Ackerbürger

Ackerbürger sind Stadtbewohner, die fast ausschließlich vom Betrieb einer kleinen Landwirtschaft leben. Manchmal, wenn die Stelle nicht zur Unterhaltung einer Familie ausreicht, betreiben sie im Nebengewerbe ein Handwerk.

Das Ackerland der Stadtbauern liegt innerhalb der städtischen Feldmark und wird in Zeitpacht, später in Erbpacht vergeben. Es ist oft kleiner als das der Bauern auf den Dörfern. Im Gegensatz zu ihnen besitzt der Ackerbürger aber das städtische Bürgerrecht und ist nicht so stark durch Frondienste belastet. Meist ist er auch im Besitz seines Hauses innerhalb der Stadtmauern und nicht wie der dörfliche Bauer nur Bewirtschafter einer Stelle, die eigentlich seinem Grundherren gehört.

Die Ackerbürgerhäuser befinden sich oft am Rand der Städte in der Nähe der Tore, damit die Ackerwagen nicht den allgemeinen Verkehr in der Stadt behindern. Sie sind durch fuderhohe Toreinfahrten gekennzeichnet und ähneln bis ins 18. Jahrhundert hinein stark den giebelständigen niederdeutschen Hallenhäusern - allerdings in verkleinerter Form. Auf den hinteren Hofstellen befinden sich Ställe und Scheunen.

Ab Mitte des 18. Jahrhunderts greifen in den Städten neue Bauvorschriften, die verhindern sollen, dass es zu verheerenden Stadtbränden kommt. Die Scheunen der Ackerbürger werden nun aus der Stadt verbannt und in Scheunenvierteln angelegt, die sich entlang der Ausfallstraßen befinden. Auch die Wohnhäuser baut man nun zunehmend traufseitig in Fachwerk und später massiv. Die Dächer werden nicht mehr mit Stroh sondern mit Ziegeln gedeckt.

Ackerbürgerstädte sind dadurch gekennzeichnet, dass das städtische Gemeinwesen weniger von Handel und Gewerbe als von kleinen Landwirtschaftsbetrieben gekennzeichnet ist. Die städtische Oberschicht von Fernhandelskaufleuten ist nur schwach oder gar nicht ausgebildet. Handwerker und Ackerbürger, die sonst eher eine Mittelschicht bilden, haben innerhalb der Stadtgemeinschaft einen höheren Stellenwert. Es gibt zahlreiche Märkte, auf denen mit Vieh und landwirtschaftlichen Produkten gehandelt wird. Mit der Industrialisierung siedeln sich Betriebe an, die landwirtschaftliche Produkte verarbeiten.