Zimmermann

Seit dem 16. Jahrhundert werden die Holzkonstruktionen der bäuerlichen Fachwerkhäuser nicht mehr durch die Bauern selbst errichtet sondern durch speziell ausgebildete Zimmermänner. Die Konstruktionen für die Wohnhäuser und Scheunen sind im Lauf der Zeit immer komplizierter geworden, nur noch kleinere Nebengebäude, Schuppen, Ställe und anderes baut der Bauer selbst. Außerdem verbrauchen Bauern, wenn sie als Laien improvisierte Konstruktionen errichten, wesentlich mehr Holz als versierte Zimmerleute.

Die Arbeit des Zimmermanns beginnt mit dem Schlagen des nötigen Bauholzes Anfang März oder Ende November. Als Bauholz wird meist Eiche verwendet, später aber auch Kiefer und Fichte. Wegen des Holzwurms müssen die Stämme etwa ein halbes Jahr im Wasser liegen. Anschließend werden sie auf dem Zimmerplatz mit der Zimmermannsaxt vierkant grob behauen und mit dem Zimmermannsbeil fein bearbeitet. Sind alle Balken, Zapfen und Holznägel für das zu errichtende Gebäude hergestellt, werden sie zum Bauplatz transportiert.

Die Errichtung des Fachwerkgerüstes auf dem Bauplatz setzt Kenntnisse in der Statik, im Abbund oder in der Berechnung genauer Winkel voraus. Wichtigstes Hilfsmittel des Zimmermanns ist dabei eine zwölfteilige Schnur, mit der bestimmte Schlüsselfiguren (Dreieck, Quadrat, Fünfeck, Sechsstern) abgemessen werden können.

Obwohl Zimmerleute die Leitung beim Bau der Konstruktionen übernehmen, bleibt die Hilfe des Bauern und seiner Nachbarn beim Hausbau unerlässlich. Sie unterstützen den Zimmermann zum Beispiel beim Richten des Holzgefüges, sind für das Klehmen der Wände und Decken, das Ausschlagen der Fußböden mit Lehm und das Decken des Daches mit Stroh verantwortlich.

Die einzelnen Gefache der Holzkonstruktion werden entweder mit Ziegeln ausgemauert oder mit Lehm verfüllt. Der Lehm muss mit Stroh, Sand oder Kuhdung vermengt werden, damit er haltbarer ist. Die Gefache werden mit Stakhölzern, zum Beispiel Weidengeflecht, ausgekleidet. Anschließend umwickelt man sie mit dem besonders langem Roggenstroh und bewirft sie mit Lehm. Um das Holzwerk wetterbeständig zu machen, wird es, meist mit Leinöl, gefirnisst, seltener mit Ölfarbe gestrichen.

Für das Decken des Daches wird fast ausschließlich das lange Roggenstroh verwendet. Dazu bindet man es zu fünf Pfund schweren Bunden (Schöfen) zusammen, staucht es mit dem dicken Ende auf der Erde und schneidet es mit einem Strohmesser auf die gleiche Länge.