Bleichen

Bleicher und Färber bearbeiten Stoffe und Leinwand nach dem Weben und machen sie versandbereit. Die Arbeit des Bleichers ist sehr ungesund, da ständig Chlor eingeatmet wird. In Teterow gibt es nachweislich seit dem 18. Jahrhundert zwei Färbermeister im Bach- und Mühlenviertel.

Naturbleiche

Die Bleiche ist ein ursprüngliches Verfahren, bei dem organische Farbstoffe allein durch Luft, Feuchtigkeit und Sonnenlicht zerstört werden. Vor dem Bleichen müssen alle sonstigen fremden Stoffe durch Waschen und Bäuchen gründlich beseitigt werden. Die so vorbereiteten Stoffe werden dann in feuchtem Zustand dem Sonnenlicht ausgesetzt, indem man sie auf Rasen ausbreitet. Der dem Boden entsteigende Wasserdampf und der Tau tragen zur Erhaltung der nötigen Feuchtigkeit bei. Ist die Luft zu trocken oder sind die Temperaturen zu warm, muss die Feuchtigkeit durch Besprengen vermehrt werden. Das ursprüngliche Grau schwindet mehr und mehr. Nach einigen Monaten tritt reines schneeiges Weiß hervor. Die Naturbleiche erfordert sehr lange Zeit und ist darum Ende des 19. Jahrhunderts fast vollständig durch die chemische oder Kunstbleiche verdrängt.

Nur Wachs muss weiterhin im Naturverfahren gebleicht werden. Es wird in geschmolzenem Zustand in dünnem Strahl langsam auf eine sich rasch drehende hölzerne Walze gegossen, die zur Hälfte in kaltes Wasser eingetaucht ist. So erstarrt es sehr schnell und nimmt die Form von langen, schmalen, dünne Bändern (Locken) an. Diese werden dann zur Rasenbleiche gebracht. Sind sie äußerlich weiß geworden, werden sie wieder eingeschmolzen, erneut zu Locken gemacht und zur Bleiche gebracht bis das Wachs durch und durch entfärbt ist.

Kunstbleiche oder chemische Bleiche

Vor dem Bleichen müssen die Stoffe wie bei der Naturbleiche gründlich gereinigt werden. Baumwollstoffe werden in schwacher Sodalösung gekocht und gebäucht. Wollstoffe werden in immer erneuertem Wasser mehrmals gewalkt. Seide muss in lauwarmem Seifenwasser gereinigt werden.

Baumwolle, Leinen oder Papier werden anschließend mit Chlorkalk gebleicht. Man stellt vom Chlorkalk eine schwache wässrige Lösung her, die in einen geräumigen Behälter gefüllt wird. Nun werden die an ein langes Band gehefteten Stoffe langsam durch die Lösung gezogen. Anschließend werden die Stoffe sofort in ein Bad mit verdünnter Salzsäure gebracht und gründlich gewaschen. Bei stark verfärbten Stoffen muss mehrmals hintereinander gebleicht werden.

Seide, Wolle, Haare und Stroh werden mit schwefliger Säure gebleicht. Man hängt sie in nassem Zustand in einem geschlossenen Raum auf, in dem durch Verbrennen von Schwefel gasförmige schweflige Säure erzeugt wird. Diese Säure wird von dem mit Wasser durchtränkten Stoff aufgesogen und zerstört die Farbstoffe. Möglich ist auch die zu bleichenden Stoffe so lange in wässrige Bäder von schwefliger Säure einzutauchen, bis sie entfärbt sind. Seide, Federn, Knochen und Haare können auch mit Wasserstoffsuperoxid gebleicht werden.

Talg, Palmöl und ähnliches bleicht man, indem man auf die geschmolzenen Stoffe eine verdünnte Lösung von Chromsäure unter kräftigem durchmischen einwirken lässt.

historische Literatur: Hummel: Färberei und Bleicherei (dt. von Knecht), 1891/Herzfeld: Das Färben und Bleichen, 1890/Fry: Anlage, Konstruktion und Einrichtung von Bleicherei- und Färbereilokalitäten, 1888/Joclet: Vollständiges Handbuch der Bleichkunst, Wien, 1895

(Quelle: Konversationslexikon, 1898)