiftslandes Schwerin. Als sich 1550 abzeichnet, dass Herzog Ulrich in dieses Amt gewählt werden würde, besetzt Georg das Kloster Rühn, um von dort aus Bützow zu belagern. Das Bützower Domkapitel flüchtet daraufhin nach Wismar und wählt am 26. März Herzog Ulrich zum Bischofsadministrator. Georg muss sich geschlagen geben.

1557 erlässt Herzog Ulrich eine Instuktion zur umfassenden Visitation des Stiftslandes. Er bestimmt für das Kloster Rühn, dass "hartnäckig papistisch gesinnte" Jungfrauen dort nicht geduldet werden, die übrigen aber bleiben können und sich bürgerlicher Kleidung bedienen bzw. sogar heiraten dürfen. In den folgenden zwanzig Jahren bleibt das Kloster ein recht loser Verband ohne klösterliche Ordnung. Auch die Stiftsdörfer verfallen zusehends, fast die Hälfte aller bäuerlichen Hufen sind unbesetzt. Die Steuereinnehmer klagen, dass sie in den Ämtern Rühn und Bützow keine Türkensteuer eintreiben können. Die Bauern sind in solcher Geldnot, dass sie selbst bei Androhung einer Pfändung keiner zum Zahlen bewegen kann. In vielen Dörfern liegt ein großer Teil der Bauernstellen wüst.

Im Amtsbuch des Klosters Rühn von 1579 befindet sich die Abschrift einer im Mai 1563 in Bützow ausgestellten Urkunde, die besagt, dass künfftliglich die Mühlenfuhren, Borgdienste, Ersatzfuhren und das hohe Gericht im Dorff Wernikenhagen bey dem Haus Bukow, der dritte Pfennig aus der hohen Gerichtsbarkeit, das niederste Gericht und die Straßengerechtigkeit aber beim Amte Rühn verbleiben soll. Genau diese Festlegung ist dann aber noch Jahrzehnte später immer wieder Streitpunkt zwischen den beiden Ämtern. So beschweren sich die Bauern einige Jahre später über unbefugte übermäßige Dienste und Holzfuhren in die Levitzow, die sie für das Amt Bukow leisten müssen. Rühn bittet daraufhin den Bukower Amtmann Heinrich Magnus Preen, daß ihr die armen Leute zum Warnikenhagen von Burgdiensten und Holzfuhren in die Levitzow gänzlich verschonet.  /4/

Im Jahre 1575 schenkt Herzog Ulrich das Kloster Rühn seiner Frau Elisabeth, die es umfassend restaurieren lässt und 1581 im Sinne der evangelischen Konfession als Stift mit einer neuen Klosterordnung eröffnet. Nun ziehen in Rühn - gegen ein Einkaufsgeld von 200 Gulden lübisch - adlige evangelische Jungfrauen oder betagte adlige Witwen, die das vierzigste Lebensjahr bereits überschritten haben, ein. Den neun zugelassenen Konventualinnen steht eine Priorin vor. Als erste wird Anna von Pentz ernannt. Die zugelassene Kleidung besteht aus schwarzem Rock, weißen leinenen Umschlagtüchern und weißen Schleiern. Die Konventualinnen können im Kloster Rühn relativ selbständig leben, ausgeprägtes klösterliches Gemeinschaftsleben findet nicht mehr statt. Sie dürfen ein eigenes Haus mit Garten und Hofraum bewohnen, erhalten zu ihrem Lebensunterhalt Geldhebungen, Getreide, Fische, vier Lämmer, ein Schwein und zwei Hühner. Die ehemaligen Klosterdörfer zahlen weiterhin ihre Pächte und Naturalien an das nunmehrige evangelische Stift Rühn. Frondienstverpflichtet sind nur die nah beim Kloster liegenden Dörfer, alle weiter entfernten zahlen Dienstgeld nach Rühn, denn hier gibt es keinen Klosterhof - der Hof in Hermannshagen befindet sich etwa seit dieser Zeit im Pfandbesitz des Jürgen von Preen. Die Aufsicht über die Klosterdörfer führt ein Provisor, unter ihm stehen Küchenmeister, Amtsschreiber, Wademeister, Feuerböter und Köchin.   /12/

Das Amtsbuch des Klosters Rühn aus dem Jahre 1579 nennt für Warnkenhagen die sechs Bauleute Techentin, Mundt, Kurlewage, Thimm, Chim und Drewes Engelcke, außerdem die elf Kossaten Ridewich, Kurlewage, Bouwer, Mundt, Zernow, Timm, Schnelle, Haker, Gast, Dedewich und Steinhagen. Aus diesem und allen später erstellten Amtsbüchern lässt sich rekonstruieren, dass die Stellen 1, 2 und 3 in Richtung Norden gegen Goldberg liegen, 4 bis 7 in Richtung Gnemern und Moltenow, 8 bis 14 in Richtung Süden gegen Groß Tessin und 15 bis 17 in Richtung Glasin und Poischendorf. Die Zählung um den Dorfplatz erfolgt im Urzeigersinn begonnen beim Schulzengehöft. Alle Bauernstellen sind mehr nach Norden ausgerichtet, die Kossatenstellen mehr nach Süden. Das mag mit der Beschaffenheit der Feldmark zusammenhängen. Im Süden gibt es weit weniger brauchbares Ackerland, dafür Moore, wie das Bargs und das Fledercampsmoor, und ausgedehnte Bruchgebiete, wie das Mulsowsches Bruch, die Holtzkoppel, das Schaarbruch und das große Driebergsbruch. Im Norden liegt zwar das Waldgebiet Hegeholtz, aber Brüche sind hier nur das Kiefland und der Kleine und Große Oberteich. Das Kloster Rühn hat das Anrecht auf die weiche Hölzung im Warnkenhäger Bruch - unklar ist, welches Bruch damit gemeint ist.

Die Abgaben aus der hohen Gerichtsbarkeit gehen an das Amt Bukow, nur der dritte Pfennig gehört nach Rühn. Das Bukower Amt verlangt seit ungefähr zwölf Jahren wieder die alten Dienste von jährlich zwei Tagen zu Fuß. Der Amtmann Heinrich Magnus Preen lässt sie sogar durch Pfändung erzwingen, obwohl doch die Verträge anderes besagen, auch alle Siegell und briefe nachweisen. Auch die Königsbede und Nabede gehen nach Bukow. Das niedere Gericht, die Straßengerechtigkeit und die Hofdienste gehören nach Rühn, dafür geben die Bauern und Kossaten aus Warnkenhagen Dienstgeld. Nach Rühn wird auch das Pachtgeld abgeführt, ebenso sechzehn Schilling Weidegeld wahrscheinlich für das Mönnikenland - zwischen Klein Sien, Moltenow und Warnkenhagen auf der späteren Feldmark Ulrikenhof gelegen. Pacht- oder Rauchhühner und ein Topf Flachs liefern die Bauern und zum Teil auch die Kossaten. Nur bei den wüsten Hufen wird das Pachtgeld zum Teil noch in Kornpacht aufgeführt. An das Amt Bützow liefert die Dorfschaft Warnkenhagen zum Ablager nur fünfzig Brote, außerdem ein Drömt neun Scheffel Hafer zum Gebrauch für den Voigt, sonsten haben die Jeger da keine Lager oder Jagt. Die meisten anderen Dörfer des Stiftlandes haben für Ablager und Große Jagd bzw. Hasen- oder Kleine Jagd wesentlich stärkere Belastungen zu tragen - sie liefern neben Brot und Hafer, Hühner, Bier, Butter, Fische (Rotschar eine Art Stockfisch), Lämmer, Rindfleisch, Schafe und anderes.

Zu den Dörfern des Klosters Rühn in der Umgebung von Warnkenhagen gehören außerdem Lütken Tessin mit sechs Bauern und fünf Kossaten, Jabelitz mit vier Bauern und drei Kossaten, Hermannshagen oder Bischoffshagen mit sechs Bauern und drei Kossaten, Molthena mit sechzehn Bauern und einem Kossaten und Barnit mit einundzwanzig Bauern und dreizehn Kossaten. Der Hof Hermannshagen wird nur kurz neben Bischofshagen erwähnt, Käterhagen wird gar nicht genannt, denn seine Höfe und Hufen sind zusammen mit Hermannshagen noch immer an die Familie Preen verpfändet.  /4/

1596 verkauft Vollrath von Preen den großen Wirtschaftshof in Hermannshagen mit der Meierei, der Wassermühle und der Schäferei, den Höfen und Hufen im Hagen, der hohen und niederen Gerichtsbarkeit für 15.000 Gulden wieder an Herzog Ulrich. Die genaue Aufteilung dieses Gutskomplexes ist aus heutiger Sicht recht kompliziert zu rekonstruieren. In der Stiftungsurkunde des Klosters Rühn von 1232 heißt es Duzcin mit dem langen Hagen, so von Duzcin gehet nach Glambeke werts. Das würde eine Dorfanlage über mehrere Kilometer hinweg bedeuten - nicht ungewöhnlich, auch Bernitt ist mit dem Ober- und Unterhagen und dem in der Gründungsurkunde genannten Hagen Altona ein langgestrecktes Hägerdorf. Im Landbuch des Klosters von 1579 steht über dem Langen Hagen als Überschrift Hermannshagen oder Bischofshagen. Der Lange Hagen teilt sich zu dieser Zeit wahrscheinlich in den Hof Hermannshagen, die Meierei Bischofshagen mit einigen Bauernstellen und den Hagen mit Bauern- und Kossatenstellen auf. Dieser Hagen umfasst die Bauernstellen des heutigen Käterhagens. Schon am Ende des 17. Jahrhunderts taucht für den Hagen der Name Käterhagen auf, die Bauernstellen in Bischofshagen sind zu dieser Zeit fast vollständig gelegt. Der Ort ist heute von der Landkarte verschwunden, nachdem der fast schon bedeutungslose Hof 1876 abbrennt und nicht wieder aufgebaut wird.

1599 gibt es in Warnkenhagen einen Hexenprozess gegen Gese Haker und ihre Tochter, der allerdings für beide mit einem Freispruch endet. Sie stammen wohl aus der Familie des Kossaten Hans Haker, den das Amtsbuch von 1579 auf Stelle 14 nennt. Spätestens 1632 gehört der Hakersche Hof zu den drei Kossatenstellen, die schon frühzeitig vor dem Dreißigjährigen Krieg wüst fallen und nie wieder besetzt werden.

1602 wird für den Hof Hermannshagen ein Inventarium aufgestellt. Er besteht aus dem Wohnhaus mit Schornstein, Hausdiele, Sommergesette, Stuben, der Kammer für den Hofmeister, diversen anderen Kammern, einer Molkenkammer, Keller und Speisekammer, einem Häkerstall, einem Backhaus und der Mühle mit Stube und Schlafkammer. Auf dem Hof arbeiten ein Hauptmann und der Küchenmeister, mehrere Mägde, der Hoffmeister und die Bauwmutter, der Müller, weiterhin Häker, Hirten und Dröscher.  /4/

In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges wechselt der Hof mehrfach seinen Besitzer. Während der kurzen Herrschaftszeit Wallensteins - die Herzöge Adolf Friedrich, Johann Albrecht und auch der Administrator des Stiftslandes Ulrich III. Prinz von Dänemark sind außer Landes geflüchtet - wird 1628 Heinrich Husanus mit dem Hof belehnt. Husanus ist der Sohn des ehemaligen mecklenburgischen Kanzlers gleichen Namens, er selbst war mecklenburgischer Rat und Gesandter und tritt 1618 in kaiserliche Dienste. In dieser Funktion verweist er zunehmend auf eine Mitschuld der mecklenburgischen Herzöge daran, dass der Kaiser sie ihrer Ämter enthebt. Adolf Friedrich beschwert sich denn auch, daß Heinrich Husanus sich gar leichtfertig allda gehalten und ihnen alle Gelegenheit gesagt, wie sie könnten in unser Land kommen. Unter dem nunmehrigen Herzog Wallenstein empfängt Husanus eine große Menge Vieh, sein jüngster Sohn Carl Victor wirtschaftet für kurze Zeit in Hermannshagen und behält ein Drittel der Tiere bei sich. Den Rest treiben die beiden älteren Brüder auf das väterliche Gut Tessin bei Boizenburg. Als jedoch die schwedische Armee im Sommer 1630 in Mecklenburg landet, flüchtet Carl Victor Hals über Kopf und lässt das gesamte Vieh wegtreiben. Ein nur wenig später erstelltes Inventarium hält fest, dass Hermannshagen fast ruinirt, weder Vieh, noch ander Hausgeräth das geringste vorhanden, weil solcher Hof von einem Knecht, so Husanus bei sich gehabt, ganz bestohlen worden. Nun nehmen die Schweden Hermannshagen unter ihre Verwaltung und Gustav Adolf verschenkt den Hof um die Erntezeit 1632 an seinen Oberstlieutenant und seines Frauenzimmers Hofmeister Adam Heinrich Pentz. Der ehemalige Schäfer aus Hermannshagen Adam Pleße und der Hofmeister Arend Bützow, die von diesen Ereignissen ausführlich berichten, werden von ihm aufgefordert, auf dem Hof zu verbleiben bzw. sich mit ihren Schafen wieder von Klein Sien auf die Schäferei nach Hermannshagen zu begeben. Beide stehen zwischen den Fronten, entscheiden sich aber in diesem Gewissenskonflikt, in Diensten des Klosters zu bleiben.   /13/

Anfang Juli 1629 müssen die Ämter Rühn, Schwaan, Bützow und Doberan für die Abreise Wallensteins aus Mecklenburg und seine viertägige Hofhaltung in Schwerin 167 Drömt Hafer und die für den Transport notwendigen Bauernwagen zur Verfügung stellen. In Schwerin soll alles dem Hauptmann Joachim von der Lühe übergeben werden. Wallenstein, gerade erst offiziell mit Mecklenburg belehnt, reist nach Böhmen, um Intrigen des dortigen Adels entgegenzutreten. Nie wieder wird er mecklenburgischen Boden betreten, 1630 setzt der Kaiser ihn als Obersten Heerführer ab, Anfang 1634 wird er in Eger ermordet.

Im Verzeichnis dero zum Closter Ambte Rühn gehörigen Dörfer undt Underthanen aus dem Jahr 1632 werden in Warnkenhagen die sechs Bauleute Chim Techentin, Jasper Mundt, Chim Steffens, Paul Schröter, Chim Timm und Claus Schröter und die sieben Kossaten Jacob Bürger, Carsten Vogelsangk, Hanß Kurlewage, Cheel Techentin, Chim Kordeß, Jasper Kurlewage und Hanß Engelcke genannt. Die Kossatenstelle von Hanß Steinhagen liegt wüst, aber noch drei weitere Kossatenstellen müssten unbesetzt sein, da das Dorf sechs Hufen hat, welche unter die 6 Bauleute undt unter die 11 Cossaten vertheilet undt keine eigentliche nachricht wie viele davon zubauwen hatt. Wüst sind wahrscheinlich auch die Kossatenstellen Dedewich, Haker und Chim Timm. Einige der Kossaten haben schon etwas mehr Ackerland in Bewirtschaftung - sie werden als Halbpfleger, auch als Baumann bezeichnet und nutzen wohl die wüst liegenden Stellen mit. Ein etwas später erstelltes Register schreibt jedem Warnkenhäger Bauern eine halbe Hufe Land zu.

Die Bauern haben im Durchschnitt nur sieben Scheffel Roggen gesät, die Kossaten etwa drei Scheffel. Die Saat für Gerste, Hafer und Erbsen ist weder bei den Bauern noch bei den Kossaten vorhanden. Nur einige wenige haben einen kleinen Vorrat an Roggen. Im ganzen Dorf gibt es nur sechs Pferde und ein Fohlen, davon allein drei Pferde beim Schulzen Chim Techentin. Die anderen Bauern und nur wenige Kossaten haben einen Ochsen, einige Kühe, Kälber und ein paar Schweine. Fast jeder der Warnkenhäger Bauern und Kossaten hat aus dem Wirtschaftsjahr von 1632 auf 1633 dem Kloster Rühn gegenüber Schulden an Geldpächten, Pachtgeld für Roggen und Gerste, an Roggen, Gerste, Hafer, Pachthühnern oder Flachs.  /4/

Ein undatiertes Aktenstück über die Zugehörigkeit des Dorfes Warnkenhagen lässt sich in etwa in das Jahr 1633 einordnen. In Warnkenhagen sind noch wie im Jahr zuvor dreizehn von siebzehn Bauern- und Kossatenstellen besetzt, außerdem muss noch niemand Frondienste leisten, diese werden erst ab dem folgenden Jahr fällig. Diese Quelle geht im Unterschied zu der aus dem Vorjahr hauptsächlich auf die Abgaben der Warnkenhäger ein. An das Amt Bukow werden Königsbede und Nabede bezahlt. Die Königsbede beträgt für die Bauern zwischen 17 Schilling und 1 Gulden 3 Schilling, die Kossaten zahlen keine Königsbede. Die Bauern geben an Nabede 16 Schilling, außer Jasper Mundt, der als einziger einen Gulden bezahlen muss, die Kossaten entrichten durchweg 8 Schilling 4 Pfennig. Pacht und Dienstgeld gehen nach Rühn, die Bauern zahlen 16 Schilling Dienstgeld, die Kossaten 1 Schilling 8 Pfennig, der Schulze ist wegen der Schulzenschaft vom Dienstgeld befreit. Die Pachtsumme ist sehr unterschiedlich bemessen und reicht von nur 4 Schilling bis zu 1 Gulden 17 Schilling. Die Bauern mit einer geringen Geldsumme zahlen ihre Pacht noch in Korn in Form von Roggen, Gerste und Hafer. Alle Bauern liefern zusätzlich ein Rauchhuhn und einen Topf Flachs, die Kossaten zum Teil sechs bis zehn Pachthühner. Der Schulze von Warnkenhagen gibt zwölf Schilling Pacht für das Mönnicks Landt und zahlt außerdem 18 Schilling Kruggeldt. An das Amt Bützow liefern alle Warnkenhäger Brot und Grünen Hafer zum Ablager, beides wird nach Bützow geholt, denn Jagd gibt es im Dorf nicht.  /4/

Da das Kloster Rühn den Hof Hermannshagen nach der wechselnden Inbesitznahme durch kaiserliche oder schwedische Getreue offensichtlich verloren glaubt, beginnt es ab 1634 damit, in Bischofshagen, einem ehemaligen Bauerndorf mit sechs Bauern, drei Kossaten und einem kleinen Meierhof, einen neuen Wirtschaftshof einzurichten. Bischofshagen liegt nur etwas südlich von Hermannshagen und ist wohl die in den Verpfändungsakten an die Familie Preen ursprünglich zu Hermannshagen gehörende Meierei. Die meisten Stellen im Dorf sind wüst. Das zwei Jahre zuvor erstellte Verzeichnis des Amtes Rühn beschreibt den Meierhof als sehr ruiniert und darauf weder an Vieh noch andern Hausgeräth. Zum Hof gehört eine kleine Mühle mit einem Gang dabey wenig Vorrath, allein was gering noch in der Mattkiste vorhanden. Es gibt eine Schäferei, die allerdings unbesetzt ist und auf der kein Vieh vorhanden ist. Wahrscheinlich handelt es sich hierbei um die Schäferei des oben genannten Adam Pleße, der sich mit seinen Schafen in Klein Sien aufhält.  /6/ 

Auf Verordnung der Domina des Klosters war der ehemalige Hofmeister Arend Bützow sofort nach dem Verlust des Hofes Hermannshagen auf die leere Schulzenstelle des Dorfes Bischofshagen gesetzt, auf der er nun einen neuen Hof errichten soll. Er lässt die unbesetzten Hufen in den ersten Jahren durch die übriggebliebenen Bauern aus Klein Sien und Bischofshagen bestellen. Alle nordwestlich des Klosters Rühn gelegenen Dorfschaften, die in früheren Jahren vom Frondienst befreit waren und aufgrund der weiten Entfernung zum klösterlichen Bauhof in Rühn nur Dienstgeld zahlten, leisten nun Frondienste in Bischofshagen. Dem Wirtschaftshof werden die beiden übriggebliebenen Bauern aus Bischofshagen, weiterhin die Dörfer Moltenow, Klein Sien, Warnkenhagen, Jabelitz und Hagen frondienstverpflichtet.  /12/

Doch im April des gleichen Jahres tritt Adam Heinrich Pentz dem Schweriner Herzog unerwartet die Rechte am Hof Hermannshagen gegen das Gut Setzin und 15.000 Gulden in bar wieder ab. Noch lange Zeit versucht Heinrich Husanus durch einen Prozess vor dem Reichskammergericht seinen ehemaligen Besitz wiederzuerlangen, doch spätestens mit dem Westfälischen Friedensschluss muss er sich geschlagen geben. Der Hof ist wieder vollständig im Besitz des Herzogs, wird dem Kloster Rühn jedoch vorläufig nicht zurück übereignet.

1635 gibt es in Warnkenhagen sechs Bauern- und elf Kossatenstellen, von denen fünfzehn Stellen besetzt sind. Das Kontributionsregister nennt den Schultzen und die Bauern und Kossaten Jaspar Mundt, Cordt Engelke, Drewes Timm, Paull Schröder, Chim Timm, Jacob Bünger, Hanß Rehwage, Cheel Techentin, Drewes Engelke, Hans Wichmann, Clauß Schröder, Chim Kordeß, Hanß Engelke und Jürgen Timm. Der Schultze ist zugleich Krüger, außerdem steuert noch ein Schneider. Die Bauern haben jeweils eine halbe Hufe Land in Pacht. Die gesamte Feldmark ist nur sechs Hufen groß. Obwohl es um den Besitz des Hofes Hermannshagen schon einige Wirren gegeben hatte, stehen doch die schlimmsten Jahre des Dreißigjährigen Krieges erst unmittelbar bevor.  /4/

1636 hat der nun funktionierende Hof in Bischofshagen bereits Einnahmen von Weizen, Roggen, Gerste, Hafer und Erbsen, vom Rindvieh, Schafvieh, Schweinen, Gänsen, Hühnern, indianischen Hühnern, kleinen Hühnern, von Eiern, Butter, Milch, Käsebutter und Wolle, aus Schäferpacht sowie Schnitt- und Gerbfellen. Besoldet werden ein Hofmeister, die Meyersche, Mägde, Hirten und Gänsehirten. An den Küchenmeister zu Bützow muss Bede gezahlt werden für die wüsten Hufen, so zum Hofe gelegt.

Ausgaben werden unter anderem für den Kirchendiener, die Besoldung des Gesindes, Hering und Salz aus Rostock, Hammel und Hammellämmer, Schafe sowie Lämmer gemacht. Die Bautätigkeit scheint recht rege zu sein, denn Rechnungen gehen an Zimmerleute, Mauerleute, Kleinschmiede, Grobschmiede, Glaser, Buttichenmacher, Discher, gezahlt wird für Mauer- und Dachsteine, Bretter und Radtschare aus Wismar.  /4/

Spätestens bis 1647 kehren nach Warnkenhagen als erste die Bauern Hans Techentin, Cheel Engelke und Hinrich Cladow auf die Höfe eins, drei und fünf und die beiden Kossaten Jacob Techentin und Hans Cladow auf die Stellen elf und acht zurück. Vier Jahre später kommt als Kossat Josias Rönnfeldt auf Stelle dreizehn hinzu. Im folgenden Jahr kehren als letzte der Bauer Jasper Mundt auf Hof zwei und der Kossat Drewes Timm auf Hof neun zurück. So sind nun im Laufe der Jahre nach dem Krieg die vier Bauernstellen eins, zwei, drei und fünf wieder besetzt, von den Bauernstellen vier und sechs wird der Acker durch Claus und Hinrich Cladow mitgenutzt, sie werden nie wieder eigenständig besetzt. Kossaten wirtschaften auf den vier Höfen acht, neun, elf und dreizehn, die übrigen werden von Cheel Engelke, Josias Rönnfeldt, Claus Cladow und Jacob Techentin mitgenutzt oder liegen gänzlich wüst. Alteingesessen sind die Familien Techentin, Mundt, Engelke und Timm, nur die Familien Cladow und Rönnfeldt waren vor dem Dreißigjährigen Krieg nicht in Warnkenhagen ansässig. Vollkommen verschwunden gegenüber 1579 sind die Familien Redewech, Bouwer, Ternow, Schnelle, Haker, Wast, Dedewich und Steinhagen und gegenüber 1635 die Familien Schröder, Bünger, Kordeß, Kurlewage und Wichmann. Fast alle sind Kossatenfamilien.

Mit Beendigung des Dreißigjährigen Krieges durch den Westfälischen Frieden kommen ab 1648 die Stadt Wismar mit Poel und das Amt Neukloster an Schweden. Die ehemalige Ämtergrenze verläuft nun als Landesgrenze mitten durch das Kirchspiel Groß Tessin zwischen den Feldmarken von Warnkenhagen auf mecklenburgischer Seite bzw. Groß Tessin und Glasin auf schwedischer Seite. Das ehemalige Stiftsland Schwerin wird entsprechend den Vorschriften des Westfälischen Friedens vollständig säkularisiert und dem Herzogtum Schwerin als Territorium einverleibt. Die Einkünfte aus den Dörfern und Höfen des Klosterstiftes Rühn gehen nun an die herzogliche Kammer in Schwerin.

Ab 1654 richtet der Schweriner Herzog Adolph Friedrich vier Jahre vor seinem Tod das Kloster Rühn als Versorgungsstätte für seine unverheirateten Töchter ein. Nach dem Ableben der letzten Domina Catharina Moltzahn setzt er als erste Regentin seine 29jährige Tochter Sophie Agnes ein. Diese hatte eigentlich Erdtmann August zu Brandenburg-Bayreuth heiraten sollen, der jedoch plötzlich verstirbt. Sophie Agnes lebt daraufhin mit Unterbrechungen bis zur ihrem Tode 1694 in Rühn. Die alte Klosterordnung Herzogin Elisabeths bleibt bestehen.

Etwa 1654 verfestigen sich in Warnkenhagen acht Bauernstellen. Sämtliche später als obere Hauswirte Bezeichneten wirtschaften auf den alten Bauernstellen eins Techentin, zwei Mundt, drei Engelke und fünf einst Engelke jetzt Cladow unter Mitnutzung der wüsten Kossatenstellen sieben Redewech, fünfzehn Wast, siebzehn Steinhagen und der Bauernstelle sechs Timm. Hof fünf Cladow erhält später die Numerierung vier. Sämtliche unteren Hauswirte entstehen auf den alten Kossatenstellen acht Kurlewage, neun Bouwer, elf Ternow und dreizehn Schnelle unter Mitnutzung der wüsten Kossatenstellen zehn Mundt, zwölf Timm, vierzehn Haker, sechzehn Dedewich und der Bauernstelle vier Kurlewage. Sie erhalten später die Numerierung 5 bis 8. Im Dorf gibt es neben den Bauern und Kossaten noch einen Hirten.

Auf dem Wirtschaftshof in Bischofshagen stehen nun zwanzig Jahre nach seiner Einrichtung ein Bauhaus, eine Scheune, ein Schweinehaus, ein Backhaus, ein Kellerhaus und ein Hühnerstall. Die wüsten Bauernstellen aus Bischofshagen und Klein Sien sind zum Hofland gelegt und mit Korn besät, an Wiesenheu liefert das Land jährlich 60 Fuder. Der Garten ist mit jungen Obstbäumen bepflanzt und auf den wüsten Bauernhöfen wächst etwas Hopfen für den Eigenbedarf. Auch in Warnkenhagen gibt es die Flurbezeichnungen Hoppenhof und Hoppenhofs Wisch am nordöstlichen Dorfausgang in Richtung Poischendorf. In Bischofshagen werden Kühe, Schweine, Gänse und Hühner gehalten allerdings noch nicht in dem Ausmaß wie es ursprünglich gedacht war. Die Schweine finden genügend Mast in den Laubwäldern auf dem Bischofshäger und Jabelitzer Feld. Nah beim Hof, ungefähr einen Musketenschuß weit entfernt, befindet sich eine Schäferei mit vierhundert Schafen und einhundert Stück Butenvieh für den Schafmeister. Die Schäferei besteht aus Wohnhaus, Schafstall, Backhaus, Wagenschauer, zwei Pferdeställen und einem Käsehaus.

Jetzt hat Bischofshagen wohl seine volle Wirtschaftskraft erreicht, aber 1655 stärkt Adolph Friedrich noch einmal den Besitzstand des Klosters, indem er ihm auch den Hof Hermannshagen endgültig zurück übereignet, so lange ein fürstliches Fräulein des Hauses Meklenburg Regentin des Klosters Rühn sein wird. In der Rückgabeurkunde geht er noch einmal darauf ein, dass der Hof von alters her dem Kloster gehört habe, bei dem vorigen Kriegswesen aber mal von der einen mal von der anderen Partei verpfändet gewesen sei. Nun möchte der Herzog dem Kloster alles, was ihm von alters her zugestanden habe zurückgeben und der Hof Hermannshagen wird Sophie Agnes mit allen seinen Pertinencien, Äckern, Wiesen, Unterthanen, Holtzungen und Jagden übereignet. Nur die von Guntersberg haben noch eine Hypothek auf dem Gut. Ein Jahr später bestimmt der Herzog, dass alle Kontributionen der Stiftsdörfer, die seit der Säkularisierung in die herzogliche Kammer nach Schwerin flossen, nun wieder ausschließlich zur Erhaltung der Klostergebäude in Rühn verwendet werden müssen. Jabelitz und Hagen, das spätere Käterhagen, werden nun dem Hof in Hermannshagen zugelegt, die anderen Dörfer bleiben bei Bischofshagen. Einzig das große Bauerndorf Bernitt muss den weiten Weg zum Bauhof bei Rühn in Kauf nehmen.  /14/  /1/

1657 ziehen schwedische Truppen vom Königlichen Leibregiment durch das Amt Rühn. Sie stehen vom 13. bis 14 Juli mit 75 Pferden beim Kloster und die Schäden, die sie anrichten, sind beträchtlich. In Rühn werden ihnen Bier, Brodt, Speck, Saltz, Roggen und Hafer gereicht. Aus den Amtsdörfern verschwindet Vieh aller Art, die Soldaten holen Korn, Wagen, Ackergerät, Kleidung und Lebensmittel. Allein Warnkenhagen wird nicht unter den Geschädigten genannt.  /4/

Nach dem Tod ihres Vaters im Februar 1658 gerät Sophie Agnes sofort in Streit mit ihrem ältesten Bruder, dem nachfolgenden Schweriner Herzog Christian Ludwig, der sie als Regentin von Rühn nicht anerkennen will. Er lässt das Kloster unter seine Verwaltung bringen und die Klosterdiener auf ihn vereidigen. Sophie Agnes flüchtet zu ihrer Schwester Anna Maria nach Halle. Von hier aus strengt sie einen Prozess vor dem Reichskammergericht an.

Das Amtsbuch des Klosters Rühn von 1659 beschreibt alle Dörfer und Höfe des Amtes näher. In Warnkenhagen wirtschaften wie fünf Jahre zuvor die vier Bauern Hans Techentin, Jasper Mundt, Cheel Engelke und Hinrich Cladow, außerdem die vier Kossaten Claus Cladow, Drewes Timm, Jacob Techentin und Josias Rönnfeldt unter Mitnutzung aller anderen wüsten Stellen. Für die beiden wüsten Bauernstellen müssen zehn und sechzehn Gulden Ackerheuer bezahlt werden, die wüsten Kossatenstellen bringen ein bis zwei Gulden ein. Die hohe Gerichtsbarkeit für das Dorf Warnkenhagen gehört nach Bukow. Hierhin leisten die Bauern auch von alters her vier Tage Burgdienst zu Fuß alß 2 Tage im Frühejahr und 2 Tage im Herbst. Nur der dritte Pfennig aus der hohen Gerichtsbarkeit geht nach Rühn, weiterhin die Einnahmen aus der niederen Gerichtsbarkeit und die Dienste.

Vor Jahren taten die Warnkenhäger Bauern überhaupt keine Dienste, sondern zahlten dafür 16 Schilling Dienstgeld nach Rühn, doch nun dienen sie wöchentlich einen Tag mit dem Viehe und einen Tag mit der Hand, die Cossaten zwei Tage mit der Hand. Im Herbst und im Frühjahr müssen die Kossaten je einen Tag die Wend- und die Saatfurche mit dem Haken ziehen. Nur in der Ernte leisten Bauern wie auch Kossaten, so wie in allen anderen Dörfern, die ganze Woche Dienste. Die Bauleute verrichten Fuhren nach Wismar und Schwerin oder wohin man ihrer bedarff. Der Dienst wird auf dem Hof in Bischofshagen abgeleistet, der Schulze Hanß Techentin sagt den Bauern den Hofdienst an.

Die Hufenpacht wird an das Kloster in Rühn gezahlt: in früheren Zeiten ausschließlich Kornpacht, jetzt jedoch zum Teil in Geld. Außerdem erhält Rühn von jedem Bauern und Kossaten ein Rauchhuhn und einen Topp Flachs. Der Schultze hat noch immer einen Teil des Mönchfeldes in Pacht und zahlt dafür jährlich 12 Schilling nach Rühn.  /12/

Das Amtsbuch erwähnt noch einmal, dass der Hof in Bischofshagen 1634 angelegt worden ist. Er ist seit der Zeit an Arend Bützow für jährlich 725 Gulden verpachtet. Zum Hof gehören eine Schäferei mit 700 Schafen, die Fischerei und Rohrwerbung auf dem Groß Tessiner See, Wiesenwachs sowie harte und weiche Hölzung. Der Acker liegt in drei Schlägen wovon der erste Schlag die Marchow genannt, anderer Schlag die große Marchow genannt und dritter Schlag die Kalckfreye genannt. Nach Bischofshagen gehören die Dörfer Bischofshagen, Moltenow, Lüttendeßin und Warnkenhagen. Jabelitz und Käterhagen bleiben ungenannt, da sie seit 1655 wieder nach Hermannshagen dienen.  /4/

Im Frühjahr 1664 wird die Grenze zwischen dem Amt Neukloster und dem Klosteramt Rühn an den drei Feldscheiden nach dem Süden das Glasiner, nach dem Osten das Käterhäger Moor, nach dem Westen nach Lüderstorf vom Käterhäger Moor an bis zur Langen Horst besichtigt. Die Schützen berichten, dass die Gölliner und Lüdersdorffer Scheide bei der Langen Horst richtig sei und sich in dem Wasserlauf ein Stein befindet. Auf der Kalckhorst nach Lüdersdorf markiert eine Buche die Scheide. Die Scheide zwischen Strameus und Warnkenhagen ist auch richtig und gehet wann das Strameuser auffhöret, das Glasinsche wieder am Warnkenhäger bis an das Peuschendörfer, wo auch vor diesem ein Scheidepfost gestanden, so umgefallen.   /14/

1665 - nach sieben Jahren Prozessierens - entscheidet das Reichskammergericht, dass Christian Ludwig das Kloster Rühn an Sophie Agnes zurückgeben muss. Bei Nichteinhaltung des Urteils droht Christian Ludwig die Reichsexekution durch den Niedersächsischen Kreis, dem Mecklenburg angehört. Der Herzog gibt sich vorerst geschlagen. Im August des folgenden Jahres kann Sophie Agnes nach Rühn zurückkehren. Das Kloster befindet sich in schlechtem Zustand. Die Gebäude, der Garten, Teiche, Mühlen und Wiesen sind in den Jahren ihrer Abwesenheit ruiniert. Sophie Agnes lässt ein Stockwerk notdürftig für den Winter ausbessern und baut im folgenden Jahr die zerstörte Mühle, Brau- und Backhaus, Mältzboden, Stall und Waschhaus wieder auf. In der Nähe des Klosters lässt sie ein altes Gebäude und einen Stall abreißen und legt auf dem Gelände einen Lustgarten an, nah beim Wege entsteht ein Küchengarten. Im gleichen Jahr wird auch der Grundstein für ein neues Wohnhaus gelegt. Doch immer wieder muss sie sich in den Jahren ihrer Regentschaft mit dem Schweriner Herzog Christian Ludwig auseinandersetzen.  /14/